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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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mächtig, Mann. Aber Miss Zee war da drin. Und ihre Mutter auch.«
    »Wie haben sie dich erwischt?«
    »Im Mais.«
    »Wilderer?«
    »Agenten.«
    »Agenten entführen nicht einfach Leute von der Straße.«
    »Jetzt schon.«
    Ich überlegte, was es bedeuten könnte, wenn Agenten von GenTech King Harvest mit Sklaven versorgten. Und dass eine Reise nach Westen jetzt wohl viel gefährlicher werden würde, da es in den Maisplantagen nur so wimmelt von diesen Mistkerlen im violetten Anzug.
    »Was zum Teufel hatte er mit diesen ganzen Leuten vor?«, wunderte ich mich laut.
    »Weiß nicht.« Crow zuckte mit den Schultern. »Aber bei so einem Riesenschiff behaupte ich mal, was auch immer er getrieben hat, er hat es schon ziemlich lange getrieben.«
    »Moment mal«, unterbrach ich ihn, weil mir wieder einfiel, was Zee mir einmal gesagt hatte. »Du hast früher für GenTech gearbeitet. Bevor du bei Frost angefangen hast.«
    Crow lachte grollend. »Allerdings, kleiner Mann. Allerdings.«
    »Du hast die Bäume gesucht.«
    Sein Lachen verstummte, und ein seltsamer Ausdruck trat in seine Augen. »Gesucht? Nein, gesucht habe ich nicht. Sie haben mich gefunden, sozusagen. Und jetzt denke ich, du solltest mich besser mitnehmen.«
    »Dich mitnehmen?«
    »Miss Zee meinte, du wärst ganz scharf drauf, das Gelobte Land zu finden. Das heißt, du brauchst genau dasselbe, was ich gerade brauche. Und Vega ist der einzige Ort, wo man ein Navi finden kann. Also fährst du am besten Richtung Westen. Und deswegen würde ich mal behaupten, du brauchst mich.«
    »Warum?« Alpha war hinter mich getreten. »Damit dich die Agenten noch mal einsacken können?«
    Crow wandte sich ihr zu und leckte sich über die gesprungenen Lippen. Dann drehte er sich wieder zu mir um. »Die Maisplantagen sind wie ein Labyrinth, Baummeister. So groß wie die Südliche Mauer. Und die Vierzig ist nicht der einzige Weg, auf dem man sie durchqueren kann.«
    »Es gibt noch einen?«
    »GenTech hat jede Menge Wege. Einige davon unbewacht. Andere werden nicht einmal kontrolliert.«
    »Und warum machst du dich dann nicht einfach allein auf den Weg?«
    »Oh, das würde ich ja, kleiner Mann. Aber ohne fahrbaren Untersatz? Kapiert? Du sorgst für den Transport und ich für den richtigen Weg.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich einen Wagen hätte?«
    »Die Piraten haben Trucks. Und dieses Piratenmädchen mag dich.« Er starrte uns an und streckte das Kinn vor, als hätte er allein durch diese Bewegung alles unter Kontrolle. »Klar tut sie das.« Plötzlich grinste er so breit, dass sein zerschundenes Gesicht zu bluten begann. »Wie gesagt, kleiner Mann: Du bist irre cool.«
    *
    Von Süden her zog Nebel auf, und im Wald war es so dunkel, dass man kaum die Hand vor Augen sah. Graue Schwaden glitten zwischen den Metallstämmen umher, und der Nieselregen besprühte die Bäume. Alpha und Crow waren noch in der Stadt und schliefen, aber ich war hergekommen, um Sal zu holen. Und Hina.
    Vorsichtig ging ich durch das Unterholz. Meine Füße steckten in den Gummistiefeln einer toten Harvestkopie. Ich klopfte gegen den Sockel der Statue und rief nach Sal, doch als ich keine Antwort bekam, wühlte ich in meinen durchnässten Werkzeugen, bis ich meine Stirnlampe fand. Dann schob ich mich unter den Fuß und stemmte die Klappe auf.
    Sie lagen ganz hinten in dem erhobenen Bein. Sal hatte sich an Hina gekuschelt, und sie schliefen wie die Toten. Im Schlaf hatten beide etwas Zartes an sich, das ihnen fehlte, wenn sie wach waren. Sie wirkten friedlich. Entspannt. Ich ließ die Lampe sinken und lehnte mich gegen eine Ausbuchtung der Statue.
    Dann versuchte ich, irgendein Gefühl für die Mutter heraufzubeschwören, in deren Armen ich früher geschlafen hatte. Sie stammte aus dem Norden, das hatte Pa mir zumindest erzählt. Und sie war verhungert, bevor ich mich an sie erinnern konnte. Aber sie hatte Pa das Lesen beigebracht, was ich immer als ein tolles Geschenk empfunden hatte. Man muss wohl nehmen, was man kriegen kann.
    Ich lehnte mich zurück und stellte mir vor, was wohl passiert war zwischen meinem Vater und der Frau, die hier lag und ihren Adoptivsohn so eng umschlungen hielt. Pa musste sie sehr geliebt haben, wenn er so eine Statue baute, und das musste wohl heißen, dass sie ihn ebenfalls geliebt hatte. Aber eigentlich hatte ich von so etwas wenig Ahnung. Und was auch immer passiert war, egal wie ihre Gefühle ausgesehen hatten, am Ende hatten sich ihre Wege getrennt.
    Hina wurde zum

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