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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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packte dann eilends Seeträumers Ruder, die aus den Nocken zu rutschen drohten. Sofort kam Pechnase nach vorn, um Seeträumers Ruderpaar zu übernehmen. Blankehans fuhr herum, bemühte sich, Brinn und Seeträumer zu trennen.
    Cail wollte mitmischen. Die Erste sprang auf, ergriff ihn und riß ihn rücksichtslos hinter sich; dann hatte sie das Schwert in der Faust. »Genug!«
    Blankehans wand sich ihr aus dem Weg. Seeträumer hörte zu ringen auf. Bevor Brinn sich der Ersten entziehen konnte, hatte sie ihm die Schwertspitze an die Kehle gesetzt. Cail machte Anstalten, Brinn zu Hilfe zu kommen. Blankehans drängte ihn zurück. »Und nun wirst du mir verraten«, verlangte die Erste, »was dein Betragen zu bedeuten hat.«
    Brinn gab ihr keine Antwort. Statt dessen wandte er sich an Covenant. »Ur-Lord, erlaube mir, mit dir zu sprechen.«
    Sofort schüttelte Seeträumer nachdrücklich den Kopf. Covenant lag schon eine Entgegnung auf den Lippen; aber Linden kam ihm zuvor. »Einen Moment!« Sie keuchte, als ließe sich der Nebel nur schwer atmen. Rasch stieg sie über die Duchten zu Seeträumer. Er kauerte am Boden des Langboots. Seine Augen erwiderten ihren Blick wie ein Flehen. »Du hast etwas gesehen«, sagte sie. »Du weißt, was hier vorgeht.« Seeträumers Gesicht glänzte von einem Film kondensierten Nebels; die Feuchtigkeit verlieh seiner Narbe Ähnlichkeit mit einem lautlosen Aufschrei. »Du willst nicht, daß Brinn mit Covenant redet.« Seeträumer verkniff die Lider. Linden hatte falsch gemutmaßt. Sie versuchte es noch einmal. »Du willst nicht, daß Brinn macht, was er beabsichtigt. Du möchtest nicht, daß er Covenant dazu bringt, es ihm zu erlauben.« Daraufhin nickte der stumme Riese mit vehementem Nachdruck. Linden gingen die Einfälle aus. Seeträumers Eindringlichkeit vermittelte ihr den Eindruck einer persönlichen Betroffenheit, die jede Logik überstieg. »Wenn Brinn das ausführt, was er vorhat ... dann werden all die schrecklichen Dinge geschehen, die du gesehen hast. Wir werden sie nicht abwenden können.« Der Anblick seiner Qual schnürte Linden die Kehle ein. Dies ist die einzige Chance zu deiner Rettung . Darum bemüht, die Gewalt über ihre Stimme zurückzugewinnen, wandte sie sich über die vordere Hälfte des Boots hinweg an Covenant. »Laß ...« Sie zitterte. »Laß Brinn es nicht tun! Die Folgen ...« Covenant beachtete sie nicht. Er starrte Brinn in einem entgeisterten Grauen an, das Linden dazu brachte, zu Brinn herumzuwirbeln. Der Haruchai hatte mit einer Hand die Klinge der Ersten gepackt. Gegen die enorme Körperkraft der Riesin versuchte er die Schwertspitze von seiner Gurgel zu entfernen. Blut rann ihm am Unterarm hinab, während die Klinge ihm ins Fleisch schnitt; aber er erlahmte nicht in seiner Entschlossenheit. Er mußte sich, wenn die Erste nicht nachgab, binnen weniger Augenblicke die Finger abtrennen. »Brinn!« schalt Linden. Man sah dem Haruchai nicht an, ob er sie überhaupt hörte.
    Mit einem unterdrückten Fluch senkte die Erste das Schwert. »Du bist von Sinnen.« Innere Aufgewühltheit machte ihre Stimme rauh. »Ich gedenke die Bürde dessen, daß du dich auf diese Weise verstümmelst oder in den Tod stürzt, nicht auf mich zu nehmen.«
    Ohne ein Wort an sie stand Brinn auf, trat zu Covenant. Seine Hand blutete, aber er scherte sich nicht darum – schloß lediglich die Faust um die Wunden und ließ das Blut fließen. Mit seiner erhobenen, geballten Faust wirkte er, als wollte er auf den Zweifler losgehen. Aber er verharrte vor Covenant. »Ur-Lord, ich bitte dich, hör mich an.« Covenant musterte den Haruchai . Sein Nicken wirkte sonderbar hinfällig; durch das Verzehrende seiner Leidenschaft erregte er den Eindruck von Gebrechlichkeit. Ringsherum wehte und wallte der Nebel, als werde er die Gefährten nie wieder freigeben. »Unter den Haruchai gibt es eine Geschichte«, begann Brinn ohne besondere Betonung, »eine Sage, die von den alten Erzählern aus der fernsten Ferne unserer Vergangenheit überliefert wird, aus einem Zeitalter, lange bevor unser Volk Kevin Landschmeißer und den Lords des Landes begegnete. Darin heißt's, daß am Rande der Erde und dem Ende der Zeit allein ein Mann steht, welchselbiger den Sinn des Daseins der Haruchai verkörpert – ein Mann, den wir ak-Haru Kenaustin Ardenol nennen. Ihm wird nachgesagt, daß er alle Fertigkeiten und Künste gemeistert hat, welche wir begehren, der Inbegriff der Selbstmeisterung und des Gleichmuts ist, daß er

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