Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman
dämlich genug, die Hülle des Eloxim-Büros mit Sack und Pack aufzulösen, um das Fidelis-Büro neu zu gründen. Man gedachte das über die international renommierte Beratungsgesellschaft Weiss-Lighthouse zu tun, man gedachte das unter den Voraussetzungen X und Y zu tun, jedenfalls zog es sich länger hin, als alle vermutet hätten. Kein Problem, sagte ich, Hauptsache, ihr überweist mir jeden Monat 1/12 der Summe, die im Vertrag steht, plus, natürlich, nicht zu vergessen, eure Arbeitgeberanteile an die entsprechenden staatlichen Stellen. Sie kommentierten das nicht weiter, sie überwiesen brav jeden Monat 1/ 12 der Summe. Ich: Danke so weit, und danke auch schon mal im Voraus für die Überweisung der Arbeitgeberanteile, damit ich kranken-, renten-, arbeitslosenversichert und steuervorausgezahlt bin. Ich will das nicht unnötig in die Länge ziehen: nachdem ein halbes Jahr vergangen war und das Büro immer noch nicht offiziell gegründet und auch keine Arbeitgeberanteile gezahlt worden waren und ich wieder nachgefragt hatte, fragten sie zurück: Was für Arbeitgeberanteile? Ich erklärte es: Der Arbeitgeber behält Steuern und Sozialabgaben ein, tut seinen Anteil dazu etc. Ach so, sagten sie. Lange Wochen und Monate vergingen, bis sie herausgefunden hatten, dass sie ohne ein offizielles Büro das nicht überweisen können, ob nicht ich es für sie machen könnte? Ich, dass ich das nicht dürfe. Daraufhin folgte eine Periode von mehreren Monaten Funkstille. Ich wurde wütend, ich rief Bill an, und erklärte es auch ihm. Wenn die Summe kein Gehalt sein soll, sondern ein Honorar , dann wären das so und so viel weniger, dann würde ich quasi für das
Gehalt einer Sekretärin arbeiten. Mit ein wenig Untertreibung. Es mache mir nichts aus, sagte ich, ein freier Mitarbeiter zu sein, aber dann bitte für eine Summe, die um die Hälfte höher ist als die jetzige. Bill verstand meinen Unmut, er war auf meiner Seite, er bat um Geduld, das Büro sei so gut wie gegründet etc. Es vergingen wieder Monate. Am Ende sagte ich, OK, was soll’s, überweist mir einfach das Geld, ich überweise es dann für euch weiter. Denn das ist doch möglich, bei allem anderen als der Vorsteuer, und diese ist, bitte um Vergebung, nicht so wichtig, als versichert zu sein. Ich rechnete ihnen unter Berücksichtigung der sich ändernden Prozentsätze und des schwankenden Wechselkurses sogar aus, wie viel sie mir jeden Monat mehr zu überweisen hatten. Sie bedankten sich artig und überwiesen weiterhin 1/12 der Summe, die im Vertrag steht - und zwar bis heute. Es kommt immer irgendwas dazwischen: eine Softwareumstellung, der COO, der CFO und die äußerst nette, aber äußerst inkompetente Hälfte der Buchhaltung wird geschasst, kurz und gut, es geht drunter und drüber. Summa summarum schulden sie mir am heutigen Tag, wenn ich es richtig kopfgerechnet habe, denn, ich gestehe, seit einem dreiviertel Jahr, seit Dezember letzten Jahres, habe ich keine Aktualisierung mehr eingereicht, annähernd 40 000.
Ich bin entsetzt. Weiß deine Frau davon?
Ist nicht das Thema. (Ja. Das letzte Mal im Dezember darüber geredet. Was das für ein Saftladen sei. Seitdem soll ich sie damit verschonen.) Das Thema ist: Jetzt ist also das Geld der Armenier da. Auch 40 000 …
Verstehe, hätte Juri gesagt und aufgehört zu grienen. Mit sehr erster Miene: Das kannst du nicht bringen. Wenn du das machst, kannst du dir das Gesicht gleich schwarz malen. Der korrekte Weg, und der korrekte Weg muss eingehalten werden, ist: Du gibst ihnen mit einer höflichen Verbeugung
das Geld der Armenier, und die geben dir mit einer höflichen Verbeugung deins.
Idiot! Davon rede ich nicht! Ich bin doch kein Volltrottel! Wovon ich rede ist: es ist von deren Seite mal das und mal jenes dazwischengekommen. Aber, wenn ich ehrlich bin, wenn mal von deren Seite nichts dazwischengekommen ist, dann ist von meiner Seite etwas dazwischengekommen. Was weiß ich, ich habe 75% meines forecasts nicht gebracht …
Juri hätte abgewunken.
… oder irgendetwas nicht gemacht, was Anthony gemacht haben wollte, oder es zu spät gemacht, und so weiter, du weißt, es kann immer was passieren, winzige Dinge - die winzigen Dinge, die dazu führen, dass ein Tag zerfasert, mitunter sogar, wenn du in Teilen alles richtig machst, dennoch, am Ende des Tages ist das Ganze dann doch nicht das, was es sein hätte können/sollen/müssen - aber auch, ich gebe es ja zu, wenn Luft genug da gewesen wäre, danach zu fragen,
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