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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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durchmaß etwa eine Steinwurfweite; die Wände waren senkrecht und fast glatt. Wie ein Brunnenschacht reichte er tiefer in die Erde hinab, als Covenant sehen konnte. Die Luft, die daraus emporquoll, war so schwärzlich-grau und kalt wie eine Ausdünstung der Nacht. Sie wehte einen Geruch herauf, der Covenants Nase mißfiel. Als er sich nach Linden umblickte, um zu schauen, wie sie reagierte, sah er ihre Augen so kraß von roten Rändern umgeben, als wäre die Luft von irgendeiner Kraft so scharf, daß sie ihre Lider schmerzhaft ätzte.
    »Da hinunter?« Covenants Stimme krächzte. Er mußte an Brinns Schulter Halt suchen, um sich der Weise zu erwehren, wie das Loch ihm Übelkeit und Schwindel zu verursachen drohte, ihm entgegengähnte.
    »Jawohl«, antwortete Pechnase voller Unbehagen. »Kein anderer Ort verbleibt. Wir haben sorgsam über die Insel ausgespäht und besitzen hinlängliche Sicherheit, daß der Einholzbaum nicht etwa schon hinter uns liegt.«
    »Das ist der Weg«, bestätigte Brinn ruhig. Er wirkte durch den nächtlichen Kampf, die Mühe des Aufstiegs nicht im geringsten mitgenommen. Im Vergleich mit ihm erweckte Cail jetzt einen anfälligeren, weniger tüchtigen Eindruck.
    Covenant entblößte die Zähne. Gegen den düsteren Luftstrom aus dem Loch mußte er um Atem ringen. »Wie denn? Soll ich vielleicht fliegen?«
    »Ich werde dich führen.« Brinn wies an den Rand der großen Grube. Covenant blinzelte hinüber und erkannte in kurzer Entfernung ein Felssims, das ins Loch hinabverlief, sich wie eine behelfsmäßige Treppe steil an der Innenseite entlang nach unten wand. Er starrte es an, und ihm wollte sich der Magen umdrehen. »Doch ich muß mit aller Klarheit darauf verweisen«, ergänzte Brinn, »daß ich dir nicht länger dienen darf. Ich bin ak-Haru Kenaustin Ardenol , der Wächter des Einholzbaums. Ich werde mich nicht einmischen.«
    »Prachtvoll«, schnob Covenant. Sein Mißmut machte ihn bitter. Als er seinen Ärger zeigte, durchlief ihn ein Züngeln von Feuer, vergleichbar mit dem flüchtigen Aufflackern eines fernen Blitzschlags. Allem zum Trotz, was er fürchtete, beklagte oder unterdrückte, waren seine Nerven geeicht auf wilde Magie. In was nicht einmischen? hätte er gerne gefragt. Aber Brinn war zu vollkommen, als daß man ihm hätte Fragen stellen können.
    Einen Moment lang beäugte Covenant die Umgebung wie ein ängstliches Tier. Seine Hände fummelten an der um sein Gewand geschlungenen Schärpe. Indem er sich der Unsicherheit seiner gefühllosen Finger widersetzte, seiner Halbhand, zog er sie fest an, als wäre sie eine Rettungsleine.
    Linden musterte ihn. Sie vermochte die Nässe nicht aus ihren Augen zu vertreiben. Ihr Gesicht war aus Beunruhigung bleich. Ihre Gesichtszüge wirkten, als wären sie viel zu zierlich, um der Luft aus diesem Loch länger ausgesetzt werden zu dürfen. Mit einem Ruck bewegte er sich von der Stelle und strebte auf das Sims zu. Linden griff nach seinem Arm, als hätte er zu stürzen begonnen. »Covenant ...« Sobald sein Blick in ihr Gesicht fiel, verstummte sie. Aber sie ließ sich nicht völlig von seinem Blick abschrecken. »Du siehst aus wie auf dem Kevinsblick«, sagte sie mit mühsamer Stimme, als läge ihr daran, etwas zu äußern, das sich nur schwierig zum Ausdruck bringen ließ. »Als du die Treppe hinuntersteigen mußtest. Ich war alles, was du zur Seite hattest, aber du wolltest dir nicht von mir helfen lassen.«
    Covenant entzog ihr seinen Arm. Wenn sie jetzt versuchte, ihn umzustimmen, mußte sie ihm das Herz brechen. »Das ist bloß meine Höhenfurcht«, sagte er barsch. »Ich weiß, wie ich damit zurechtkomme. Ich brauche nur ein Weilchen, um mich wieder drauf einzustellen.«
    Lindens Miene machte ihn betroffen wie ein Aufschrei. Einen schrecklichen Augenblick lang rechnete er bang damit, sie werde ihn anfahren: Nein! Das ist keine Höhenfurcht. Du hast Furcht davor, etwas mit jemandem zu teilen, dir von jemandem helfen zu lassen, du hältst dich für so destruktiv für alles, was du liebst, daß du mich zurückschicken willst! Fast krümmte er sich zusammen, während er auf ihre Worte wartete. Im Hintergrund ihrer Augäpfel glomm ein Widerschein seiner Erregung. Aber sie verzichtete auf alle Vorwürfe. Ihre Strenge ließ sie alt und von Sorgen zermürbt aussehen. »Du kannst den Stab des Gesetzes«, sagte sie, »nicht ohne mich machen.«
    Selbst das war mehr, als er zu hören vertrug. Genausogut hätte sie sagen können: Ohne mich kannst

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