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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wahr, oder?«
      »Ich fürchte doch.«
Drummond setzte sich und nahm einen Stumpen aus einem alten
Lederbehälter. »Sie ist offensichtlich zum erstenmal in
Indien. Sie muß noch viel lernen.«
      »Als ich sie traf, reiste sie
von Kalkutta aus zweiter Klasse«, erklärte Ferguson.
»Stell dir das bloß mal vor! Stimmt es übrigens,
daß der Sohn des Khans sich einer Augenoperation unterziehen
muß?«
      »Ja, der Junge ist vor einem
Monat vom Pferd gefallen und schwer gestürzt. Danach konnte er mit
dem rechten Auge kaum noch etwas erkennen, war praktisch auf dem
rechten Auge blind. Der Khan hat mich einen Spezialisten aus Kalkutta
einfliegen lassen. Der Junge hat Gleichgewichtsstörungen, und die
Netzhaut hat sich abgelöst.«
      »Na, das wieder in Ordnung zu bringen! Das ist aber eine ziemlich knifflige Operation.«
      »Der größte Experte
auf diesem Gebiet arbeitet anscheinend in einem von den Quäkern
gegründeten Krankenhaus in Chicago. Father Kerrigan hat sich mit
diesem Krankenhaus in Verbindung gesetzt. Man hat sich dort bereit
erklärt, den Fall zu übernehmen. Und versprochen, einen Arzt
zu schicken, der den Jungen nach Chicago begleiten soll.«
      »Und anstatt dessen ist Janet Tate erschienen.«
      »Die sich bereits in Vietnam
befand und sowieso gerade auf Urlaub und auf dem Heimweg war. Da
konnten sie sich die Reisekosten sparen.« Drummond grinste.
»Aber einem
    geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul, Fergy.«
      Ferguson runzelte die Stirn.
»Sie ist ein nettes Mädchen, Jack. Ein ganz reizendes
Mädchen. Es täte mir leid, wenn ihr etwas
zustieße.«
      »Ja, und?« fragte Drummond mit kalter Stimme.
      Ferguson seufzte. »Na
schön, sprechen wir von etwas anderem. Was hast du denn diesmal
für mich?«
      Drummond zog mehrere Filmrollen aus
der Tasche und schob sie ihm hin. »Da hast du die ganze Ladung.
Das ist jetzt das ganze Grenzgebiet zwischen Baipur und Tibet.«
      »Alles fertig?«
      Drummond nickte. »Ja, auf dem
vorletzten Flug. Gute Arbeit. Auf dem letzten Flug hat mich Cheung
begleitet, da hätte ich die Kamera nicht gut benutzen
können.«
      Ferguson lächelte und
schüttelte den Kopf. »Unsere Freunde, die Nationalisten,
sind also immer noch am Werk. Was man in Washington wohl dazu sagen
würde?«
      »Das läßt mich
völlig kalt«, erwiderte Drummond. »Nur noch ein paar
Flüge, dann habe ich es geschafft. Das habe ich Cheung auch schon
gesagt.«
      Ferguson hielt ein Streichholz an
seine Pfeife und hustete, als ihm zuviel Rauch in den Hals geriet.
»Wie hast du denn alles vorgefunden, als du letztesmal
hingeflogen bist? Irgendwelche Anzeichen, die darauf hinweisen,
daß die Chinesen dort herumgeistern?«
      »Das kann man wohl sagen. Sie
baumelten an Seilen. Moro und seine Bande haben sich auf ihre ureigene,
unvergleichliche Art einer Reiterpatrouille entledigt. Keine weiteren
Vorkommnisse.«
      »Wirklich nicht? Bist du ganz sicher?«
      Drummond nickte. »Moro sagt,
sie befänden sich immer noch im Gebiet von Aksai Chin in der
Gegend von Ladakh. An dem Grenzgebiet von Baipur scheinen sie nicht
sonderlich interessiert zu sein.«
      »Das ist ja merkwürdig.
Sie haben es doch ganz offiziell für sich beansprucht; und die
traurige Wahrheit ist, daß sie diesmal historisch gesehen das
Recht auf ihrer Seite zu haben scheinen.«
      »Von mir aus können sie es
haben«, sagte Drummond. »Noch einen Monat, dann bin ich
raus aus der Sache.«
      Ferguson stocherte mit einem
Streichholz in seiner Pfeife herum, um das Luftloch wieder
freizukriegen, und fragte ganz beiläufig: »Was hast du denn
vor?«
      »Nichts, was für dich von
Interesse wäre, Fergy. Ich bin am Ende. Ich habe genug. Wie viele
Jahre habe ich dir geopfert? Vier oder fünf? Ich habe dieses Spiel
an jeder Grenze zwischen Sarawak und Kaschmir gespielt. Das kann ja
nicht ewig so weitergehen. Niemand würde das länger
durchhalten.«
      »Du hast gute Arbeit geleistet,
Jack, das will ich gar nicht bestreiten«, sagte Ferguson.
»Aber du bist auch gut dafür bezahlt worden.«
      »Und was war voriges Jahr, als
mich die Indonesier über Borneo abgeschossen haben? Sie haben mich
drei Wochen durch den Dschungel gehetzt, bevor es mir gelang, über
die Grenze zu entkommen.« Er fuhr mit dem Finger über die
häßliche Narbe, die vom linken Auge bis zum Mundwinkel
hinunter verlief. »Ich war einen Monat im Krankenhaus. Und was
ist passiert? Du hast mir das gleiche gezahlt wie

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