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Der eiserne Gustav

Der eiserne Gustav

Titel: Der eiserne Gustav Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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voneinander?«
    »Warum haben Sie sich denn im Busch versteckt?« fragte ein ernster, bärtiger Mann den Blassen. »Das klingt doch sehr verdächtig.«
    »Ich habe ein natürliches Bedürfnis befriedigt«, erklärte der Blasse.
    »Was Weißes hat er in die Tasche gesteckt!« rief Hackendahl.
    »Klopapier!« rief der andere. »Ich trage immer Klopapier bei mir – für alle Fälle!«
    Und er wies es vor.
    »Und warum hat Ihr Junge die Wagen gezählt?« fragte der ernste Bärtige wieder. »Das klingt doch sehr verdächtig.«
    »Aber nur so!« rief Hackendahl zornig. »Jungen machen das immer so!«
    »Das ist keine Begründung«, entschied der andere. »Kommen Sie mal mit – in der Frankfurter Allee werden wir schon einen Schutzmann treffen!«
    »Aber ich kann mich ausweisen!« rief Hackendahl. »Ich habe Papiere!« Er schlug auf seine Tasche. »Ich war zur Pferdemusterung. Ich bin der Lohnfuhrunternehmer Hackendahl …«
    »Zeigen Sie mal her!« Der Bärtige sah die Papiere durch. »Das ist freilich in Ordnung – entschuldigen Sie bitte, Herr Hackendahl.«
    »Bitte, bitte! Aber der Kerl …«
    »Bitte sehr, ich kann mich auch ausweisen! Ich gehe zur Musterung. Ich bin der Lehrer Krüger.«
    Einige lächelten. Andere brummten ernst.
    »Entschuldigen Sie auch, Herr Lehrer Krüger. Sie waren also alle beide keine Spione. Geben Sie sich die Hand …«
    »Herr Hackendahl, es tut mir sehr leid …«
    »Herr Krüger, Sie haben nur Ihre Pflicht getan …«
    »Gehen wir doch gemeinsam zurück …«
    Sie taten es, alle waren zufrieden, ein wenig gehoben. Nur Heinz zottelte unzufrieden nebenher; daß es nun doch kein Spion gewesen war, wurmte ihn sehr …

9

    Als Hackendahl mit Bubi nach Haus kam, wartete ein Zettel auf ihn. Es waren nur ein paar Worte: »Wir rücken heute um zwei aus. Vom Anhalter Bahnhof. Otto.«
    Die Mutter war in ungewohnter Bewegung, sie deckte selber den Tisch, was sie seit vielen Jahren nicht mehr getan hatte, nur, damit alle schnell fertig wurden. Eva wirtschaftete in der Küche.
    Gerade, als sich alle zu Tisch setzten, kam Erich. Er war den ganzen Vormittag von einer Kaserne in die andere gelaufen, hatte stundenlang warten müssen und war überall zurückgewiesen. »Wir können keine Leute mehr brauchen. Alle Stunden melden sich Tausende. Vielleicht in acht Wochen oder in einem Vierteljahr.«
    »Gut, dann wartest du eben so lange und machst unterdessen dein Notabitur.«
    Das wollte Erich nicht, er mochte nicht wieder auf die Schule. Die Wochen beim Anwalt hatten ihn verändert, er kam sich erwachsen vor. Es schien ihm unmöglich, noch einmal die Schulbank zu drücken. »Nein, mir hat einer erzählt, in Lichterfelde, bei der Kadettenanstalt, stellen sie ein Ersatzbataillon auf. Da versuche ich es morgen früh.«
    »Habe es doch nicht so eilig, Erich«, bat die Mutter. »In einem Vierteljahr ist vielleicht der Krieg aus, und Otto kann auch was passieren.«
    Dies war ein etwas wirrer Satz, aber alle verstanden ihn. Erich summte unternehmungslustig: »Wisch ab, Lowise, wisch ab dein Gesicht – eine jede Kugel, die trifft ja nicht …«
    »Daran muß man nicht denken, Mutter«, sagte Hackendahl abweisend. »Wenn ein Soldat an so etwas denkt, kann er nicht kämpfen.«
    »Wie ich heute um zehn im Fenster liege«, klagte die Mutter, »und die Pferde kommen zurück, ganze fünf von unseren schönen zweiunddreißig, und der Schimmel den Kopf doch wieder so trübselig zwischen den Beinen – da habe ichdenken müssen: So kommen die Pferde wieder. Und was kommt von meinen Jungen zurück?!«
    Einen Augenblick herrschte betretenes Schweigen. Dann klopfte der eiserne Gustav mit dem Messergriff hart auf den Tisch. »Ruhe, Mutter, nur Ruhe! Wenn du jetzt schon so bist, nehme ich dich nicht mit auf den Anhalter …«
    »Ich bin gar nicht so!« rief die Mutter eilig und wischte sich die Augen. »Ich habe es mir nur gedacht, als die Pferde zurückkamen. Aber ich weine bestimmt nicht auf dem Anhalter! Nimm mich mit, Gustav!«
    Und sie sah mit einem rührenden Versuch zu lächeln die anderen an.
    »Na schön!« sagte der Vater. »Wenn du vernünftig sein willst, sage ich kein Wort. – Aber jetzt müssen wir uns eilen. Anhalter, das hieße nach Frankreich …«
    Doch im letzten Augenblick gab es doch wieder eine Verzögerung. Es stellte sich heraus, daß Eva nicht mit wollte. Mit Tränen in den Augen versicherte sie, sie könne wirklich nicht, sie habe rasende Kopfschmerzen, sie sei krank …
    »Nichts da!« rief

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