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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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und Geschäftsleben kann, gewünscht oder nicht gewünscht, lang sein. Insbesondere, wenn man sich so früh auf den Weg macht, wie es Darius Kopp an diesem Sonntag getan hatte. Der Tag war kaum eine Stunde alt - er löschte gerade die Glut, sorgfältig, wir sind im Wald, feuchte Asche schlug ihm entgegen und legte sich auf ihn, zu den anderen Resten des Tages - als er merkte: es ist vorbei. Was ihn anbelangte, war er mit dem Wochenende fertig.
    Flora war schon ins Bett gegangen, schlief mit gerunzelter Stirn. Sie kommt langsam in das Alter, wenn die Falten zwischen den Augenbrauen anfangen, nicht mehr wegzugehen. (Was empfindest du dabei? - Zärtlichkeit.) Kopp seinerseits wachte die erste Hälfte der Nacht. Ebenso die zweite. Legte sich neben Flora in Gabys (durchgelegenes!) Bett und fing an zu arbeiten . Einen Job laufen zu lassen, wie wir Informatiker sagen. Sich vorbereiten: Wie geht es jetzt weiter, konkret was, wann.
    Das war komplizierter, als Kopp es sich gewünscht hätte. Die
weißen Textzeilen, als die er die Aufgaben vor dem schwarzen Hintergrund seiner Innenlider zu visualisieren versuchte, flogen im Raum hin und her, drehten und wendeten sich, wie in einer (verdammten) Flash-Animation, es gelang ihm über Stunden nicht, sie zueinander zu zwingen, unter einander, wie es sich gehört. Er wurde wütend, sank zur Erholung in einen leichten Schlaf, kam später wieder hoch und plante weiter. Es dauerte Stunden, bis es ihm gelang, folgende - vorläufige - Reihenfolge herzustellen:
    1. Noch einmal nach den Armeniern und Michaelides recherchieren, vielleicht finden wir noch etwas heraus. (Hier gibt es kein Telefon und kein Internet, wann planen wir also, von hier wegzufahren? Hängt nicht von mir ab, sondern von ihr , und sie wird noch die letzte Minute aus diesem Traum-voneinem-Häuschen-im-Grünen-mit-Rosen-und-Gemüse herausquetschen wollen. Warten, als-ob-geduldig warten.) Auf alle Fälle wäre das noch im Laufe des (späteren) Sonntags zu machen. Gewappnet mit den frischesten Informationen am Montag:
    2. London anrufen.
    3. Das Geld wegbringen.
    Zurück zu 2. Nicht nur London anrufen, sondern auch Sunnyvale. Die Information und die Verantwortung streuen. Ich muss mit Anthony und möchte mit Bill reden. Achtung Zeitverschiebung. London minus 1, Sunnyvale minus 9. Es ist nicht möglich, sie gleichzeitig zu informieren. Es muss eine Reihenfolge geben. Halten wir also eine Reihenfolge ein, und zwar die, die unserem Herzen am entferntesten ist: 1. Anthony, 2. Bill. Angenommen, er wäre um 9 im Büro. Bei uns 18 Uhr. Während das Geld herumliegt. Geld im Büro. Das war richtig. Nimm es nicht mit nach Hause. 40 000. Juri weiß es auch noch nicht. Juri ist das Wochenende über in Amsterdam. Wann kommst
du zurück? Ich möchte, wir müssen reden. Ich brauche deinen Rat bzw. möchte mein Herz ausschütten.
     
    Ich möchte mein Herz ausschütten, würde Darius Kopp sagen.
    Schatz, du weißt, mit mir kannst du über alles reden, würde Juri entgegnen. Oder, je nach Tagesform: Wenn es unbedingt sein muss …
    Ich habe das Gefühl, ja. Die Dinge sind wieder dabei, sich zu verknäulen. Es gibt noch vieles, zumindest einiges, das du gar nicht weißt, weil ich am liebsten auch vor mir selbst darüber schweige. (Vor Flora sowieso.)
    Aber ein imaginäres Gespräch mit mir würde helfen?
    Ja, ein imaginäres Gespräch. Das könnte sogar mehr helfen als ein tatsächliches.
    Na dann, würde Juri sagen, schieß los.
    Kurz und gut, Darius Kopp öffnete die Augen, sah eine offene Dachkonstruktion, staubige Balken, Spinnweben, ab nun wird er abwechselnd dorthin sehen oder in die Dunkelheit seiner geschlossenen Lider, kurz und gut, sie schulden mir Geld.
    Wer schuldet dir Geld?
    Die Firma.
    Die Firma schuldet dir Geld? Seit wann? (Juri würde grinsen.)
    Von Anfang an.
    Von Anfang an? Wie ist das möglich? würde Juri mit gespieltem Entsetzen fragen.
    Ganz einfach, das heißt, kompliziert, bürokratische Verwicklungen. Willst du die Details hören?
    Kommt darauf an. Sind sie interessant oder öde?
    Kann man so nicht sagen.
    Also gut, ich gehe das Risiko ein, schieß los.
    Gut, würde Kopp sagen. Pass auf. Es ist so. Vor 2 Jahren
hatte Fidelis, wie du weißt, Eloxim gekauft. Die anderen entlassen, mich behalten. Das heißt, mich mit neuem Vertrag neu eingestellt. Das heißt, nein, präzise: ich habe einen Vertrag mit denen, bin aber deswegen noch nicht bei ihnen angestellt . Es ist unterwegs etwas durcheinandergekommen. Man war

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