Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
übriggebliebenen Hülsen aus irgendeinem konkreten Grund mit sich trug, behielt er ihn für sich; sein schwarzes Gesicht war so undurchschaubar wie die Gedankengänge der Urbösen, die ihn geschaffen hatten.
    Covenant kehrte ihnen den Rücken zu. Alle Verantwortung lastete auf ihm. Jeder einzelne von ihnen war seinetwegen hier, infolge seines Selbstmißtrauens, aufgrund seines allem anderen vorrangigen Bedarfs an einer Waffe, die nicht zerstörte, was er liebte, durch Risiken und Widrigkeiten an diesen Ort gebracht worden. Hoffnung und Unheil . Mit einem vehementen inneren Ruck machte er sich an den Aufstieg.
    Unverzüglich überholten Pechnase und die Erste ihn. Sie waren Riesen, vertraut mit Stein und besser befähigt als er, einen geeigneten Pfad nach oben zu finden. Brinn kam an seine Seite; aber Covenant mißachtete das diskrete Hilfsangebot des Wächters und hielt von ihm einige Schritte Abstand. Cail unterstützte Linden beim Hinaufklettern. Danach folgten Schulter an Schulter Blankehans und Seeträumer. Hohl und Findail bildeten wieder einmal die Nachhut, als wären sie Schatten ihrer jeweiligen Geheimnisse.
    Von gewissen Standorten, bestimmten Blickwinkeln aus wirkte der Höhenzug unersteigbar. Die schroffen Abhänge der Insel boten keinerlei natürlichen Aufwärtsweg; und weder Linden noch Covenant waren zum Erklimmen senkrechter Felswände imstande. Covenant konnte das Schwindelgefühl, das an den Rändern seines Bewußtseins zupfte und zerrte, nur dadurch in Schach halten, daß er seine Aufmerksamkeit auf die gerade vor ihm befindlichen Felsklötze konzentrierte. Allem Anschein nach verstanden die Erste und Pechnase aber die Art und Weise, wie sich die Felsen ineinanderfügten, ersahen im Terrain, was es dem geschulten Auge an Erkenntnissen liefern mochte. Die Richtung, die sie nahmen, führte in weitem Bogen hinauf, und den übrigen Gefährten bereitete es keine ernsthaften Schwierigkeiten, ihnen an den Hängen des grob kegelförmigen Bergs zum Gipfel zu folgen.
    Dennoch dauerte es nicht lange, bis Covenant dermaßen ins Keuchen geriet, als ob die Luft für ihn zu rein wäre. Das Leben an Bord der Sternfahrers Schatz hatte ihn nicht für derartige Strapazen abgehärtet. Jeder Schritt nach oben fiel ihm schwerer als der vorherige. Die Sonne glühte auf das vielseitige Helldunkelmuster der Felsen herab, bis jeder Schatten einen so scharfen Rand besaß wie eine Messerklinge und jede der Helligkeit ausgesetzte Fläche gleißte. Nach und nach begann Covenant sein Gewand als beträchtlichen Ballast zu empfinden, als hätte er mit der Aufgabe seiner alten Kleidung etwas auf sich genommen, das schwerer war, als er zu tragen vermochte. Nur die Gefühllosigkeit seiner nackten Füße verhinderte, daß er zu hinken begann, anders als es Linden erging, weil das Gestein ihr die Füße mit etlichen kleinen Schrammen und wunden Stellen zermarterte. Vielleicht hätte er vorsichtiger mit sich selbst sein sollen. Aber es gab in seinem Herzen keinen Platz mehr für Leprose oder Selbstschutz. Er folgte der Ersten und Pechnase, so wie er jenem Mann in die Wälder hinter der Haven Farm gefolgt war, zu Joan und dem Feuer.
    Der Aufstieg beanspruchte den halben Vormittag. In mühseliger Umständlichkeit gelangten die Gefährten allmählich immer höher über die makellose Weite des Meeresspiegels. Von der Nordseite der Insel aus konnte man die Sternfahrers Schatz ohne weiteres sehen. Am Besanmast hing ein Wimpel und zeigte an, daß alles in Ordnung war. Gelegentlich stachen Spiegelungen auf dem Meer Covenant grell in die Augen, wie um ihn an das weiße Feuer zu erinnern, das ihn durch die gesamte Sandbastei zu Kasreyn hinaufgetrieben hatte. Doch er war hierhergekommen, um der Notwendigkeit, seine Macht anzuwenden, zu entgehen.
    Dann kam die Bergkuppe der Insel in Sicht. Die Sonne gloste am wolkenlosen Himmel. Schweiß strömte Covenant übers Gesicht, der Atem rasselte ihm heiser in der Brust, während er sich den letzten Hang emporquälte.
    Droben stand kein Einholzbaum. Bis in seine von Geschlotter heimgesuchten Muskeln hatte Covenant gehofft, auf dem Gipfel der Insel einen Flecken Erde vorzufinden, wo ein Baum wachsen konnte. Aber es gab nichts dergleichen.
    Am Rand der Bergkuppe klaffte ein schwarzer Abgrund in der Mitte der Insel. Covenant stöhnte auf, als Linden und Cail ihn einholten. Einen Moment später stießen Blankehans und Seeträumer zu ihnen. Gemeinsam starrten die Gefährten in die lichtlose Tiefe.
    Das Loch

Weitere Kostenlose Bücher