Der Einsatz
erinnere. Da muss ich erst mit dem Rechtsberater reden. Aber Sie, Harry, Sie sollten sich schleunigst einen Anwalt besorgen. Das FBI meint es bitterernst. Der stellvertretende Direktor war fast eine Stunde lang hier bei mir. Anscheinend reitet Sie irgendein Informant aus London gerade so richtig in die Scheiße. Namen, Daten, Fotos. Da hat Sie jemand reingelegt, mein Freund.»
«Ja, Sir, das weiß ich. Und Sie ahnen nicht mal im Ansatz, wie schlimm das alles ist. Aber wie Sie bereits sagten, das ist mein Problem, und ich werde mich auch selbst darum kümmern.»
Der Admiral wirkte erleichtert und griff gedankenverloren nach einem weiteren der vielen Schiffsmodelle, die auf seinem Schreibtisch standen. Diesmal handelte es sich um einen Lenkwaffenkreuzer der Aegis-Klasse. Der Admiral drehte ihn um und betrachtete die Unterseite des Schiffsrumpfs, als wäre er auf der Suche nach winzigen Muscheln.
«Das ist gut. Ich wünschte allerdings, die rechtlichen Probleme wären die einzigen Schwierigkeiten, in denen Sie stecken. Was aber dummerweise nicht der Fall ist. Das Weiße Haus steht in den Startlöchern, um den Iran anzugreifen. Ich habe sie während der letzten zwei Wochen in Schach gehalten, wie ich Ihnen das versprochen hatte … daran erinnere ich mich sehr wohl. Aber jetzt verlieren sie langsam die Geduld. Stewart Appleman hat mir heute Morgen gehörig die Leviten gelesen. Sie wollen alles öffentlich machen, ganz gleich, was das für Konsequenzen hat.»
«Und was hat das Weiße Haus danach vor?», erkundigte sich Harry.
«Ein See- und Luftembargo für den Iran. Falls der sich widersetzt, wird angegriffen. Das Embargo soll in drei Tagen verhängt werden, und der Angriff ist dann meines Erachtens nur noch eine Frage der Zeit.»
«Aber es muss doch gar nichts angegriffen werden. Das iranische Atomprogramm ist ein einziges Chaos. Die wissen gar nicht, wo oben und unten ist. Und Teheran macht sich vor Angst in die Hose. Deshalb bin ich heute hier, um Ihnen das zu sagen. Lassen wir ihnen doch die Möglichkeit, sich selbst zu zerstören. Ein amerikanischer Angriff ist schließlich das Einzige, was sie eventuell noch retten würde. Das wissen Sie so gut wie ich.»
«Tut mir leid, da bin ich die falsche Adresse. Politik ist nicht mein Ressort.»
«Aber Sie sind doch der CI A-Direktor .»
«Na und? Das hat so gut wie nichts zu sagen, falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist. Aber was macht Sie denn eigentlich so sicher, dass das iranische Atomprogramm eineinziges Chaos ist? Haben Sie das von Ihrem Agenten, Doktor Ali?»
«Doktor Ali ist tot. Auch das wollte ich Ihnen sagen. Er ist als wahrer Held gestorben. Und vor seinem Tod hat er etwas so Wundervolles getan, dass die Iraner einstweilen nicht mal mehr in der Lage sein werden, eine Uhr mit Leuchtziffern zu konstruieren, geschweige denn eine Atombombe.»
Der Direktor stellte seinen Lenkwaffenkreuzer wieder auf den Tisch.
«Vielleicht sollten Sie mir das doch etwas genauer erklären, Harry.» Dann rief er seine Sekretärin an, um ihr zu sagen, dass er bis auf Weiteres nicht gestört werden wolle, und als sie sich erkundigte, ob das auch den Rechtsberater betreffe, der bereits kurz davor sei, die Tür einzutreten, antwortete er, es betreffe vor allem den Rechtsberater.
Und so erzählte Harry seinem Chef, was er in den letzten Wochen getrieben hatte. Er ließ nur die Teile weg, die ihn in nicht zu behebende rechtliche Probleme gebracht hätten, sowie alles, was Kamal Atwan betraf. Mit ihm wollte er sich persönlich auseinandersetzen. Doch er beschrieb seine Einsatzplanung mit Adrian Winkler vom SIS, um Doktor Ali zur Befragung aus dem Iran zu holen. Er schilderte, wie das
Increment
rekrutiert und in den Iran entsandt worden war, um Doktor Ali auszuschleusen, damit Harry sich in Turkmenistan mit ihm treffen konnte, und beschrieb genügend Einzelheiten des Sabotageeinsatzes, um dem Direktor klarzumachen, dass Doktor Alis Nachrichten im Grunde keinen Beweis dafür lieferten, dass das iranische Atomwaffenprogrammvor dem Durchbruch stand, sondern vielmehr dafür, dass es scheiterte. Und warum es das tat.
Und schließlich schilderte Harry auch noch, was nur wenige Tage zuvor in Maschhad vorgefallen war. Der CI A-Agent , ein tapferer junger Wissenschaftler, der mit richtigem Namen Karim Molavi hieß, hatte eingewilligt, in die Höhle des iranischen Atomlöwen vorzudringen, um einen geheimen Außenposten zu sabotieren, den der Iran als letztes Ass im Ärmel
Weitere Kostenlose Bücher