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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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warm und war voller Mitgefühl. Sie waren an
    einer steinernen Treppe angelangt, die vom Strand zur Uferpromenade hinaufführte. Da blieb er stehen und sah sie an.
      Sie riß den Mund auf, schrie
eine Warnung, und er duckte sich augenblicklich, um sich vor denen zu
schützen, deren Schritte sich im Dunkeln rasch näherten.
      Ein Fausthieb traf ihn an der Wange.
Er verlor das Gleichgewicht, stürzte und überschlug sich. Er
preßte die Hände auf seine Genitalien, als die Männer
wütend auf ihn eintraten.
      Er sprang wieder auf und lehnte sich
zwecks Rückendeckung an die Kaimauer. Es waren drei Männer,
dunkle, zerlumpte Gestalten, Abschaum vom Markt oder Basar, für
ein paar Rupien angeheuert. Oben an der Treppe stand im Schein der
Laterne der Mann aus dem Café mit blutverkrustetem Gesicht. Zwei
seiner Freunde stützten ihn.
      Ein Messer blitzte auf, und Janet
rannte an den drei Männern vorbei auf die Kaimauer zu, wo sich
Drummond der Männer zu erwehren suchte.
      »Tötet ihn!« schrie der bärtige Mann. »Bringt das Schwein um!«
      Drummond war zu Tode erschöpft.
Es war ein langer Tag gewesen. Er fuhr mit der Hand unter seinen Mantel
und griff in die lederne Pistolentasche an seiner linken Hüfte und
zog eine Smith & Wesson 38er Magnum.
      Er schoß ein paarmal in die
Luft. Plötzlich war alles still, wie erstarrt. »Na los
schon, verschwinden Sie!« rief er wütend und gab einen
Schuß in die Richtung ab, wo der bärtige Mann stand. Das
Echo des Schusses verhallte in der Nacht.
      Die Männer vom Basar liefen
schon fluchend am Strand entlang davon. Der Sohn des Gouverneurs und
seine beiden Freunde entschwanden ebenfalls in der Dunkelheit.
      Drummond schob die Pistole wieder in
die Pistolentasche und sah ruhig auf sie hinunter. »Ich glaube,
jetzt wird es langsam Zeit, ins Hotel zurückzukehren, finden Sie
nicht?«
      Sie zitterte am ganzen Leib. Der
Schock wirkte noch nach. Er nahm ihren Arm, zog sie an sich. »Ist
ja schon gut. Alles wieder
    gut.«
      Er strich ihr sanft übers Haar.
Seine Lippen streiften ihre Stirn. Die Nacht war so still, daß er
glaubte, ihr Herz schlagen zu hören. Er hob ihr Kinn an und
küßte sie zärtlich auf den Mund. Ein unbeschreibliches
Gefühl überkam sie, wie sie es noch nie erlebt hatte.
      Ohne ein Wort zu sagen, zog er ihren
Arm durch den seinen. Nebeneinander stiegen sie die Stufen zur
Uferpromenade hinauf.

    4. Kapitel
    AM ENDE DER WELT

      Es war sehr böig, als sie aus
dem Paß herausgeflogen kamen; denn der Sturm fegte mit einer
Geschwindigkeit von achtzig Kilometern in der Stunde über die
Berge. Sie kämpften sich durch eine Hitzewelle nach oben, die den
Horizont verschwimmen ließ, und überflogen die Berge
zwischen Indien und Baipur in einer Höhe von 3000 Metern.
      Janet Tate saß neben Drummond,
Hamid hinter ihr. Sie trug eine weiße Bluse, darüber einen
Kaschmirpullover, cremefarbene Cordhosen und einen Lammfellmantel, den
Drummond besorgt hatte.
      Hamid goß heißen Kaffee
in einen Plastikbecher und reichte ihn ihr nach vorn. »Jetzt
kommen wir nach Baipur«, erklärte er. »Die Berge im
Osten gehören zu Bhutan. Ganz weit hinten im Dunst liegt Assam.
Dort sind die Chinesen 1962 gewaltsam eingefallen.«
      »Waren Sie dort?«
      »Nein, ich war an der Front in Ladakh im Nordwesten.«
      »Da soll es ziemlich schlimm gewesen sein. Stimmt das?«
      »Es war die Hölle«,
erwiderte er grimmig. »Vielleicht können Sie sich
vorstellen, wie es ist, wenn man gezwungen ist, in einer Höhe von
mehr als 6000 Metern zu leben und dort auch noch kämpfen zu
müssen. Die Mulis sind haufenweise an Asthma eingegangen, die
Menschen an Lungenödemen gestorben. Davon haben Sie sicher
gehört.«
      Sie nickte. »Die Lungen füllen sich mit Wasser, nicht wahr?«
      »Eine Ironie des Schicksals,
wie die Männer da oben in der Schlacht dahingerafft wurden. Wer
nicht im Kampfgetümmel starb, ist ertrunken. Es ist uns nie
gelungen, sie rechtzeitig ins Krankenhaus hinunterzuschaffen. Das war
das Problem.«
      »Hatten Sie denn keine Flugzeuge oder Hubschrauber?«
    Er lachte erbittert. »Bis zum Oktober des Jahres 1962 haben wir
    keine gebraucht. Bis dahin herrschte Frieden in
Indien.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, uns fehlten
die erforderlichen Flugzeuge. Und die hätten auch wenig genutzt;
denn wir hatten keine Piloten. Das heißt, Piloten hatten wir
natürlich, aber keine, die Erfahrung genug besaßen, um in
dieser

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