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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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um sie zu stellen.
    »Banyan«, flüsterte Zee. »Ich habe gehört, in Electric City würden sie mit Fleisch handeln.«
    »Ja, habe ich auch gehört.«
    Diese Leute sind zu klapprig, sagte ich mir. Doch dann fiel mir ein, wie einfach es wäre, sie zu mästen, wenn man sie einfach mit Superfood vollstopfte. Das ließ sich allerdings nicht mit dem übereinbringen, was mir der Rasta erzählt hatte – die Bäume, das Schiff auf dem Meer. Aber das ergab ja irgendwie auch keinen Sinn.
    Ich löste mich von Zee, doch sie folgte mir, als ich zur Zellentür ging. »Was meinst du, was plant er als Nächstes?«, fragte ich Jawbone.
    »Das hängt davon ab, wie groß seine Armee ist.«
    »Und wie sieht unser Plan aus?«
    Sie lächelte schmal. Ihre Augen funkelten in dem grünlichen Licht. »Es ist immer noch derselbe wie vorhin, als der alte Harvest sein Schiff zu nah vor meiner Stadt geparkt hat.«
    Jawbone zog die nassen Stiefel aus, holte einige Kabel daraus hervor und verteilte ihre Vorräte auf dem Boden.
    Sprengstoff. Und zwar eine ganze Menge.
    »Ich hoffe, du bist bereit zu kämpfen, Baummeister.« Jawbone starrte mich durchdringend an. »Denn wir werden diesem Dreckskerl den Arsch aufreißen.«
    *
    Zee sammelte die anderen Zelleninsassen um sich und drängte sie an die hintere Wand zurück, während ich Jawbone dabei half, ein kleines Stück Plastiksprengstoff an der Tür zu befestigen.
    »Weißt du, wie groß der Knall sein wird?«, fragte ich sie, während sie wütend, aber geschickt eine kurze Lunte bastelte.
    »Groß genug«, erwiderte sie. »Den Rest kleben wir an eine der Treibstoffleitungen. Und dann solltet ihr nach oben an Deck gehen, so schnell deine Freunde das noch schaffen.«
    »Was ist mit den anderen? Mit den restlichen Gefangenen?«
    »Wenn du hier unten noch Zeit verschwenden willst, tu dir keinen Zwang an. Ich werde versuchen, meine Leute zu retten – inklusive Alpha.« Sie musterte mich noch einen Moment lang, um zu sehen, was ich tun würde. Aber da gab es nichts zu sehen. Denn ich hatte selbst keine Ahnung, was ich machen sollte.
    Jawbone schob eine Hand in ihre Hose und holte ein goldenes Feuerzeug hervor. Sie klappte es auf und hielt es unter die Lunte.
    »Fertig?«
    Hastig wich ich zurück, stolperte über meine Füße und fiel hin. Schnell rollte ich mich ab und hechtete zur hinteren Wand. Das verrückte Mädchen mit den Bomben war mir dicht auf den Fersen.
    Ich hörte die Explosion einen Moment, bevor ich sie spürte. Und als ich sie dann spürte, riss mich die Druckwelle von den Füßen und schleuderte mich gegen die Wand. Krachend prallte ich auf den Stahl. Rauch drang in meine Lunge und ließ mich keuchen. Die Hitze verbrannte mir die Kehle. Mit tränenden Augen kauerte ich mich zusammen.
    Als der Rauch sich etwas lichtete, kam ich mühsam auf die Füße und blieb geduckt stehen. Ich rief nach Jawbone. Aber sie war schon weg.
    *
    Draußen im Korridor geriet ich in Panik, als ich durch die Rauchschwaden spähte und erkannte, dass ich keine Ahnung hatte, in welche Richtung Jawbone gelaufen war. Wieder rief ich so laut ich konnte ihren Namen, aber jetzt meldeten sich auch andere Stimmen, und die verschiedenen Schreie verschmolzen miteinander.
    Ich rannte zurück in die Zelle, schnappte mir Zee und ihre Mutter und zog sie mit mir fort. Zuerst war ich wütend darüber, dass sie nicht schneller waren. Aber dann sah ich Zees Gesicht: Sie rang mit aller Kraft um Luft, und jedes Mal, wenn sie hustete, spritzte Blut auf ihre Hände und ihr Kinn.
    »Hör zu.« Ich musste dafür sorgen, dass sie ruhiger atmete. »In dieser Stadt haben sie einen großen Raum voller Bücher. Wenn wir hier raus sind, kannst du dich hinsetzen und jedes einzelne von ihnen lesen.« Blinzelnd wischte sie sich das Blut von den Fingern.
    »Dadurch fühlst du dich doch immer besser«, fuhr ich fort. »Schon vergessen?«
    Dann wandte ich mich an Hina: »Ihr müsst weglaufen.« Ich zeigte in die Richtung, in der Harvest vorhin verschwunden war. »Am Ende dieses Korridors befindet sich eine Leiter. Klettert hoch, so weit wie ihr nur könnt.«
    »Was wirst du tun?«, fragte Zee, während ihre Mutter sie bereits fortschob.
    »Ich komme sofort«, log ich. »Lauft schon vor.«
    Einen Moment lang sah ich ihnen nach. Dann drehte ich mich um und rannte den Korridor hinunter, tiefer in den Rumpf des Schiffes hinein. Im Vorbeilaufen schlug ich gegen die Zellentüren. Aber es war zwecklos, sie waren alle mit Vorhängeschlössern gesichert.

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