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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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ich. »Bist du Argent?«
    »Wer will das wissen?«
    »Ich«, schnauze ich zurück. »Die Tatsache, daß ich diese Nummer kenne, hat doch sicher was zu bedeuten, oder nicht?«
    »Nicht so viel, wie du zu glauben scheinst, Chum-mer«, antwortet die Stimme sofort.
    Ich lasse das durchgehen. »Bist du Argent?« will ich erneut wissen.
    Ein Augenblick Pause, dann sagt er: »Ich kann ihm eine Nachricht übermitteln. Willst du, daß er zurückruft, oder was?«
    »Sag mir, wann er zurückkommt, dann rufe ich wieder an.«
    Ich höre ein tiefes, kehliges Lachen. »Du machst das wohl nicht sehr oft, was, Omae? Vielen Dank für die amüsante Unterhaltung...«
    »Nicht auflegen!« schnappe ich, während sich meine Gedanken überschlagen. Ich riskiere schon mit diesem Anruf genug. Diesem Burschen die Nummer zu geben, kann die Gefahr noch vergrößern. »Okay, okay«, sage ich schließlich. »Sag Argent, er soll mich zurückrufen.« Ich nenne ihm die Nummer des Taschensekretärs. »Und zwar schnell, Priyatel. Verstanden?«
    »Und wer, zum Teufel, bist du?«
    »Jemand, der mit Argent sprechen will, mehr brauchst du nicht zu wissen.«
    Wieder ein Lachen, aber diesmal ohne einen Funken Humor. »Einen Drek brauche ich nicht zu wissen. Eine Menge Leute wollen mit Argent sprechen. Aber es gibt nicht viele, mit denen Argent reden will, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Ich beiße die Zähne zusammen. »Ich sorge dafür, daß es sich für ihn lohnt«, knirsche ich.
    »Nenn mir einen Namen, Freund.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung ist kalt und hart. Einen Moment lang erinnert mich ihr Tonfall an den Blakes. Der Kerl ist auch ein harter Bursche, genau wie der Gangboss.
    »Warum?«
    »Kein Name, keine Botschaft. Überlaß Argent herauszufinden, ob es sich für ihn lohnt.«
    Die Wut ist wieder in meinen Eingeweiden und windet sich wie eine kalte Metallschlange. Ich will schreien, ich will töten. Keins von beiden zu tun, ist wahrscheinlich das Schwierigste, was ich je versucht habe, aber ich schaffe es. »Du willst einen Namen«, flüstere ich fast.
    »Stimmt genau, Chummer. Und einen echten, okay? Du weißt, daß Argent ihn überprüfen wird.«
    Ja, ich weiß es. Nun, was, zum Teufel, habe ich zu verlieren? Jeder, der meine Leitung angezapft hat, weiß bereits, wer ich bin. Und wenn es möglich ist, ein bestimmtes Mobiltelefon im morgendlichen Berufsverkehr Seattles genau zu lokalisieren, dann sind es nicht Argent und seine Runnerfreunde, die mir die größten Sorgen bereiten. »Du willst einen Namen?« speie ich in die Leitung. »Sag ihm, Rick Larson hätte angerufen, und sag ihm, ich warte.« Und damit hämmere ich so heftig auf die Ende-Taste, daß ich fast das Kompositgehäuse des Sekretärs eindrücke.

    Schön, was, zum Teufel, hat mir das gebracht, möchte ich mal wissen. Argent, dieser Dreksack von einem Shadowrunner, wird mich nicht zurückrufen. Warum sollte er? Es gibt nichts für ihn zu holen, und Shadowrunner tun nichts - gar nichts -, was sich nicht auszahlt. Genau das ist die Bedeutung von »Shadowrunner«: amoralischer, soziopathischer Söldner. Ich habe mich lediglich noch weiter exponiert - indem ich einen Anruf geführt habe, der sich zurückverfolgen läßt, und dann auch noch meine verdammte Telefonnummer verraten habe! Drek, wenn ich mich nicht endlich zusammenreiße, habe ich es überhaupt nicht verdient zu überleben...
    Eigentlich sollte ich den verdammten Taschensekretär loswerden. Ich werfe einen Blick nach draußen.
    Und jetzt ist wahrscheinlich der günstigste Zeitpunkt. Ich bin mitten auf der Schwebebrücke Evergreen Point und fahre nach Osten in Richtung Bellevue. Ich brauche nur das Fenster zu öffnen und ihn in den Lake Washington zu werfen, und dann viel Spaß bei dem Versuch, ihn aufzuspüren.
    Das Lenkrad ruhig in der linken Hand, betätige ich den Fensterheber für die Beifahrertür. Ich habe den Autopilot abgeschaltet, da ich eine Beschäftigung brauchte, um mich davon abzuhalten, mir zu lange und zu heftig selbst in den Arsch zu treten. Ich nehme den Sekretär, um ihn aus dem Wagen zu werfen.
    In diesem Augenblick klingelt das verdammte Ding, was mich so sehr erschreckt, daß ich beinahe gegen die Leitplanke fahre. Ich drücke auf den Knopf am Armaturenbrett, um den Autopilot wieder einzuschalten, dann starre ich den Sekretär an. Will ich jetzt überhaupt noch ans Telefon gehen?
    Wage ich es, nicht ranzugehen? Ich drücke auf die Sprechtaste. »Was?«
    »Du hast Mumm, Larson. Das muß dir

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