Der Einzelgänger
mich mit Hohlheiten voll. Beide Teams haben zwei Motor-rad-Scouts vorgeschickt, um das Ziel zu beobachten, und die Anführer der Teams - Bart und ich - stehen in ständigem Kontakt mit den Scouts. Ich weiß nicht, was mit Barts Leuten ist, aber meine scheinen zu glauben, daß sie ihren Job nur dann richtig erledigen, wenn sie mich ständig - und in allen Einzelheiten - über das beständige Nichts auf dem laufenden halten, das gegenüber von Pier 42 stattfindet. Es ist echt verlockend, sie einfach abzuschalten - wäre ich nicht verdammt sicher, daß sie mir, kaum daß ich es tue, etwas ins Ohr plap-pern, das ich wirklich wissen sollte und dann verpasse.
Ich sehe mir meine Leute noch mal an. Außer Paco habe ich Jaz, ein klassisches Beispiel für eine Messerklaue der Cutters (groß und nicht übermäßig hell). Außerdem Maria, die behauptet, eine Schlangenschama-nin zu sein, deren bevorzugter Fetisch jedoch Neun-Mil-limeter-Munition zu sein scheint. Dann ist da noch der muskelbepackte Ork, den alle nur Doink nennen. Ich habe noch nie mit Doink zusammengearbeitet, aber ich weiß, daß die anderen ausgeglichen und verläßlich sind. Hinzu kommt, daß sie mich persönlich mögen - zumindest glaube ich das -, wodurch ich mich etwas besser fühle. Nicht, weil ich in Gegenwart von Leuten, die mich nicht mögen, unsicher bin, sondern eher deshalb, weil es dadurch unwahrscheinlicher wird, daß sie eine Rolle in Rangers Plan spielen, mich abzuservieren - hoffe ich.
Und Team B? Die kenne ich auch: Sydney mit ihrem heißgeliebten Granatwerfer. Fortunato und Jack ›der Hammer‹, zwei der jüngeren Gangmitglieder. Und Zig der Zwerg, der seine Remington Roomsweeper wie ein Baby im Arm hält. Mit einigen von ihnen habe ich schon zusammengearbeitet und mit den anderen manche Flasche geköpft und nett gelabert. Wie bei den Mitgliedern meines eigenen Teams gehe ich davon aus, daß sie wahrscheinlich nicht in einen etwaigen Plan eingeweiht sind, mich von hinten umzulegen.
Andererseits ist das auch gar nicht nötig, weil Big Bad Bart dabei ist. Der Ork, der sich in eine Ecke des Bulldog gequetscht hat und schnarcht, als wolle er sich den fetten Schädel von den Schultern sägen, ist mit einer Enfield AS7 Sturmschrotflinte bewaffnet - ein großes, brutales Dreksding von einer Waffe, die in seinen Händen nicht größer als eine Erbsenpistole aussieht. Die Mossberg CMDT - die von den Taktischen Einsatzkommandos des Star vor einigen Nächten benutzt wurde, um den kleinen Piers auszuradieren und an meinem Bulldog ein paar kosmetische Veränderungen vorzunehmen - ist tödlicher, aber nicht viel. Wenn Bart auf mich schießt, werde ich zu sehr damit beschäftigt sein, in Stücke gerissen zu werden, um einen Unterschied zu bemerken. Das Gebot der Stunde lautet also, jede Situation zu vermeiden, in der er auf mich schießen kann.
Bart und ich haben - mit unseren Lieutenants Paco und Sydney - unsere Taktik besprochen, bevor wir die Teams in den Bulldog geladen haben. Oder vielleicht ist Taktik nicht der richtige Ausdruck für einen Schlachtplan, der darauf hinausläuft, ›durch den Zaun zu fahren, auszuschwärmen und den Laden so richtig hochgehen zu lassen‹. Meiner (begrenzten) Erfahrung mit den Eighty-Eights nach brauchen wir in dem provisorischen Lagerhaus nicht mit sonderlich viel Sicherheit zu rechnen, und die Berichte der Scouts bestätigen diese Auffassung. (Es sei denn - und das ist ein häßlicher Gedanke -, Ranger hat Einzelheiten über den Überfall durchsickern lassen, und jetzt warten sie auf uns mit allem, was sie haben. In diesem Fall würde ich mit Sicherheit draufgehen, aber Ranger würde außerdem neun weitere Soldaten verlieren, darunter auch Bart. Nein, das käme ihn ganz einfach zu teuer zu stehen.) Die Losung lautet, schnell rein und schnell wieder raus - maximale Wucht, maximale Schockwirkung, minimales persönliches Risiko. Und das ist auch der Grund, warum alle mit einem halben Dutzend Handgranaten bestückt sind. Wenn wir es richtig anstellen, sind wir wieder im Bulldog und auf der Straße, bevor die Explosionen verhallt sind - und bevor die Eighty-Eights, die sich zufällig dort aufhalten, überhaupt wissen, was los ist.
Eine neue Stimme in meinem Empfänger - die Fahrerin. »Wir sind jetzt Ecke King und Marginal.« Ich tippe einmal gegen den Ohrhörer und schicke ihr ein Summen der Bestätigung. Aus dem Augenwinkel sehe ich Bart das gleiche tun. Seine Augen sind immer noch geschlossen, aber er ist jetzt
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