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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Kondensatoren, die einen Stromschlag austeilen, der jedem Rigger das Hirn röstet. So ähnlich wie die ›Zapper‹, die die militanteren Gangs im Sprawl benutzen, um die Dro-nen des Star außer Gefecht zu setzen. Die Theorie lautet, eine möglichst hohe Spannung durch das Hardware-Ende eines Rigger-Schaltkreises zu jagen, womit man eine Rückkopplung und damit eine Überlastung im Wetware-Ende schafft - mit anderen Worten, im Flirn des Riggers. Die Lightshow ist beeindruckend, als die Taserstrahlen treffen, sich entladen und damit unzählige hellblaue Lichtbögen zwischen Boden und Geschütztürmen schaffen. Eine Minikanone verstummt sofort, die andere zuckt in den Himmel und spuckt noch einmal Feuer, bevor sie ebenfalls verstummt.
    Die Kameras der Condor über uns zeigen mir, wie die Wandjinas hochziehen und dabei mehr Beharrungskräfte über sich ergehen lassen, als ein menschlicher Pilot ertragen könnte, bevor sie zu einem koordinierten Überflug über die NVC-Anlage ansetzen, um diese mit ihren MGs zu bestreichen. Das sollte den Eifer und die Konzentration aller in der Anlage Anwesenden ein wenig bremsen, besonders dann, wenn die Burschen dort herausfinden, daß die Überflüge so koordiniert sind, daß sie etwa alle zehn Sekunden konzentriertem MG-Feuer ausgesetzt sind.
    Und so kommt Akt Drei. »Holt die Gelbjacken«, befehle ich.
    Wiederum bezweifle ich, daß meine Truppen tatsächlich auf den Befehl ihres furchtlosen Anführers gewartet haben. Als ich den HUD-Modus erneut ändere, zeigt das Radar acht Echos, die sich von Osten her nähern, indem sie der Uferlinie folgen. Die Kavallerie ist im Antraben.
    Und wie sich herausstellt, gerade noch rechtzeitig. Unsere eigenen Störfolien legen unser Radar hinsichtlich der NVC-Anlage lahm, und der Rauch-Nebel-Drek versperrt auch die normale Sicht darauf. Doch das gilt nur für Bodenhöhe. Wenn etwas hoch genug ist, können wir es auch sehen. Und so entdecke ich ein halbes Dutzend Gelbjacken, die aus der Anlage gestartet sind und jetzt an Höhe gewinnen. Die leichten Angriffshubschrauber auf beiden Seiten legen einen Zahn zu und fallen übereinander her wie... nun, wie Gelbjacken. (Ich bin nur froh, daß ich nicht da oben bin, Priyatel. Alle vierzehn Gelbjacken tragen die gleichen grün-gol-denen Telestrian-Farben, weil alle Vögel Telestrian gehören, und ihre Transponder werden alle mehr oder weniger das gleiche quäken. Dadurch reduziert sich der Wert all dieser ach so ausgefeilten Freund-Feind-Identifikationstech, mit der ohne Zweifel alle bis zum Dach vollgestopft sind, auf Null. Jeder Vögel da oben wird als ›freundlich‹ identifiziert, egal wer ihn fliegt. Häßlich und chaotisch, kurzum, überlassen wir die Sache lieber den Piloten.)
    Das Baker-Boot verschwindet in der Störwolke - die sich jetzt langsam auflöst -, und zehn Sekunden später sind wir ebenfalls hindurch. Am Ufer wird sporadisch mit kleinkalibrigen Waffen geschossen, und ich höre sogar ein paar Kugeln gegen den gepanzerten Rumpf unserer Riverine schlagen. Doch dieser unbedeutende Widerstand hält sich nicht lange, da die Vanquisher auf den beiden Booten das Ufer systematisch säubern.
    Ich inspiziere die Docks, während die Kanoniere die letzten Widerstandsnester erledigen. An einem der Kais ist ein Samuvani-Criscraft Otter festgemacht, eine kleine Fünf-Meter-Konstruktion mit einem drehbar gelagerten mittelschweren Maschinengewehr. Daneben liegt ein Aztech Nightrunner. Am zweiten Kai sind ein paar Watersports vertäut. Dabei fällt mir ein: Wo sind eigentlich unsere ›Begleitfahrzeuge‹ abgeblieben? Wenn sie schlau sind, in Kalifornien, aber darauf können wir uns nicht verlassen. Und dabei fällt mir ein...
    Ich drehe mich um und schalte das elektronische Fernglas in meinem Helm ein. Weniger als zwei Kilometer von uns entfernt beginnt das Tir-Territorium, das darf ich nicht vergessen. Das in den Helm integrierte Fernglas bringt das gegenüberliegende Ufer näher heran. Dort drüben sind Flugzeuge und Hubschrauber. Einen Augenblick lang packt mich die nackte Angst. Ich glaube, daß wir es mit der NVC-Anlage aufnehmen können. Aber wir können es mit Sicherheit nicht mit der NVC-Anlage plus Luftunterstützung aus Tir aufnehmen.
    Doch dann werde ich schlauer aus dem, was ich sehe. Dort drüben ist ein Haufen Luftwaffe versammelt, aber alle Maschinen bleiben auf der Tir-Seite des Flusses. Keine einzige fliegt über den Columbia auf uns zu. Was natürlich nicht übermäßig beruhigend ist.

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