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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Gravokampfpanzer«, sagte er.
    »Das ist nur praktisch«, fand Olkennon.
    Er blickte sie an. »Ich wusste es noch gar nicht.«
    »Nun, wir wollten ja nicht, dass du sorglos mit den Originalen umgehst.« Sie verzog die Miene. »Scheint in deinem Fall aber nicht geholfen zu haben.«
    Cormac nahm das Kleiderpaket zur Hand, das sie ihm auf die Brust geklatscht hatte, schwenkte die Metallbeine vom Operationstisch und setzte sich auf. Er spürte einen leichten Schwindel, wie es der Arzt, der vor kurzem gegangen war, vorhergesagt hatte. Wie Cormac dort saß, hoffte er auf mehr innere Klarheit – irgendeine gefühlsmäßige Verbindung zu den kürzlichen Ereignissen –, denn er hatte erlebt, wie eine Freundin ermordet wurde, er war gefoltert worden und hatte so viele Menschen getötet, und doch kam ihm das alles wie ein virtuelles Spiel vor. Und was diese Unwirklichkeit scheinbar noch verschärfte, das war die Skorpiondrohne, die ihn gerettet hatte, denn sie schien direkt seinen Kindheitserinnerungen entsprungen.
    Einen Augenblick später stand er auf und stellte fest, dass die Beine ihn problemlos trugen. Er hatte ein bisschen Probleme mit dem Gleichgewicht, während er sich Unterwäsche und Uniform anzog, aber eine stützende Hand Olkennons reichte zum Ausgleich. Sobald er sich angezogen hatte, blickte er sich in der wohlbekannten Einrichtung des Raums um und machte sich Gedanken über die Regelmäßigkeit seiner Besuche in solchen Zimmern, was mit seinem gewählten Beruf zu tun hatte.
    »Wie viele sind umgekommen?«, stellte er schließlich eine der vielen Fragen, die ihn plagten, seit er zu sich gekommen war.
    »Deine Fragen werden bei der Nachbesprechung beantwortet«, sagte Olkennon. »Folge mir.« Sie ging zur Tür.
    Cormac blickte auf seine Füße hinab, beugte einen testweise gegen den Fußboden, war mit dem Ergebnis zufrieden und folgte Olkennon, hinaus aus dem Krankenhaus und eine der Straßen in der Siedlung entlang. Unterwegs ertappte er sich dabei, wie er forschend die Umgebung im Auge behielt und schon beinahe erwartete, einen großen Stahlskorpion in den nahen Schatten zu entdecken. Vielleicht hatte er ihn sich nur eingebildet; Kriegsdrohnen ähnelten sich häufig in der Art Schreckensgestalt, die sie sich aussuchten, also war es vielleicht nur eine ähnliche Drohne gewesen. Schließlich hatte Cormac kurz nach der Detonation des CTD die Besinnung verloren und war auch kurz davor nicht gerade klar im Kopf gewesen.
    Jetzt erreichten sie eine weitere Kompositkuppel, die, soweit Cormac wusste, ein Lagerhaus war. Olkennon führte ihn hinein, und die Beleuchtung sprang für sie an. Cormac blickte sich um zwischen den aufgestapelten Kisten und den Regalen voller Geschützmunition und Gegenstände in Prallschaum. An einer Seite ragte eine Säule aus scheibenförmigen Gravokampfpanzern auf, übereinandergestapelt wie umgedrehte Teller. Zusammengesetzte Moskito-Automatikkanonen hockten aufgereiht auf einem Regal und verrutschten und zuckten gelegentlich, als versuchten sie, es sich im Schlaf bequemer zu machen. Olkennon führte Cormac in den Schatten zwischen Gestellen voller Maschinenteile und etwas, das nach Bündeln von Impulsgewehrläufen aussah, und schließlich durch eine interne Sicherheitstür in einen Raum voller Spezialausrüstung, wo Agent Spencer hinter einem Tisch saß, auf dem die Bauteile diverser Handfeuerwaffen verstreut lagen.
    »Ziehen Sie sich Stühle heran«, sagte Spencer und deutete auf einige zusammengeklappte Campingstühle, die am Rad eines niedrigen AGW lehnten. Olkennon packte zwei Stühle und reichte einen davon Cormac, und sie setzten sich vor Spencers Tisch. Cormac war froh, dass Olkennon neben ihm saß, denn damit zeigte sie, dass sie eher als Rechtsbeistand hier war, weniger als Verhörerin.
    »Passt du auf?«, fragte Spencer.
    Cormac bemerkte erst, dass diese Frage nicht ihm galt, als eine Krebsdrohne, die auf einigen Versandkisten hinter Spencer hockte, ihre glänzenden Beine auseinanderfaltete und sagte: »Ich passe immer auf.«
    »Also, Cormac«, sagte Spencer, ohne von dem Energiespeicher für Impulsgewehre aufzublicken, den sie gerade untersuchte, »erzählen Sie uns mit Ihren eigenen Worten und in so vielen Einzelheiten wie möglich alles, was geschehen ist, angefangen vom Mord an der Schützin Yallow.«
    Das war für ihn wie ein Schlag in die Magengrube und schien seine Erinnerungen sofort hellwach zu rufen; oder vielleicht legte sich allmählich die Wirkung des starken

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