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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Zitadelle, aus der Menschen nicht wiederzukehren pflegten. Die Brustwehr befand sich in solcher Höhe, daß Linden die Bereiche der Sandbastei, die dahinter lagen, von unten nicht zu erkennen vermochte. Nur ein Zugang war sichtbar, ein weiteres wuchtiges Tor, das in einer Linie mit dem mittleren Tor des äußeren Sandwalls stand. Linden nahm an, Rire Grist werde darauf zureiten; statt dessen stieg er ab und erwartete offenbar, daß sie und Covenant das gleiche taten. Sofort sprang Cail in den Sand und half Linden aus dem Sattel; Hergrom ließ sich Covenant von Brinn herunterreichen und stellte den Ur-Lord auf die Füße, während Brinn behend absaß. Die Soldaten des Caitiffin führten die Pferde nach links davon; Rire Grist winkte die Gefährten in die Richtung zum Tor. Aus dem Sand stieg Hitze durch Lindens Schuhe in ihre Beine; Schweiß klebte ihr das Hemd an den Rücken. Bhrathairealm lag unter ewiger Sonne, die an eine regionale Abart des Sonnenübels gemahnte. Linden fühlte sich unbeholfen und hilflos, während sie sich hinter Blankehans und der Ersten über die nachgiebige Sandfläche schleppte. Seit dem Morgen hatte sie weder gegessen noch getrunken; und die Mauer vor ihr weckte seltsame, dunkle Erinnerungen an Schwelgenstein und die Hände des Gibbon-Wütrichs. Der Himmel hoch droben besaß eine diesige Tönung wie über einer Wüstenlandschaft. Linden schaute mehrmals befremdet nach oben, bis sie merkte, daß es keine Vögel zu sehen gab. Keine der Möwen, keiner der Kormorane, die sich über Bhrathairain tummelten, wagte sich zur Sandbastei. Plötzlich packte eine unvermutete Sehnsucht nach Pechnases Anwesenheit Linden; das unverwüstlich heitere Gemüt des Riesen hätte ihr gegen ihre bösen Vorgefühle geholfen. Covenant hatte nie zuvor, fand Linden, so hinfällig und schutzlos gewirkt wie in dem Licht, das zwischen diese Mauern fiel. Doch die Hustin hatten ihr zumindest einen Gefallen getan: ihr erneut vergegenwärtigt, daß Dinge wie Schlechtigkeit und Zorn existierten. Linden versagte sich jede Schwäche.
    Das Tor zur Sandbastei war geschlossen; auf einen Zuruf Rire Grists hin jedoch schwangen die Torflügel auf, bewegt von Wachen oder Vorrichtungen innerhalb der Mauer. Blankehans und die Erste strebten mit dem Caitiffin hinein. Linden ballte die Hände zu Fäusten und schloß sich an. Während ihre Augen sich den trüben Lichtverhältnissen anpaßten, begann Rire Grist zu sprechen. »Wie ihr womöglich vernommen habt, ist dies das Erste Rund von des Gaddhi Sandbastei.« Sie waren in eine Art von Vorsaal oder Versammlungshalle gelangt, geräumig genug für mehrere hundert Menschen. Die Decke der ausgedehnten Räumlichkeit verschwand weit über dem Fußboden im Schatten, als wäre sie vorsätzlich zu dem Zweck so gebaut worden, jeden zu demütigen, den man in die Sandbastei einließ. In der Helligkeit, die in Streifen durch große Schießscharten noch überm Tor drang, sah Linden am anderen Ende des Saals einander gegenüber zwei breite Treppenfluchten. »Hier wohnen die Wachen sowie Mannen meinesgleichen, die der Reiterei des Gaddhi angehören.« Ringsum an der Innenwand standen wenigstens zwei Dutzend Hustin auf Posten; aber sie beachteten weder den Caitiffin noch die Gefährten. »Hier befinden sich auch unsere Küchen, Schlafsäle, Waschräume und Übungsstätten. Wir zählen achtzig mal hundert Wachen und fünfzehn mal zwanzig Reiter.« Anscheinend versuchte er die Gefährten zu beruhigen, indem er ihnen freimütig Informationen lieferte. »Auch die Ställe unserer Rösser liegen innerhalb des Sandwalls. Des Wesirs Weitsicht war so beträchtlich, daß wir diese Unterkünfte und Räume noch längst nicht vollauf nutzen, wiewohl unsere Zahl mit jedem Jahr wächst, das verstreicht.«
    Linden hätte ihn gerne gefragt, warum der Gaddhi – oder der Wesir des Gaddhi – eine solche Armee brauchte. Oder, wenn sie sich schon damit befaßte, wozu Bhrathairealm die vielen Kriegsschiffe benötigte, die sie im Hafen gesehen hatte. Aber sie verschob diese Fragen auf einen späteren Zeitpunkt und konzentrierte sich fürs erste darauf, die Verhältnisse in der Sandbastei so gut wie möglich zu durchschauen. Während er seine Ausführungen fortsetzte, ging Rire Grist zur rechten Treppe. Blankehans stellte ihm ein paar scheinbar nebensächliche Fragen bezüglich der Nahrungsmittelvorräte, Wasserversorgung und dergleichen; der Caitiffin antwortete, und unterdessen erreichten sie die Treppe. Diese führte in

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