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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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überfällig war. Als Letztes sah er ein sengend helles Licht, das aufbrandete, und die Scheibe der Druckwelle, die sich davon ausbreitete und die Skarchbäume auf ihrem Weg zerfetzte.

8
    Die Promenade führte als eine von vieren zu den Aufenthaltsräumen und Runcibles der Runciblestation Paris; sie war ihrer Gärten und Kioske beraubt worden, und eine Absperrung schied die ankommenden von den abreisenden Personen. Cormac betrachtete über die Absperrung hinweg die von anderen Planeten frisch eingetroffenen Reisenden und fühlte sich an Szenen in historischen Filmen oder Spielen erinnert, denn er erblickte hier zweifellos Soldaten und deren Unterstützungspersonal auf dem Rückweg von der Front. Die meisten Rückkehrer trugen Uniform; einigen fehlten Gliedmaßen, und sie trugen Verschlusskappen an den Stümpfen; einige saßen auf Schwebestühlen, und ihre Beinstümpfe steckten ebenfalls in Verschlusskappen. Wieder andere trugen an manchen Stellen Shellwear, eine Art Prothesenaufsatz, der verwundete Soldaten einsatzfähig hielt, während die Schäden darunter von fortschrittlicher Medizintechnik behandelt wurden. Viele Golems waren zu sehen, entweder ganz oder teilweise in makabre Metallskelette verwandelt, soweit erlittene Schäden den menschlichen Überzug zerstört hatten. Verstreut in dieser Menge zeigten sich darüber hinaus viele Lebenserhaltungscontainer, die mit Antischwerkraft dahinschwebten, zum Teil polierte Metallzylinder, die groß genug für einen ganzen Menschen waren, andere nur so groß wie Hutschachteln.
    »Man sollte denken, dass sie zwei Promenaden für die Abreise benutzen und die beiden übrigen für die Ankunft«, sagte Hannah.
    Dax blickte zu den Rückkehrern hinüber und schüttelte den Kopf. »Dieser Vorschlag wurde unterbreitet, aber die KIs haben das Ansinnen im Keim erstickt. Als Grund gaben sie an, dass wir zwar in einen verlustreichen Krieg mit einem bösartigen Feind verwickelt sind, es aber keine Geheimnisse und keine Beschönigung der Verluste geben wird.« Dax dachte einen Augenblick lang nach. »Ich persönlich denke, dass sie es so machen, damit die, die gerade in den Krieg ziehen, daran erinnert werden, wie es dort draußen zugeht, und entsprechend vorsichtig werden – der Enthusiasmus vieler neuer Rekruten oder solcher, die nach medizinischer Behandlung an die Front zurückkehren, kann ihnen leicht das Leben kosten.«
    Langsam bahnten sie sich weiter ihren Weg zu Dax’ AbreiseRuncible, umgeben von Soldaten und von anderen, die wie Dax die blaue Ausgehuniform des ECS-Gesundheitsdienstes trugen, von Golems, hier und dort einer Kriegsdrohne und vereinzelten Einheiten von Spartasoldaten. Cormac gelangte unvermittelt zu einer Erkenntnis, wiewohl er bislang nie tiefergehend über den Krieg nachgedacht hatte, außer dass er sich fragte, wie viele zusätzliche Prador Jebel Aus-nächster-Nähe-Krong in der Gegend verspritzt hatte: Was hier geschah, das geschah auch an den Haupt-Runciblestationen überall auf der Erde, auf dem Mond und in ähnlichen Komplexen auf den Welten des Sonnensystems. Es geschah darüber hinaus auf besiedelten Planeten in der ganzen Polis. Billionen Menschen waren unterwegs, marschierten zum Schlag derselben Trommel. Und das ging jetzt seit über vierzig Jahren so.
    Bald mündete die Promenade in einen weitläufigen Aufenthaltsraum, dessen Sitzplätze voll belegt waren und wo Gruppen von Personen kleine Lager auf dem Teppich aufgeschlagen hatten, während sie auf ihre Runcible-Passage warteten. Cormac, Dax und Hannah schlossen sich einer Schlange vor einem Informationsterminal an; dieses war in einer der falschen Gusseisensäulen montiert, die das geziemende kathedralenhafte Dach trugen. Dort warteten sie gerade erst einen Augenblick lang, als sich Dax an Cormac wandte.
    »Deinen P-top«, sagte er.
    Cormac reichte ihm das Gerät, während sie drei die Schlange verließen. Dax klappte es auf, tippte eine Zeit lang, klappte es plötzlich wieder zu und gab es zurück.
    »Mein Passagezeitraum ist gekommen – Runcible Sechs«, sagte er. »Es ist auf Gruppenbeförderung eingestellt, und für meine stehen nur acht Minuten zur Verfügung.«
    »So schnell?«, fragte Hannah.
    Dax umarmte sie. »Ich melde mich, sobald ich Gelegenheit finde.« Er ließ sie los und bückte sich zu Cormac hinab. »Ich könnte jetzt sagen, gib auf deine Mutter acht, aber ich werde nicht so gönnerhaft sein. Pass auf dich auf ... Cormac.«
    »Das mache ich ...«
    »Welches ist dein Ziel?«,

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