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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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leichte Ungefügigkeit ausgleichen, mit der die Sternfahrers Schatz ohne ihren Großmast schwamm. Daß es Derbhand überhaupt möglich gewesen war, im Hafen von Bhrathairain die Kriegsschiffe auszumanövrieren, war erstaunlich. Das Riesen-Schiff war wie Covenants rechte Hand geworden: unvollständig und eingeschränkt verwendbar.
    Aber Covenant stand in sichtlicher Verärgerung ungefähr in der Mitte des Achterdecks, als gehöre er dorthin, hätte er dazu das Recht. Neben ihm befanden sich die Erste und Pechnase; ihnen gegenüber Brinn und Cail. Sie waren verstummt, als Linden das Deck betrat. Ihre Gesichter waren ihr zugedreht, und sie sah ihren Mienen an, sie selbst war der Gegenstand ihres Streits.
    Covenants T-Shirt wies noch die geschwärzten Handabdrücke aus Hustin -Blut auf, mit dem sie ihn im Vorsaal des Ersten Runds besudelt hatten. Hinter Linden erhob sich in regelmäßigen Abständen Blankehans' Stimme vom Achterkastell, wenn er zur Führung des Schiffs erforderliche Kommandos gab. Weil das Wohlspeishaus nicht länger den Blick nach vorn versperrte, konnte Linden erkennen, daß Findail wieder seinen Platz am Bug eingenommen hatte. Hohl dagegen stand dort, wo seine Füße erstmals das Deck betreten hatten, als er an Bord ging. Seeträumer war nirgends zu sehen. Linden merkte, daß sie ihn vermißte. Vermutlich hätte er für sie Partei ergriffen.
    Steifbeinig näherte sich Linden dem Grüppchen. Ihr Gesicht war starr verkrampft, weil sie befürchtete, weinen zu müssen. Der Wind wehte ihr das seit langem ungewaschene Haar auf die Wangen. Unter anderen Umständen wäre ihr aller Schmutz zuwider gewesen. Sie besaß einen ärztlich-instinktiven Drang nach Sauberkeit; und ein Teil ihres Innenlebens hatte immer Stolz auf den Glanz ihres Haars empfunden. Nun jedoch fand sie sich mit der Verdrecktheit ihrer Erscheinung ebenso ab wie mit den dunklen Flecken an den Oberschenkeln ihrer Hose. Beides paßte zu ihr.
    Unvermittelt begann Pechnase zu sprechen. »Auserwählte«, sagte er, als ob er fiebere, »Riesenfreund Covenant hat uns von seinem Aufeinanderprallen mit Kasreyn von dem Wirbel berichtet. Überreichlich sind mit selbiger Geschichte Fragen verknüpft, die der Ernannte zu beantworten vermöchte, ließe er sich dazu herbei – oder geläng's, ihn nachdrücklich genug davon zu überzeugen, daß es angebracht ist, sie zu beantworten. Er erblickt eine unerfindliche Gefahr in ...«
    Mit ausdrucksloser Stimme fiel Brinn dem Riesen ins Wort. Er sprach ohne besondere Betonung, aber seine Stimme zeichnete sich durch die Kraft von Peitschenhieben aus. »Und Cail hat mit dem Ur-Lord über Ceers Tod gesprochen. Er hat ihm über die Art und Weise Aufschluß gegeben, wie du Ceer nach dem Leben getrachtet hast.«
    Unfreiwilliges Erröten lohte in Lindens Gesicht. Ihr rechter Arm zuckte, als wäre sie drauf und dran, irgendeine flehentliche Gebärde zu vollführen. Aber ihre Hand hing wie tot am leblosen Unterarm.
    »Auserwählte.« Die Kehle der Ersten war hörbar eingeschnürt, als wären ihre Worte Waffen, die sie in festem Griff bereithielt. »Es besteht keine Notwendigkeit, daß du Zeugin unseres Zwists wirst. Uns allen ist offenkundig, daß du an schwerer Bürde trägst und müde bist. Magst du dich nicht in deine Unterkunft zurückbegeben, um Schlaf und Erquickung zu suchen?«
    Brinn schwieg, während die Riesin sprach. Doch sobald sie verstummte, hatte er einen unverblümten Einspruch parat. »Die Notwendigkeit besteht. Dies Weib ist die Hand der Verderbnis in unserer Mitte, und es verübte einen Anschlag auf Ceers Leben, kaum daß er eine tödliche Wunde erhalten hatte, welchselbige ohne sein Eingreifen die Auserwählte empfangen hätte.« Die Gelassenheit seines Tonfalls erregte einen so einschneidenden Eindruck wie Sarkasmus. »Stellt sie zur Rede und laßt sie antworten – wenn sie's vermag.«
    »Pah!« stieß Pechnase hervor. Seine grotesken Gesichtszüge drückten mehr Zorn aus, als Linden je bei ihm erlebt hatte. »Du fällst dein Urteil in großer Hast, Haruchai . Wie wir alle konntest auch du die Worte des Elohim vernehmen. ›Sie ist dem Schweigen anheimgefallen‹, hat er zu Riesenfreund Covenant gesagt, ›so wie du beim Elohim -Fest dem Schweigen überantwortet worden bist.‹ Und indem die Auserwählte selbiges Übel auf sich nahm, hat sie unsere Befreiung aus den Tiefen der Sandbastei bewirkt. Wie könnte sich da ihr Handeln wider sie in Schuld umkehren?«
    Covenant starrte Linden an, als wäre er

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