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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Ich kenne nur die erste Hälfte der Namen, aber das spielt keine Rolle. »Und dann gibt es noch diejenigen, denen ich vertraut habe, bevor ich sie verlor -Hawk und Toshi und Agarwal. Es sind nicht viele, Wolf, aber doch ein paar. Shadowrunner haben nicht viele Freunde, das ist wahr. Aber wir halten an denen fest, die wir haben.«
    »Zum Teufel mit dir«, fauche ich. Es ist die einzige Antwort, die ich ihm geben kann. »Scher dich einfach zum Teufel, okay?« schnauze ich das Visier meines Helms an, während ich mich auf die Symbolik meines HUD konzentriere.
    Eine Stimme ertönt im Ohrhörer meines gepanzerten Helms, durchdringend und blechern. »Punkt Eins.«
    Und wiederum habe ich das Gefühl, als sei die Zeit nur ein großes Rad, das sich immer nur dreht und dreht und dreht. Einen Augenblick lang glaube ich, ich kann die Augen schließen und sie dann wieder öffnen, und dann bin ich wieder mit Paco und den anderen im Bulldog und gerade dabei, das Tor des Lagerhauses der Eighty-Eights zu durchbrechen. Ich verdränge Argents Worte - und die seltsame Wirkung, die sie in meinen Eingeweiden hervorgerufen haben - tief in den Sumpf, um mich später mit ihnen zu beschäftigen. Merkwürdiger Zeitpunkt, um den Psychoquatsch zu spielen, denke ich... aber dann geht mir auf, daß mich diese paar Minuten Gespräch zu stark beschäftigt haben, um Angst vor dem bevorstehenden Einsatz zu bekommen. Hat er es deswegen getan?
    Wer, zum Teufel, weiß, und wen, zum Teufel, kümmert es? Im Moment gibt es Wichtigeres. Ich halte mich am Dollbord fest und stehe auf.
    Die Riverine braust mit ihrer Reisegeschwindigkeit von fünfunddreißig Stundenkilometern von unserem Aufmarschgebiet auf halbem Weg zwischen Skamo-kawa und Cathlamet flußabwärts nach Westen. Nach allem, was Argent mir erzählt hat, können die Wasserjet-Kreisel das Boot bei Höchstleistung auf das Dreifache dieser Geschwindigkeit beschleunigen, aber im Augenblick würde alles andere als Reisegeschwindigkeit eine Menge Aufmerksamkeit auf uns lenken, die wir schlicht und einfach nicht wollen. Nun, da ich stehe, kann ich über die Treppe, die zum Oberdeck führt, das auf die Kabine gepfropft ist, hinweg und an dem Geschütz vorbei sehen. Das Geschütz - eine Vanquisher Minikanone, ein fieses Teil - ist gegenwärtig unbemannt und gesichert, und ihre Mehrfachläufe sind in den Himmel gerichtet, aber ich weiß, daß ein Besatzungsmitglied den Auftrag hat, sie im geeigneten Augenblick einzusetzen.
    Der Anstrich der Riverine ist grellgrün mit goldenen Rändern - diese Farben werden von den meisten Firmen des Telestrian-Imperiums einschließlich Nova Vita Cybernetics benutzt. Der Transponder ist ebenfalls so eingestellt, daß er sich jedem Radarstrahl gegenüber als Telestrian-Fahrzeug ausgibt. (Anstrich und Transponder sind kein Schwindel, zumindest nicht auf dieser Ebene. Die Riverine - und jedes andere an dem Einsatz beteiligte Gefährt - ist tatsächlich ein Telestrian-Fahr-zeug, das irgendeiner Gesellschaft des Telestrian-Imperiums gehört. Die Frage lautet nur, welchem Teil...) Rechts - steuerbord? - und ein wenig hinter uns kann ich eine weitere Riverine erkennen, die genauso aussieht wie unsere. Angriffsteam Baker. Vor unserem Bug erstreckt sich das graue Wasser des Columbia und vielleicht eineinhalb Kilometer voraus die Küste und der düstere, klobige Umriß der NVC-Anlage. Dort wird es gleich hoch hergehen.
    Ich fahre mit den Fingern über die winzige Tastatur an meiner linken Hüfte. Die Tasten kontrollieren die komplizierteren Merkmale des ›Commander‹-HUD und der Kommanlage in meiner Rüstung. (Außerdem habe ich eine mit der Zunge zu aktivierende Version am Kinnschutz für den Fall, daß ich mal keine Hand frei haben sollte, aber damit fühle ich mich einfach nicht wohl.) Die Symbole auf dem HUD ändern sich und geben mir eine schematische Darstellung der unter meinem Kommando stehenden Truppen.
    Mein Kommando, ein echter Witz. Ja, klar, Lynne Te-lestrian hat darauf bestanden, daß ich nominell die Leitung des Angriffs übernehme, und zwar aus all den Gründen, die sie während des Telekomgesprächs dargelegt hat. Aber das hat genau null Bezug zur Realität. Argent und ein paar von den anderen Söldnern haben auf der Grundlage der von Lynne für das Unternehmen bereitgestellten Mittel Angriffsplan, Logistik und Ausweichmöglichkeiten ausgearbeitet. Was auch gut so ist, wenn man mich fragt. Ich bin kein Militär, ich bin kein Söldner, und ich bin nicht kompetent,

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