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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Sekundärziele, aber ich schalte einfach ab. Dieses ganze militärische Geschwafel läuft auf eine einzige Feststellung hinaus: Stattet den Eighty-Eights einen Besuch ab und mischt sie auf. Ganz einfach. Ganz egal, was der Kriegsboss oder sein Stellvertreter - in diesem Fall Kirsten - zu sagen hat, der Anführer des Überfalls hat völlig freie Hand in bezug auf den Einsatz seiner Kräfte und die Wahl seiner Ziele. So gerne die Cutters auch einen anderen Eindruck erwecken wollen, die Gang ist keine Armee und hat nicht mal annähernd den Grad von Kommandogewalt und Kontrolle einer professionellen Einheit wie dem Star.
    Damit habe ich Zeit und Muße, mir über dringendere Probleme Gedanken zu machen. Da wäre zum einen das Problem, am Leben zu bleiben, ein Punkt, der mir sehr am Herzen liegt.
    Ranger sähe mich am liebsten tot. Das ist offensichtlich und - nachdem ich ihn beim letzten Kriegsrat fertiggemacht habe - unabänderlich. Doch Ranger muß ebenso wie Bart auf die Tatsache Rücksicht nehmen, daß Blake offenbar ein Auge auf mich geworfen hat, aus welchen Gründen auch immer. Mich ohne einen verdammt guten Grund umzulegen, könnte sich als ihrer Gesundheit sehr abträglich erweisen. Oder so ähnlich.
    Klar, Ranger könnte problemlos jemanden damit beauftragen, mich zu geeken. Ein aufstrebender junger Wilder aus den Reihen der Cutters könnte es zum Bei-spiel tun, um Arschkriechpunkte beim Kriegsboss zu sammeln, und Talente von außerhalb sind auf einem derart übersättigten Markt wie Seattle auch nicht so teuer. Doch wie dünn die Verbindimg zwischen Ranger und einem Auftragsmord auch wäre, es bestünde immer die Möglichkeit, daß die Sache auf ihn zurückfiele und die Welt herausbekäme, daß er mich hat umlegen lassen. Ein Weg, der mit einem eindeutigen Risiko behaftet wäre.
    Aber es gibt einen viel einfacheren, viel sichereren Weg, den er beschreiten könnte und der sich bis auf jenes frühe Beispiel für Science Fiction, die Bibel, zurückdatieren läßt. Ich weiß nicht mehr, welche biblische Gestalt es warum getan hat, aber eine von ihnen schickte einen Feind in den Krieg, stellte ihn in die vorderste Front und sorgte auf diese Weise für seinen Tod. (In der Bibel steht nicht, ob der Bursche, der den Plan ausgeheckt hat, auch dafür gesorgt hat, daß jemandem in der zweiten Linie der Speer ausrutschte, aber so hätte ich es jedenfalls gemacht, wenn es mein Plan gewesen wäre.)
    Und so ist es alles in allem keine Überraschung, als ich Kirsten sagen höre. »Larson, du führst Team A. Bart, du bekommst Team B.«
    Ich werfe einen raschen Blick auf Big Bad Bart, und er fixiert mich mit einem Grinsen, bei dem jeder Zahnarzt schreiend weglaufen würde. Er weiß, was ich denke, und ich weiß, daß er es weiß, und er weiß, daß ich es weiß. Plötzlich spüre ich ein Kribbeln auf dem Rücken, direkt zwischen den Schulterblättern, und die Bedeutung ist unverkennbar. Soweit es Ranger und Bart betrifft, ist eine Zielscheibe auf meinen Rücken gepinselt.

    Es ist wieder Nacht, und so sicher, wie es in der Hölle heiß ist, rollen wir im nächsten Bulldog durch die Straßen Seattles zur nächsten Schießerei im nächsten Lagerhaus. Wer einmal gesagt hat: »Das Leben ist eine endlose Aneinanderreihung von Mühsal und Plage«, hat nicht die geringste Ahnung. Das Leben ist eine endlose Aneinanderreihung ein und derselben Mühsal und Plage.
    Der Bulldog ist bis unter das Dach mit den ›schweren Jungs‹ aus Team A und Team B vollgepackt. Macht zusammen zehn Bandenmitglieder, darunter auch Bart, der Platz für zwei braucht. Alle tragen ein Maximum an Panzerung und sind bis an die Zähne mit einem Sortiment verschiedenster Artillerie bewaffnet und dabei in einen für acht Personen konzipierten fensterlosen Kasten gezwängt. Ein paar von den jüngeren Bandenmitgliedern führen eine markig-coole Unterhaltung, um einander, sich selbst und jedem, den es interessiert, zu beweisen, daß sie kalt wie Eis und glatt wie Seide sind. Aber die erfahreneren Soldaten wissen Bescheid. Wir können die Anspannung riechen, eine Art unterschwelliger Angst, die man nie wirklich vergißt. Einige Mitglieder von Team A überprüfen noch einmal ihre Waffen. Paco, mein Lieutenant bei diesem Unternehmen, spielt mit einer der Granaten in den Schlaufen seines Schultergurtes herum - eine nervöse Angewohnheit, die nicht unbedingt dazu beiträgt, daß ich mich besser fühle. Bart scheint zu schlafen.
    Der kleine Empfänger in meinem Ohr blubbert

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