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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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Füßen zwischen den Betonblöcken nach Halt.
    Der Transporter stürzte mit einem dumpfen Ächzen in den Schlamm, sank ein Stück weit ein und brach auseinander. Die Seiten waren an mehreren Stellen aufgerissen, Flammen schlugen aus dem Rumpf, und das Deck war voller Löcher.
    Der Regen hatte aufgehört, laute Schüsse peitschten durch die Luft. Ich hockte mich auf die Mauer und spähte in die Stadt hinunter, wo die Piraten zwar die Zugangswege versperrt hatten, Harvests Männer aber keinerlei Anstalten machten, sich zurückzuziehen. Mitten in der Stadt entdeckte ich die hohen Mauern des Schlammpferchs, die Rampe war trotz allem hochgezogen. Und dahinter sah ich den Wald aus Zypressen und Farn. Noch immer ragte die Frau in seiner Mitte auf und tanzte über dem Rest der Welt.
    *
    Ich habe keine Ahnung, wer die Generatoren gesprengt hatte. Aber die bis zum Anschlag vollbetankten Dinger hätten fast die gesamte Stadt in Brand gesetzt. Es schien, als würden selbst die Wolken am Himmel brennen, während ich mich keuchend durch die schwarzen Rauchschwaden in den Wald hineinschleppte.
    Hina wog kaum etwas, trotzdem ließ ich sie fallen wie einen Sack voll Steine, sobald ich die Statue erreichte. Viel zu langsam kämpfte ich mich durch das Unterholz und zerrte an dem Türchen, bis es sich öffnete. Sie war halb bewusstlos, als ich sie zu dem erhobenen Fuß zog und sie durch den Eingang schob.
    Anschließend suchte ich im Matsch nach meinen Werkzeugen. Ich fand die Nagelpistole und lud sie bis zum Bersten voll. Stand auf. Starrte auf Old Orleans und sah zu, wie es brannte. Ich musste Sal finden. Mir die verdammten Koordinaten für das Navi beschaffen und dann aus dieser beschissenen Stadt verschwinden.
    Aber vorher musste ich noch etwas anderes tun.
    Ich musste Alpha finden.
    *
    Das Gute an einer Welt, die nur aus Stein und Stahl besteht, ist, dass sie nie lange brennt. Sobald das Feuer den Sprit gefressen hatte, fiel es zu kleinen, qualmenden Haufen zusammen, geschmolzenen Klumpen aus Gummi und Plastik. Doch der Rauch war fast noch schlimmer als die Flammen. Schwarz und giftig trieb er über dem braunen Wasser.
    Das Feuer wurde zu Rauch, mein Sprint wurde zu einem Taumeln. Ich hielt die Nagelpistole vor mir ausgestreckt und hatte mir mein Shirt über das Gesicht gezogen. Der Beton war die Hölle für meine Füße, bei jedem Schritt schnitt er mir das Fleisch auf.
    Irgendwann blieb ich stehen und spähte angestrengt durch die trübe Dunkelheit. Zwei von Harvests Soldaten tauchten aus den Rauchschwaden auf, verwaschene Zwillinge mit leerem Blick. Ihre Maschinenpistolen klapperten, als sie durch den Qualm liefen.
    Ich ließ mich auf ein Knie fallen und umklammerte die Nagelpistole mit beiden Händen, um sie möglichst ruhig zu halten. Mein erster Schuss traf sein Ziel, bevor sie mich überhaupt entdeckt hatten. Aber er bewirkte nicht viel. Der Nagel bohrte sich bei einem der beiden in die Schulter, wodurch er aber kein bisschen langsamer wurde. Ich schoss ein zweites Mal, diesmal höher, auch wenn der Kopf ein schwierigeres Ziel war. Aber ich landete einen Treffer.
    Den hatte ich voll erwischt.
    Keuchend ging der Kerl zu Boden, aber sein Freund feuerte eine Salve in meine Richtung. Ich ließ mich hart auf die Laufplanke fallen, rollte bis zur Kante, verlor den Halt und stürzte in die undurchdringliche Finsternis unter der Stadt.
    Beim Aufprall verlor ich die Nagelpistole. Klatschend schlug ich auf dem Schlamm auf, fiel aber immer weiter. Heilige Scheiße, ich fiel tiefer und tiefer.
    Das war kein Schlamm, das war Wasser. Und ich schwamm nicht.
    Ich ertrank.

Kapitel 29
    W er einmal fast ertrunken ist, sollte es kein zweites Mal ausprobieren. Es ist noch viel schlimmer als das erste Mal. Ich wusste, was kommen würde, noch bevor es begann. Mein Verstand war meinem Körper einen Schritt voraus, als meine Augen anfingen zu schmerzen und mir die Kehle eng wurde. Arme und Beine schlugen wild um sich. Zuckten. Und wurden steif.
    Ich wollte nicht aufgeben und immer tiefer sinken, aber wenn dein verdammter Körper dir den Dienst verweigert, bleibt dir nichts anderes mehr übrig. Ich behaupte nicht, dass mein gesamtes Leben an mir vorbeizog, denn so war es nicht. Allerdings waren meine Arme irgendwie komisch ausgestreckt, und ich schwöre, es kam mir so vor, als würde ich tanzen. Und ich hatte in meinem ganzen, beschissenen Leben noch nicht ein einziges Mal getanzt.
    Es war fast so, als würde ich für einen Moment zu ihr werden, zu

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