Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
und bezahlte. Der Saal war inzwischen in Rauchschwaden
gehüllt, und das brüllende Gelächter Betrunkener tat in
den Ohren weh. Als sie sich zwischen den Tischen hindurchzwängten,
war Janet wieder der allgemeine Blickfang. Man zwinkerte ihr zu, sah
sie mit lüsternen Blicken an und machte obszöne Bemerkungen.
      An einem Tisch ganz hinten erhob sich
ein Mann und machte eine obszöne Geste. Alle lachten begeistert,
und als sie sich wütend und von Schamröte übergossen
umwandte, spürte sie eine Hand auf ihrem rechten Bein, die rasch
unter dem Rock nach oben glitt.
      Wütend und entsetzt fuhr sie auf
und machte eine heftige Bewegung. An einem niedrigen Tischchen
saßen vier Männer. Drei von ihnen waren typische Vertreter
einer Spezies, die überall auf der Welt zu finden ist. Trotz ihrer
Turbane und weiten Gewänder waren sie wie kräftige,
bösartige junge Tiere, die es darauf angelegt hatten, zu
provozieren. Der Mann, der Janet berührt hatte, war schon
älter. Er hatte ein bärtiges Gesicht, wildblickende Augen und
war offensichtlich schon ziemlich betrunken. Er trug einen schwarzen,
goldbestickten Überwurf, und seine schwer beringten Hände
strahlten im Glanz der Diamanten.

      Als er den Kopf hob und mit weit
aufgerissenem Mund laut lachte, schlug sie ihn mit aller Kraft ins
Gesicht. Sein Kopf fiel zur Seite. Alle fuhren entsetzt auf und
verharrten dann in peinlichem Schweigen.
      Langsam wandte der Mann den Kopf.
Sein Gesicht war wutverzerrt, in seinen Augen glitzerte der helle
Wahnsinn. Als er Janet am Mantel packte, schob Drummond sie beiseite.
Der bärtige Mann war noch nicht ganz auf den Füßen, da
trat ihn Drummond mit dem rechten Fuß in die Genitalien. Der Mann
schrie auf, krümmte sich vor Schmerzen. Da rammte ihm Drummond
sein Knie ins Gesicht, schlug ihm damit die Nase ein und warf ihn
über den Kaffeetisch.
      Janet begriff das Schweigen nicht.
Niemand rührte sich, keiner hielt sie auf, als Drummond sich
abwandte, sein Jackett geradestrich, ihren Arm nahm, sie durch die
Menge und die Treppe hinauf schob.
      Draußen angekommen, mahnte er
zur Eile. Sie liefen im Zickzack durch viele gewundene Gassen, bis sie
schließlich zur Uferstraße gelangten.
      »Warum denn diese Eile?« fragte sie. »Glauben Sie, daß wir verfolgt werden?«
      »Allerdings.« Er steckte
sich eine Zigarre an. Im Schein der Streichholzflamme sah sie sein zu
einem ironischen Grinsen verzogenes Gesicht.
      »Wird es noch Ärger geben?«
      »Von Amts wegen nicht, wenn Sie
das meinen. Er hat sich immer viel zuviel herausgenommen, als daß
jetzt noch irgendwer Aufhebens deswegen machen würde, wie ich ihn
zugerichtet habe. Vielleicht setzt er privat jemanden auf mich an, aber
damit werde ich schon fertig.«
      »Aber mußten Sie denn so grob sein?«
      »Es zahlt sich hier nicht aus,
wenn man sich mit halben Sachen zufriedengibt. Das ist nämlich
nicht das Indien der Touristen. Ich bedaure lediglich, daß ich
Sie mit dorthin genommen habe. Das war unklug von mir.«
      »Ich bedaure es nicht«,
sagte sie. »An dem, was dann geschehen ist, trifft Sie doch
schließlich keine Schuld. Um ehrlich zu sein, es hat mir sogar
sehr gefallen.«
      »Auch der nautch-Tanz?«
      »Meine Meinung zu diesem Teil
des Abendprogramms möchte ich lieber vorerst noch für mich
behalten. Es war auf jeden Fall sehr aufschlußreich.«
      »Ein Understatement. Sie
imponieren mir wirklich, und für ein Mädchen, das eigentlich
auch noch die andere Backe hinhalten sollte, schlagen Sie ganz
schön kräftig zu. Dem haben Sie es
    tüchtig gegeben.«
      »Ich bin eben sehr
aufbrausend«, erklärte sie. »Das hat mir meine
Großmutter zu Hause in Maine schon immer vorgehalten. Eigentlich
sind die Quäker sehr nett, wenn man sie erst einmal richtig kennt.
Aber sie sind auch nur aus Fleisch und Blut.«
      Er grinste und nahm ihren Arm. »Na schön. Nun wollen wir mal weitergehen.«
      Sie gingen zum Strand hinunter und
liefen eine ganze Weile schweigend am Fluß entlang. Hin und
wieder versanken Sandbänke im aufwirbelnden Wasser. Dadurch wurden
die Kraniche aufgescheucht, die aus dem seichten Wasser aufflatterten.
      Große, bleiche Blumen kamen
vorbeigeschwommen, der Himmel über den Bäumen war flieder-
und purpurfarben, über die Maßen schön. Sie glaubte,
noch nie so etwas Herrliches gesehen zu haben. Sie kamen an einem
einsamen Fischer vorbei, der aus getrocknetem Kuhmist ein Feuer gemacht
hatte und sich Fisch

Weitere Kostenlose Bücher