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Der eiserne Gustav

Der eiserne Gustav

Titel: Der eiserne Gustav Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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die Leutehören ihm zu, wenn er was sagt. Sie nicken mit dem Kopf: »Jawohl, das ist richtig, was der eiserne Gustav gesagt hat, das ist ein Aufwaschen, den Engländer kloppen wir ooch noch auf de Finger. Wozu haben wir denn Tirpitzen seine Flotte …?«
    Aber nun biegen sie von der Straße ab. Hier ist, zwischen letzten Mietskasernen, ein großer, freier Platz. Sonst wurde hier ein kleiner Wochenmarkt abgehalten, aber jetzt sind Pfähle eingerammt, Balken mit Ringen darübergelegt, zum Anketten der Pferde. Militär ist da, Militär in Drillich und Offiziere in voller Uniform und das – ja, was ist das? »Was stellt denn der vor? Kennst du die Uniform?«
    »Ja, wie sehen die denn aus?«
    »Wat is denn det für ’ne Uniform?!«
    Hackendahl nickt verständnisvoll mit dem Kopf. Er als altgedienter Mann kann die richtige Auskunft geben: »Feldgrau!«
    Feldgrau! Das Wort fliegt von Mund zu Munde, es ist etwas Neues: feldgrau. Nein, sie werden in diesem Kriege nicht die gewohnten bunten Uniformen tragen, sie werden feldgrau sein …
    »Aber warum denn bloß?! Det is doch schade! Det sieht doch nach jar nischt aus!«
    »Mensch, quassel noch – det se’ne Schießscheibe abjeben!«
    »Det wird sich Willem schon richtig mit Moltken überlegt haben!«
    »Nu haben die Franzosen wohl auch keine roten Hosen mehr an? Det is aber schade! Ick habe mir so jedacht: Aus deinem ersten Jefangenen machste dir ’ne rote Weste …«
    Unterdes hat die Musterung längst angefangen, ununterbrochen werden Namen aufgerufen.
    »Nu mal ein bißchen Trab! – Galopp! Schön! Beine sind gesund. Heh, nehmen Sie ihm mal das Bein hoch – ist der Huf nicht geborsten?«
    Der Tierarzt schaut dem Gaul ins Maul, sieht die Zähne nach. »Acht Jahre«, sagt er.
    »Den hab ick aber vor sechse jekooft, Herr Oberveterinärrat!«
    »Acht!«
    »Train! Stangenpferd. Zweite Gruppe …«, schnarrt ein Offizier abschließend.
    Ein Schreiber schreibt, ein Soldat nimmt dem Besitzer die Zügel aus den Händen. »Nee, Mensch, die Trense behalten wir. Haste nich gelesen, auf dem Gestellungsbefehl: mit Stallhalfter?«
    Der Besitzer hält eine Anweisung in den Händen. »Dreihundertfünfzig Mark – kucke mal, Gustav, dreihundertfünfzig Mark für meine Braune. Das is nicht schlecht bezahlt, das is anständig!«
    »Ganz reell«, sagt Gustav. »Nicht zuviel und nicht zuwenig, ganz reell – wie alles beim Militär.«
    Nun kommt auch sein Stall dran. Pferd auf Pferd wird vorgeführt … Hackendahl führt nicht selbst vor, das hat er nicht nötig, dafür hat er seine Leute, er ist ein großer Mann. Und so fühlt er sich auch – er gibt dem Vaterland, er gibt ihm nicht nur Söhne, er gibt ihm auch Pferde, Besitz. Er kann in dieser Stunde etwas opfern, das macht ihn zufrieden.
    Er steht bei der Gruppe der Offiziere, hinter ihm steht Heinz. Bubi kann die Offiziere nicht glücklicher ansehen, als es der Vater tut. Das ist der alte stramme Ton, geschnarrt oder genäselt, aber sachlich kurz, Entschließungen im Bruchteil einer Minute. Kein endloses Weibergetratsch, kein: Kommste heute nich, dann kommste morgen!
    Ein Offizier funkelt Hackendahl durch sein Einglas an. »Was stehen Sie hier rum. Mann? Was horchen Sie hier? Machen Sie sich nicht verdächtig!«
    »Das sind meine Pferde«, sagt Hackendahl erklärend.
    »Ihre Pferde? Na schön! Meinethalben! Was haben die Gäule gemacht?«
    »Droschke gefahren, Herr Oberleutnant!«
    »Droschke? Werden was anderes zu fahren kriegen, hähä! Aber gut im Stand – Pferdeverstand, was?«
    »Wachtmeister bei den Pasewalker Kürassieren gewesen, Herr Oberleutnant!«
    »Altgedienter Mann, Pferdeverstand, merkt man! Bißchen leicht, bißchen klein – aber in Ordnung!«
    Ja, daß die Hackendahlschen Pferde in Ordnung waren, das merkte man wirklich. Stück für Stück ging weg, es machte Hackendahl ganz stolz.
    »Au, Vater, die nehmen ja alle!« flüsterte Heinz aufgeregt. »Womit sollen wir denn Droschke fahren?«
    »Danach wird jetzt nicht gefragt. Hauptsache, das Militär bekommt, was es braucht.«
    »Was ist denn mit dem Schimmel, Wachtmeister?« fragte der Offizier wieder. »Junges Tier, aber ohne Mumm. Hat nichts in den Knochen?«
    »Zu Befehl, Herr Oberleutnant! Vor fünf Wochen mit ’nem Auto überjagt, Schreck gehabt – ist seitdem nicht wieder zurechtgekommen. War mein Bester!«
    »Auto? Böse Sache! Das heißt – na ja, Gäule jedenfalls vornehmer. – Untauglich, der Schimmel!«
    Ja, der Schimmel wurde untauglich. Auch den

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