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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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kriegen«, fährt unser Mann fort.
    Offenbar hat der Bursche am anderen Ende seinen Sinn für Humor zu Hause gelassen. »Erbitte Erkennungscode, Eins-Fünf«, sagt er ungerührt.
    Ich drücke eine andere Taste und schicke den Steuermännern der beiden Riverines damit eine vorbereitete Botschaft. Ich verliere beinahe den Halt, als das Able-Boot aufdreht. Neben uns hebt sich der Bug der anderen Riverine höher aus dem Wasser, als sie ebenfalls das Tempo erhöht.
    »Erkennungscode... Augenblick...«, murmelt unser Mann. »Gerade hatte ich ihn doch noch...« Lahme Versuche, ein wenig Zeit zu schinden, um noch ein paar Meter näher ans Ufer zu kommen.
    Es klappt nicht. Mein HUD füllt sich mit Warnsymbolen, viel zu viele Informationen für einen Grünschnabel wie mich, um schlau daraus zu werden. Aber wenn man die Daten für Impulsmodulation und Amplituden wegläßt, bleibt die Nachricht, daß der Gegner soeben sein Feuerleitradar aktiviert hat. Noch zeichnet es keines der Boote, aber das wird sich rasch ändern. Ich drücke eine weitere Taste, um ein weiteres vorbereitetes Makro abzuschicken, und ein schriller Warnton blökt aus den Lautsprechern beider Boote. Alle Mann auf Gefechtsstation und der ganze Drek. Der Kanonier springt zur Minikanone, schaltet die Elektronik ein und schnallt sich in das Geschirr, während sich die Läufe der Kanone immer schneller drehen.
    Plötzlich habe ich ein markerschütterndes piep-piep-piep im Ohr, und ich weiß, das Feindradar zeichnet uns. Augenblicklich greift ein strahlend gelborangefarbener Lichtstrahl von irgendwo am Flußufer nach unserem Boot. Ich weiß, worum es sich handelt, und ich habe damit gerechnet, aber trotzdem habe ich plötzlich große Mühe, meinen Schließmuskel zu kontrollieren. So, wie der Lichtstrahl nach uns tastet und dabei das Wasser dort, wo er mit ihm in Berührung kommt, kochen und aufsprühen läßt, sieht er aus wie ein ›Todes-strahl‹ aus irgendeinem schlechten Science Fiction-Tri-deo.
    Es ist kein ›Todesstrahl‹, aber etwas ebenso Tödliches. Es ist der Geschoßhagel einer Requiter Minikanone, eine erschreckende Zurschaustellung von Feuergeschwindigkeit. Wir wissen, daß sie da sind - zwei Stück in gepanzerten Auto-Türmen, welche die Docks der Anlage flankieren -, und wir haben sie bei unserer Planung berücksichtigt. (Korrektur: Argent hat sie in seiner Planung berücksichtigt.) Nach allem, was ich von einer Requiter weiß, ist sie mit ihrer Feuergeschwindigkeit von zweitausend Schuß pro Minute sogar noch tödlicher als die Vanquisher der Riverine. Normalerweise ist nur jede sechste Kugel ein Leuchtspurgeschoß, aber das reicht, um den Kugelhagel wie einen leicht flexiblen Balken aus glühendem Opti-Plastik aussehen zu lassen. Grauenerregend.
    Noch grauenerregender, wenn dieser Strom - und der andere, der jetzt nach der zweiten Riverine tastet -sein Ziel erfaßt. Das einzig Gute ist die Tatsache, daß es auch mit Feuerleitradar ein heikles Unterfangen ist, mit solch einer Minikanone zu treffen. Wir haben nur ein paar Sekunden - wenn wir Glück haben -, aber wir sind bereit, diese Gnadenfrist auszunutzen.
    »Los jetzt!« schnappe ich in mein Kehlkopfmikro.
    ›Meine‹ Truppen brauchen diese Worte nicht erst zu hören. Ich habe den Befehl noch gar nicht richtig gegeben, als auch schon der erste der beiden Infanteriemörser auf dem Bugdeck des Able-Boots hustet, dicht gefolgt von den beiden Rohren auf dem Baker-Boot. Das Heulen des Antriebs der Riverine ist zu laut, um den Flug der Granaten zu hören, aber ich höre sie jedenfalls explodieren. Perfekt getimt, etwa zwanzig Meter über dem Wasser, vielleicht fünfzig Meter vor dem Ufer zwischen uns und den Kanonen. Natürlich viel zu kurz, um gepanzerte Auto-Türme zu beschädigen, selbst wenn es sich um hochexplosive Granaten gehandelt hätte, was nicht der Fall ist. Statt dessen haben sie bei der Explosion eine Wolke von Drek freigesetzt, die im trüben Nachmittagslicht glitzert und funkelt.
    Einiges davon ist Metall oder, genauer gesagt, metallbeschichtetes Mylar, in Streifen geschnittene Störfolien, deren genaue Maße so konzipiert sind, daß sie eine maximale Störwirkung auf das typische Feuerleitradar haben. Bei einem Teil davon handelt es sich um die gleichen aktiven Störfolien, die Raven benutzt hat, um uns bei unserem Flug mit dem Merlin die Rakete vom Hals zu schaffen. Und nicht genug damit, der Drek enthält zusätzlich noch eine spezielle ›Rauch‹-Mischung, die lebende,

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