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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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kommen reingeschneit... und alles und jeder schwört, daß die Schnalle seit Monaten nicht mehr hier war. In der Zwischenzeit ist sie längst zur Hintertür raus oder versteckt sich im Keller. Klar, man könnte den Laden überwachen lassen, aber das bedeutet, man muß Leute von anderer Arbeit abziehen. Also bleiben das Loch und andere vergleichbare Läden in der ganzen Stadt im Geschäft. So ist das Leben in der großen Stadt, Priyatel.)
    Daher schlendere ich also an einem grauen, regnerischen Nachmittag mit dem Gefühl in das Loch in der Wand, daß ich im Moment lieber an jedem beliebigen anderen Ort im Universum wäre.
    Der Name des Ladens paßt hundertprozentig, das kann ich Ihnen sagen. Eine kleine Kneipe, die auf die Maple Valley Road hinausgeht. Eingangstür aus mit Holzimitat verkleidetem Metall, darin ein einziges kleines Fensterchen, das so verschmiert ist, daß es sich auch um Transplast handeln könnte. Ich stehe ein paar Augenblicke im Eingang und halte die Tür einen Spaltbreit hinter mir geöffnet, während ich warte, bis sich meine Augen an die Dunkelheit angepaßt haben. Die Luft ist zum Schneiden, voller Qualm - Tabak und andere, exotischere Substanzen - und stinkt nach schalem Bier, altem Schweiß und Angst. Erstklassiger Laden, tolles Ambiente. Warum, zum Teufel, bin ich hier?
    »Komm rein, wenn du reinkommen willst«, knurrt eine Stimme aus den Schatten, »oder verzieh dich wieder, aber mach die verdammte Tür zu.«
    Gehorsam gehe ich einen Schritt vor und lasse die Tür hinter mir zufallen.
    Es dauert noch ein paar Sekunden, bis ich etwas sehen kann, dann nehme ich den Laden genauer unter die Lupe. Das Loch ist ein Schlauch, kaum breiter als sechs Meter, aber fast dreimal so lang. Rechts von der Tür ist eine Bar, ein verschrammtes Ding aus Makroplast mit unbequem aussehenden Hockern davor. Links in der Ecke stehen die Überreste einer Laser-Jukebox - sie wäre fast eine Antiquität, wenn ihr elektronisches Innenleben nicht heraushinge. An der linken Wand stehen ein halbes Dutzend runder Tische, die mit Frotteedecken bespannt sind, um verschüttetes Bier und andere Flüssigkeiten aufzusaugen. Zwei davon sind besetzt, einer von der ungeschlachten Gestalt eines Trolls, der zweite von einem Zwergenpaar. Alle drei Gäste mustern mich mit einer Art bösem Blick und beobachten mich, wahrscheinlich um festzustellen, ob ich wieder verschwinde. Also grinse ich ihnen höhnisch zu, schlendere zur Bar und setze mich auf einen Hocker.
    Die Bedienung steht ein Stück weiter hinter der Bar und verschmiert die Makroplastoberfläche der Theke mit einem schmuddeligen Lappen. Sie ist eine Orkfrau und hat, wie es scheint, schon bessere Dekaden gesehen. Ihre linke Wange ist stark vernarbt, und im trüben Licht des Bierreklame-Holo hat ihr linkes Auge einen unnatürlichen Glanz. Ein billiger Ersatz, nehme ich an. Sie grinst höhnisch, indem sie ihre gelblichen Hauer entblößt, und macht keine Anstalten, zu mir zu kommen.
    Ich zucke die Achseln. Von mir aus. Ich beherrsche das coole Spiel auch. Ich warte, und schließlich legt sie den Lappen weg und stampft zu mir. »Na und?« schnauzt sie.
    »Ein Bier«, antworte ich. »Und sag unserem gemeinsamen Freund, daß Wolf da ist.« Das ist das Codewort, von dem Argent mir gesagt hat, daß ich es benutzen soll. Innerlich winde ich mich ein wenig - nach allem, was ich weiß, könnte es auch bedeuten: »Da bin ich, ihr könnt mich jetzt umlegen«, aber ich lasse mir nichts anmerken.
    Die Orkfrau reagiert überhaupt nicht, bis sie mein Bier gezapft, das Glas vor mir abgestellt und den Kred-stab, den ich ihr gebe, in die Kasse geschoben hat. Dann deutet sie mit einem Ruck ihres Kopfes auf den hinteren Teil der Kneipe. »Im Hinterzimmer«, grunzt sie. »Er wartet schon auf dich.«
    Ich bedanke mich nickend, nehme meinen Kredstab und mein Bier und schlendere in den tieferen Schatten im rückwärtigen Teil der Kneipe. In der hinteren Wand sind drei unbezeichnete Türen. Zwei davon kann ich am Geruch als Klotüren identifizieren. Ich nippe einmal an dem Bier - ein stechender Geschmack nach Chemikalien auf meiner Zunge - und öffne die mittlere.
    Ein kurzer Flur, eine geschlossene Tür rechts und eine teilweise geöffnete direkt vor mir. Ich trete vor und stoße die Tür ganz auf.
    Ich schaue in ein kleines, überfülltes Büro - ein paar Stühle, ein Schreibtisch mit einem archaischen Telekom und einem tragbaren Trideo. Licht fällt aus einer einzelnen Neonröhre in der für drei

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