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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ließen
sie nicht los, bis sie in der Nische anlangten.
      Dort saßen sie sich an einem
kleinen Messingtisch gegenüber, ein Perlenvorhang schirmte sie
etwas von den anderen Gästen ab. Drummond bestellte.
      Es war ein einfaches Mahl, doch
höchst delikat zubereitet. Curryhuhn - so stark gewürzt,
daß Janet nach Atem rang und Unmengen kaltes Wasser trank, das
der Besitzer wohlweislich gebracht hatte. Als Dessert aßen sie
grüne Mangofrüchte in Sirup. Abschließend tranken sie
noch jemenitischen mocha, den besten Kaffee der Welt, aus winzigen, zierlichen Täßchen.
      »Zufrieden?« fragte er, als er sich eine Zigarre genehmigte.
      Sie nickte mit glänzenden Augen.
»Völlig! Um nichts in der Welt hätte ich darauf
verzichten mögen.«
      »Jetzt gibt es noch so eine Art
Nachtclubprogramm«, erklärte er. »Möchten Sie es
sich ansehen? Aber ich warne Sie - es ist nicht gerade
Copacabana.«
      In seiner Stimme lag eine
unverkennbare Herausforderung, der sie sich augenblicklich stellte.
»Seit ich laufen kann, habe ich mich keinem Wagnis
entzogen.«
      »Ganz wie Sie wollen.«
      Ein plötzlicher Trommelwirbel,
nur noch gedämpftes Licht, absolute Stille. Erwartung lag in der
Luft, steigerte sich ständig. Dann ging ein sanftes, tief
befriedigtes Aufatmen durch den Saal.
      Eine Frau trat auf die Bühne,
stand einen Augenblick bewegungslos da und zeichnete sich als dunkle
Silhouette gegen das Licht ab. »Saida! Saida!« erklangen
leise Rufe aus dem Publikum.
      »Eine der letzten großen
nautch-Tänzerinnen«, erklärte Drummond. »Sie ist
über fünfzig, aber auf die Idee würde man nicht kommen,
wenn man sie tanzen sieht.«
      Langsam streckte Saida den rechten
Arm. Ein winziges Glöckchen klingelte zart. Sofort antworteten die
Musiker auf tabla und zita auf dieses Zeichen. Saida bewegte sich schlängelnd und überaus sinnlich in die Mitte des Saales.
      Ihr Gesicht war grell geschminkt,
eine symbolische Maske, deren Ausdruck unverändert blieb, aber der
Körper unter den wirbelnden Seidenschleiern war der eines jungen,
überaus lebendigen Mädchens.
      Die Musik wurde allmählich
schneller. Saida bewegte sich im Takt dazu, wiegte ihren Körper im
Rhythmus der erregenden Musik und warf einen Schleier nach dem anderen
ab, bis sie schließlich, abgesehen von einem kleinen Perlengurt,
nackt vor ihrem Publikum stand.
      Sie stand ganz still da, sobald die
Musik endete. Das Publikum wartete. Der tabla-Spieler trommelte einen
monotonen Rhythmus, rasche, unendlich zarte Trommelwirbel. Saida begann
sich wieder im Takt zu wiegen. Sie hatte die Hände hoch über
den Kopf gehoben und klatschte den Rhythmus. Das Publikum wiegte sich
mit ihr, klatschte rhythmisch und stieß Entzückensschreie
aus.
      Immer schneller wirbelte sie durch
den Saal, mit schweißglänzendem Leib, bis sie sich
plötzlich mit einer heftigen Bewegung den winzigen Schurz vom
Leibe riß, sich auf die Knie fallen ließ und auf einen
mächtigen, reichgekleideten Kaufmann zurutschte, der mit zwei
anderen Männern auf Kissen vor einem niedrigen Tischchen saß.
      Wieder abruptes Schweigen, wieder ein
Trommelwirbel, doch diesmal viel langsamer. Immer eindringlicher klang
die Trommel, während Saida sich in zuckenden, schlängelnden
Bewegungen vor dem Auserwählten wand, ihm ihre spitzen Brüste
entgegenschwenkte, sich mühelos setzte, gleich darauf wieder vor
ihn hinkniete und sich immer seinen zupackenden Händen zu
entwinden verstand. Das Publikum raste vor Begeisterung.
      Schließlich gelang es dem Mann
doch, sie zu packen. Er vergrub seine Finger in ihren Pobacken. Die
Menge brüllte vor Begeisterung, die Trommel schwieg. Saida entwand
sich dem Zugriff des Mannes, ihr eingeölter Leib entglitt seinen
Händen. Saida lief durch den Saal davon und verschwand hinter dem
Vorhang.
      Die Musiker spielten wieder zur
Unterhaltung der Gäste, die sich nun wieder ihrem Essen zuwandten,
über die Darbietung sprachen und lachten und scherzten. Drummond
wandte sich an Janet, die erschreckend blaß geworden war.
      »Ich habe Sie ja
gewarnt«, meinte er. »Aber Sie wollten das wahre Indien
kennenlernen. In diesem Lande ist das Geschlechtliche ebenso
natürlich wie Essen und Trinken, und so wird auch dieses
Bedürfnis, dieser Appetit ebenso selbstverständlich
gestillt.«
      »Finden Sie das richtig?«
      »Kommt ganz drauf an, worauf man aus ist. Na, haben Sie
    genug?«
      Sie nickte. Da ließ er sich die
Rechnung bringen

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