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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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eindeutig wach.
    Weniger als eine Minute. Ich spüre, wie der Bulldog beschleunigt. »Durchladen und fertigmachen«, sage ich zu meinen Leuten - wahrscheinlich unnötigerweise, aber ich sage das immer gerne. Das Innere des Bulldog hallt vom metallischen Klicken und Klacken wider. Ich ziehe meine H&K aus dem Schulterhalfter und erneuere die Bekanntschaft zwischen Elektronik und Waffe.
    »Punkt eins«, sagt die Fahrerin, und jetzt höre ich ihre Stimme sowohl in meinem Ohrhörer als auch über das Interkom des Bulldog. »Haltet euch fest, Leute.«
    Ich wappne mich gegen den Anprall, während der Bulldog hart nach links schleudert und weiter beschleunigt. Ein Ruck und ein Krachen von Metall gegen die Panzerplatten der Karosserie, und wir sind durch das Tor. Ich werde fast aus dem Sitz geschleudert, als die Fahrerin in die Eisen geht und wir mit quietschenden Reifen zum Stehen kommen. »Los!« rufe ich. Die beiden Seitentüren des Bulldog fliegen auf, und wir springen hinaus - Team A auf der linken Seite, Team B auf der rechten.
    Das Lagerhaus liegt direkt vor mir, etwa zwanzig Meter entfernt. Die beiden Fenster, die ich sehen kann, sind dunkel, und das einzige Licht fällt durch die Milchglasscheibe über der Tür, die zum Büro führen muß. Vor dem Büro ist ein brandneuer Westwind 2000 Targa geparkt. (Sieht so aus, als würden zumindest ein paar Mitglieder der Eighty-Eights mehr Geld verdienen als die Cutters.) Der Wert des Westwind sinkt beträchtlich, als Sydney eine Granate in ihn hineinjagt - eine freundliche Aufforderung an alle, die sich im Lagerhaus befinden, doch bitte zum Spielen rauszukommen, vermute ich mal. Ich wende mich von den Flammen ab und winke Team A um die linke Lagerhausseite herum. Paco übernimmt die Spitze. Die anderen folgen ihm, während ich den Abschluß der kleinen Prozession bilde.
    Gerade als wir um die Ecke biegen, fliegt eine Tür auf und drei bewaffnete Gestalten rennen nach draußen. Paco und Jaz eröffnen das Feuer mit ihren MPs, und die drei verschwinden in einer Wolke aus Blut und Gewebe. Es ist vorbei, bevor die drei Eighty-Eights auch nur einen einzigen Schuß abgeben können und Doink überhaupt merkt, daß ein Kampf stattfindet. Auf der Vorderseite des Lagerhauses wird ebenfalls geschossen, und mir wird klar, daß die Triade offenbar auch ein paar Leute durch die Vordertür geschickt hat. Soweit es mich betrifft, wird es an dieser Stelle heikel. Sobald die Kugeln fliegen, braucht Bart sich nur noch zurückzulehnen und in aller Ruhe auf die beste Gelegenheit zu warten, mich abzuknallen. Wiederum spüre ich ein starkes Kribbeln zwischen den Schulterblättern.
    Die drei verblichenen Eighty-Eights haben es versäumt, die Tür hinter sich zu schließen, also betritt Paco das Lagerhaus mit einer Hechtrolle, und ich höre seine MP drinnen loshämmern. Jaz und die anderen folgen ihm, und wieder beißen mich die Hunde.
    Dieses Lagerhaus ist wesentlich kleiner als das der Cutters am Meridiansee und nicht annähernd so klau-strophobisch - es gibt keine riesigen Kistenstapel, die das Lagerhaus in ein Labyrinth aus Wänden und Gängen verwandeln. Dennoch gibt es überall haufenweise Deckung, und die Handvoll kleiner Lämpchen sorgt für Lichtverhältnisse, die denjenigen auf einer vom Mondlicht beschienenen Straße gleichen. Man kann keine Farben erkennen und kaum Einzelheiten, aber es reicht, um Bewegung auszumachen.
    Wie die dort drüben. Ich wirbele nach links und reiße die H&K hoch. Doch bevor ich mein Ziel anvisieren kann, wird die rennende Gestalt - vermutlich ein weiterer Eighty-Eight - von jemand anderem niedergemäht. Von rechts - aus der Richtung des Büros, das sich Team B vorgenommen hat - höre ich das unverkennbare Stakkatohämmern einer Uzi III auf Vollautomatik. Offensichtlich ein Feind - von uns hat keiner eine Uzi dabei. Dann hallt der ganze verdammte Laden plötzlich vom brutalen Ba-Ba-Bam! von Barts Auto-Schrotflinte wider, und die Uzi verstummt.
    Das Donnern der verdammten Schrotflinte spült zu viele unangenehme Erinnerungen an meinen letzten Besuch in einem Lagerhaus an die Oberfläche, und vor meinem geistigen Auge sehe ich, wie der kleine Piers von der Mossberg zerlegt wird. Ganz tief in meinem Herzen (oder vielleicht auch einen halben Meter tiefer in meinen Eiern) weiß ich, daß der gute alte Bart eine dieser dreischüssigen Salven für mich reserviert hat. Daß er mich umpusten wird, vorzugsweise von hinten, so daß ich keine Chance habe zu reagieren - und dann

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