Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
Vom Netzwerk:
Reihenfolge? Ketzerische Frage …)

    An dieser Stelle wünschte man sich, die Geschichte würde einen Sprung nach vorne machen, und der Held sich unverzüglich daran, etwas zu tun . So auch Darius Kopp. In Wahrheit hat man dann noch einen ganzen Sonntag vor sich. Er wird lang werden - genauso lang, nicht wahr, wie jeder Tag - und wir werden dabei sein müssen. Dabei sein, geduldig sein, warten, bis das, was man nicht ändern kann, von alleine vorbeigeht. Bis die Frau, die man liebt, bereit ist, den Ort, den man hasst, gemeinsam mit einem zu verlassen. (Das hätte ich auch gemacht, wenn ich einen Führerschein gehabt hätte! Aber so natürlich noch mehr, denn ohne sie kam er nicht weg. Respektive, es hätte noch länger gedauert.)
    Ein Mann, eine Frau, ein Garten, im gehetzten Verharren.
    Sie versuchte, wie vorausgesagt, noch die letzte Minute aus diesem In-der-Natur-Sein herauszuquetschen, konnte aber die Augen nicht von der Uhr nehmen: noch 4 Stunden, noch 3 … Während er alles hergegeben hätte … Nur dass ihm hiervon nichts gehörte, er konnte also auch nichts hergeben, er konnte nichts tun als warten, als-ob-geduldig warten, in der Hoffnung, dass auch sie ruhiger davon würde. Als ob das jemals geklappt hätte! Noch nie. Am Ende liebte er sie wesentlich weniger als am Anfang. Sie ging ihm deutlich auf die Nerven.
    Und wenn ich einfach nicht mehr zurückfahren würde? … Und wenn ich einfach hier sitzen bleiben würde?
    Aber Schatz, was wird dann aus mir?
    (Darauf kann sie nichts sagen.)
    Um Mittag war sie endlich bereit, aufzugeben. Von da an dauerte es noch 2 Stunden, bis sie endlich loskamen. Dass Gabys Haus kein Hotel war, hatten sie vorher gewusst, nicht damit gerechnet hatten sie, dass es so lange dauern würde, bis alles geordnet, gesäubert, weggeräumt, aufgefüllt, gewechselt, kontrolliert, abgeschlossen und hinterlegt war. Flora bewegte
sich mit einer fast schon lächerlichen Schnelligkeit, Kopp hatte den Überblick längst verloren, manchmal wurden ihm Kommandos zugerufen, er kam ihnen, so gut er konnte, nach. Als sie endlich im Auto saßen, kam sein erleichtertes Ausatmen scheppernd auf dem Armaturenbrett auf. (Sie hörte es natürlich. Sie kommentierte es nicht.)
    Die Erleichterung war, wie sich zeigen sollte, verfrüht gewesen. Kaum, dass sie 1 Kilometer gefahren waren, gerieten sie in einen Stau. Auf der (pfeilgeraden!) Landstraße! Kopp kämpfte um seine Fassung.
    Was ist da los? Es ist doch noch nicht Sonntagabend, wenn alle, aber wirklich alle Welt sich zurück in die Stadt steht, je nach Veranlagung in glücklicher Mattigkeit oder bereits wieder auf 180! Was treiben die Leute nur? Hat schon wieder einer am helllichten Tage die Spur nicht halten können und ist in der Seite dieser Schatten spendenden alten Allee gelandet? Oder gibt es irgendein Großereignis? Eine Musterhausbesichtigung? Indianerfestspiele? Die Eröffnung einer Go-Kart-Bahn? Eine Papstmesse? Oder gibt es etwas umsonst, wird dir beim Klauen etwas nachgeschmissen? Da können sie ja nie widerstehen. Nehmen Sie 3 für den sowieso schon überzogenen Preis von 2 von diesem nutzlosen Mist von schlechter Qualität, den Sie sowieso nicht brauchen!? (Ich verachte euch! Ich verachte euch!)
    Warum bist eigentlich du nervös? Ich muss zur Arbeit.
    Ich muss auch noch was machen! Ich muss ins Internet! Ich muss seit 3 Tagen ins Internet, so, jetzt weißt du’s!
    Deswegen brauchst du mich nicht anzuschreien. (Hysterisch zu kreischen.) Außerdem waren wir gar nicht 3 Tage weg.
    Dann eben 2!
    Es tut mir ja so leid!
    Es braucht dir nicht leidzutun, ich … sag’s bloß.
    Danach sagten sie eine Weile nichts mehr. Sie standen. Im
Rauschen der sich mühenden Klimaanlage, in scharfkantig gekühlter Luft. Die Sonne stand genau hinter den Baumkronen, der Schatten kam also vollständig zum Tragen, dennoch hatte Kopp das Gefühl, dass es zu heiß und zu hell war. Wo ist meine Sonnenbrille in meiner Sehstärke? Er hatte nicht die geringste Ahnung. Darüber wurde er wieder wütend. Als er merkte, dass er nicht etwa mit sich selbst oder meinetwegen mit der Situation ärgerlich war, sondern Flora insgeheim die Verantwortung für alles zuschob, schämte er sich. Hör auf damit. Und hör auch auf damit, dich gegen die Gegenwart zu stemmen. Das ist so ein Nonsens. Stell dieses Gebläse aus, öffne das Fenster, lass echte Luft herein, öffne auch die Tür, steige vielleicht sogar aus und schau nach, was der Grund für dieses Festsitzen sein könnte, und

Weitere Kostenlose Bücher