Der Einzelgänger
mikroskopisch kleine blaugrüne Algenzellen in einer Wasserlösung enthält. Diese Wolke aus Wassertröpfchen macht es verdammt schwierig, klar zu sehen, und durch die Tatsache, daß sich lebende Organismen in den Tröpfchen befinden, erstreckt sich die Wirkung auch auf magische Sicht. (Alles auf Argents Mist gewachsen, wie ich gerne zugebe. Er konnte sich aus alten Wüstenkriegszeiten noch an Granaten wie diese erinnern und fragte Lynne, ob sie welche besorgen könne. Eine vergebliche Anfrage, hatten wir beide gedacht - dieses Zeug findet man kaum im Laden um die Ecke. Aber Lynne zuckte nicht mit der Wimper, als sie zustimmte, und das Zeug erwartete uns bereits, als wir in unserem Aufmarschgebiet eintrafen. Faszinierend und zugleich erschreckend. Vielleicht hätten wir ein paar Panzer oder vielleicht Sturmtanks anfordern sollen...) Und während ich all das noch einmal in Gedanken durchgehe, laden die Mörser mehr von diesem ach so tollen Drek ab.
Und es funktioniert. Wiederum ändern sich die Zeichen auf meinem HUD und verraten mir - wie ich glaube und hoffe -, daß uns das Feuerleitradar verloren hat. Radar hin oder her, die Lichtstrahlen bestreichen jetzt ziellos den Fluß und entfernen sich von den beiden geschickt manövrierenden Riverines.
Die vier Watersports, die zu uns unterwegs sind, um uns in die Mitte zu nehmen, befinden sich zwischen uns und der Störwolke. Die Fahrer wissen, daß etwas ernstlich faul ist, und reißen ihre Maschinen herum. Selbst aus dieser Entfernung kann ich die Wasservorhänge sehen, die die Schlitten bei ihrem Manöver aufwirbeln. Die Vanquisher auf dem Baker-Boot eröffnet das Feuer - ein Geräusch wie ein elektrisch verstärkter Furz -, und die Salve verwandelt einen der Watersports in einen Feuerball, Dann verschwinden die drei Überlebenden in der Störwolke, die sie ebenso wirksam schützt wie uns.
Zeit für den Zweiten Akt. »Holt die Wandjinas«, befehle ich, während ich gleichzeitig den HUD-Modus so umschalte, daß ich den Blick aus den Condor-Stealth-Dronen über uns in einem kleinen Fenster sehe. Das körnige Bild zeigt mir die drei Wandjina-Kampfdro-nen - die wie Miniaturkampfflugzeuge mit einer Spannweite von zwei Metern aussehen -, die mit Höchstgeschwindigkeit aufsteigen und auf die NVC-Anlage zufliegen. Zwischen dem Ziel und den ferngesteuerten Dronen befinden sich aktive Störfolien und anderer Drek, so daß ich weiß, daß die Rigger, die die Dronen aus der Ferne steuern, von den Bordsensoren der Wandjinas keine verwertbaren Daten empfangen. Doch das spielt im Moment keine Rolle. Das Bild, das die Condor-Dronen liefern, reicht völlig aus, um die Kampfdronen ins Ziel zu steuern.
Die Kampfdronen fegen durch die Störwolke. Ich weiß, daß sie jetzt auf dem Feuerleitradar der NVC-Anlage aufgetaucht sind, weil beide Minikanonen plötzlich die Schußrichtung ändern, um diese neuen Echos aufs Korn zu nehmen - vernünftig, da sie das einzige sind, was vom Radar eindeutig erfaßt wird. Doch die extrem schnellen, extrem wendigen Dronen sind viel schwerer zu treffen als Riverines. (Worüber wir natürlich alle hellauf begeistert sind, ganz klar.) Eine der Wandjinas wird getroffen und explodiert, doch die anderen beiden rasen ihren Zielen entgegen, den AutoTürmen. Sie schießen ihre Waffen ab und ziehen hoch. Ich erhöhe den Vergrößerungsfaktor des HUD und sehe, daß beide Dronen ihr Ziel getroffen haben.
Frage: Wie zerstört man einen Auto-Turm, der so gut gepanzert ist, daß er eine Salve aus dem Hauptgeschütz eines Panzers übersteht? Man schaltet die Intelligenz aus, die den Turm kontrolliert - zumindest ist das die Art und Weise, wie Argent das Problem angegangen ist. Unsere Aufklärung und Lynnes Informationen bestätigten beide, daß die Auto-Türme an sich zu klein waren, um noch etwas anderem als den Requiter Minikanonen Platz zu bieten, was bedeutet, daß die Kanoniere anderswo sitzen müssen. Und wo befinden sich diese Kanoniere? Rigger, Priyatel, Burschen wie Raven, die sich ins Feuerleitradar und in die Steuerser-vos der Kanonen eingestöpselt haben. Natürlich sitzen sie hinter Schutzmauern, die man wahrscheinlich nur mit einem taktischen Atomsprengkopf knacken kann, aber sie haben diese netten Glasfaserkabel, die direkt in ihren Schädeln enden.
Und so setzt man die Auto-Türme außer Gefecht. Die Wandjinas haben keine Bomben oder Raketen oder Napalm verschossen, sondern größere Ausgaben von Ta-serstrahlen, schlicht und einfach, mächtige
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