Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
bebte. »Ihr seid schon zu weit gegangen!« Sein Brustkorb wogte von der Anstrengung, die es ihn kostete, sich um Beherrschung zu bemühen. »In Andelain ... als ich den Toten begegnet bin ... Elena hat über sie gesprochen. ›Behüte sie, Geliebter‹, hat sie zu mir gesagt, ›auf daß sie zuletzt uns alle heilen mag.‹ Elena .« Er betonte den Namen mit allem Nachdruck. »Der Hoch-Lord. Elena hat mich geliebt, und das hat sie das Leben gekostet. Aber das ist jetzt gleich. Ich werde nicht dulden, daß ihr so mit Linden umspringt.« Seine Stimme klang, als zerriebe die Mühsal der Selbstbeherrschung sie ihm. »Kann sein, ihr traut ihr nicht.« Seine Halbfaust säte ringsum Andeutungen von Feuer. »Vielleicht traut ihr mir auch nicht.« Er blieb außerstande, sich am Schreien zu hindern. »Aber bei Gott , ihr werdet sie in Frieden lassen!« Brinn gab keine Antwort. Die Lider seiner ausdruckslosen Augen blinzelten, als stelle er Covenants geistige Gesundheit in Frage. Augenblicklich gleißte Licht aus jeder Kontur von Covenants Gestalt, seinen sämtlichen Umrissen, dicht davor, zu Flammen emporzuzüngeln. Die Male an seinem Unterarm glänzten wie Reißzähne. Sein Brüllen glich einer gewaltsamen Erschütterung, die die Atmosphäre weithin mit Schwingungen erfüllte. »Habt ihr mich verstanden?«
    Brinn und Cail wichen um einen Schritt zurück, als flöße Covenants Macht ihnen Respekt ein. Dann verbeugten sie sich gemeinsam vor ihm, so wie sich Dutzende von Haruchai vor ihm verbeugt hatten, nachdem sie von ihm befreit worden waren und er mit Loriks Krill vom Glimmermere-See zurückkehrte. »Ur-Lord«, bestätigte Brinn, »wir haben deine Worte vernommen.«
    Covenant rang sein Feuer nieder, keuchte unterdessen durch die Zähne. Im nächsten Moment sah man Findail an seiner Seite. Besorgnis und Erbitterung zerfurchten die Miene des Ernannten; er sprach Covenant an, als hätte er schon seit längerem versucht, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Ringträger, sie haben deine Worte vernommen und verstanden. Alle vernehmen dich, die auf der Erde wohnen. Du allein besitzt keine Ohren. Habe ich dich nicht wieder und wieder darauf verwiesen, daß du diese wilde Magie nicht wecken darfst? Du bist eine Gefahr für alle, die dir lieb und teuer sind.«
    Covenant fuhr zu dem Elohim herum. Mit dem Zeigefinger seiner Halbhand deutete er auf Findail, als wolle er die Stelle bezeichnen, an der er ihn mit einem energetischen Blitz zu treffen beabsichtige.
    »Wenn du meine Fragen nicht beantwortest«, schnauzte er, »ist es überflüssig, daß du überhaupt mit mir redest. Hätte euer Volk nur ein Mindestmaß an gottverdammten Skrupeln besessen, wäre nichts von allem geschehen.«
    Einen Moment lang begegnete Findail der Wut Covenants mit seinem gelblichen Blick. »Haben wir dir nicht deine Seele bewahrt?« hielt er ihm dann leise entgegen.
    Er wartete keine Antwort ab. Mit der Würde alten Schmerzes drehte er sich um und kehrte zurück an seinen bevorzugten Standort am Bug.
    Sofort wandte sich Covenant wieder Linden zu. Sein innerer Druck glutete unvermindert heiß; und er zwang Linden zu tiefer gehender Betrachtung. Seine Aufgebrachtheit hatte nichts mit den Haruchai oder Findail zu tun. Zu ihrer Überraschung erkannte Linden, daß er nie willens gewesen war, irgendeine gegen sie gerichtete Vergeltung zu dulden. Er war aufgewühlt vom Gram um Ceer und Hergrom; fast wahnsinnig von Gift und Macht; entsetzt über das, was sie getan hatte. Aber eine Bestrafung hatte er niemals in Erwägung gezogen.
    Er ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken. »Komm mit!« Sein Befehl war so bestimmt wie die Haruchai . Er vollführte eine scharfe Kehrtwendung, stapfte zu dem neuen Verbindungsstück zwischen Vor- und Achterdeck. Anscheinend wählte er diese Stelle, damit niemand zuhören konnte, oder um im Fall einer Eruption von Magie nicht die Masten und Segel zu gefährden. Pechnases mißgestaltete Gesichtszüge drückten Erleichterung und gleichzeitig Spannung in unterschiedlichen Bereichen seines Gesichts aus. Die Erste hob eine Hand, um sich den Schweiß der Zermürbung von der Stirn zu wischen, und ihr Blick mied Linden, als läge ihr daran, sich jedes Kommentars zu dem zu enthalten, was der Riesenfreund tat oder wünschte. Linden fürchtete sich davor, sich Covenant anzuschließen. Instinktiv war ihr klar, daß jetzt ihre letzte Chance war, um sich zu weigern – die letzte Chance, es bei dem Leugnen zu belassen, auf das sie ihr Leben gebaut hatte.

Weitere Kostenlose Bücher