Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
Vom Netzwerk:
wunderschöner Kopf. Der Schwarm schien sie förmlich in sich aufzusaugen. Er glitt über ihren Hals und ihre Schultern, flatterte um ihre Arme herum und über ihre Brust, zerrte an ihr wie ein Wirbelsturm draußen auf der Ebene.
    Ihr wundervoller Bauch. Die zarte, braune Haut. Der Baum. Einfach alles. Weg. Vernichtet. Jede Wurzel, jeder Zweig, jedes Blatt. Jedes Geheimnis, das sie in sich trugen, würde nun verborgen bleiben.
    Und ich heulte auf, brüllte den Schwarm an, den Mais, den Himmel. Die Sterne hätten erlöschen müssen, denn nun hatten sie keinen Grund mehr, zu strahlen.
    Die Heuschrecken hatten ihre Hüften erreicht und arbeiteten sich weiter nach unten vor. Hätte ich meine Hand ausgestreckt, hätte ich sie berühren können. Doch irgendwann spürte ich, wie sich meine Beine in Bewegung setzten und mich zurückweichen ließen. Ich hockte auf allen vieren. Und dann rannte ich los.
    Die Wagentüren waren alle geschlossen. Ich klopfte gegen die Fenster, schlug aufs Dach. Dabei spürte ich, wie das Summen der Heuschrecken lauter wurde, sie kamen immer näher.
    Als ich den ersten scharfen Biss spürte, riss Alpha ihre Tür auf. Ich landete kopfüber im Wagen und zog die Tür hinter mir zu. Aber die Heuschrecken hatten mich bereits erwischt, nagten an meinem Hals und meinem Hinterkopf.
    Crow drückte mich zu Boden, beugte sich über mich und schlug nach den Viechern, zerquetschte sie mit seiner Faust. Sie bissen ihn, aber er schlug fluchend um sich, bis sie alle tot waren. Dann hockte er mit blutenden, zerfetzten Händen über mir. Die Wagenfenster waren schwarz von dem Schwarm, der auf uns eindrang.
    Irgendwann ließ der Lärm nach, und der Schwarm stieg wieder auf, so dass ich hören konnte, wie Sal weinte. Und Alphas leise, gedämpfte Stimme. »Was sollte das?«, flüsterte sie immer wieder. »Was habt ihr da draußen gemacht?«
    Im Mondlicht, das nun wieder durch die Scheiben drang, musterte ich ihr Gesicht. Es war tränenverschmiert, und sie drückte die geballten Fäuste auf ihren Bauch. Sie presste die Schusswunde so fest zusammen, als könnte sie dadurch das Blut in ihren Körper zurückdrängen.

Kapitel 41
    A lphas Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Und sie zitterte. Aber ihr Blick war klar und konzentriert. Die Adern an ihrem Hals pochten, und ihr Atem ging flach und schnell.
    »Banyan«, rief Crow, aber seine Stimme schien einfach über mich hinwegzugleiten. »Banyan!«
    Obwohl seine Hände total zerfressen waren und bluteten, hatte er sich hinters Steuer gesetzt. Blicklos starrte ich ihn an. Was konnte jetzt schon noch wichtig sein?
    Dann spürte ich, wie die Nacht sich noch einmal veränderte. Sie wurde heller. Aber nicht von allein. Ich warf einen Blick durch die Windschutzscheibe und entdeckte drei GenTech-Fahrzeuge. Sie hielten direkt auf uns zu und tauchten uns in ihr violettes Licht.
    Crow warf den Motor an und wendete eilig den Wagen.
    »Du musst sie auf Abstand halten«, befahl er, und zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, schien Crow sein wahres Gesicht zu zeigen. Er hatte die Hosen gestrichen voll. Genau wie ich.
    Ich schob Alpha nach hinten, während Crow den Wagen aus der Drehung riss und mit Vollgas über den Feldweg raste. In die Richtung, aus der wir gekommen waren. Jetzt verloren wir wieder an Boden.
    Ich legte Alpha so hin, dass sie möglichst wenig durchgerüttelt wurde. Sie schwieg jetzt, aber ihr Blick verriet mir alles, was ich wissen musste. Ihre Finger waren nass von ihrem Blut, und ich drückte nun ebenfalls beide Hände auf die Wunde, aber es floss einfach immer weiter, und es würde auch nicht mehr aufhören.
    »Sal«, schrie ich und hörte gleichzeitig, wie Crow mich anbrüllte. »Sal!« Ich packte den Jungen am Genick. »Hör auf zu flennen, kleiner Scheißer. Du musst mir helfen.«
    Ich zog mein Shirt aus und zeigte Sal, wie er es auf Alphas Bauch drücken musste, um die Wunde zu verschließen, die aufklaffte und Blut spuckte wie ein geöffneter Mund. Dann riss ich das Borkenstück von meinem Bauch ab, legte es auf den Stoff und zerrte das Ganze so fest, dass ich Angst bekam, es könnte ihr die Luft abschnüren.
    Sal fummelte an der Borke herum.
    »Lass das«, schnauzte ich ihn an. »Nimm die hier.«
    Ich gab ihm eine der Waffen, die ich aus dem GenTech-Gefährt geklaut hatte.
    »Kommt schon«, rief Crow, und ich riss hastig die Heckklappe auf. Alpha lag hinter mir, an meiner Seite hockte Sal und hielt sich bereit.
    »Feuer«, schrie ich, und wir ballerten los. Wieder

Weitere Kostenlose Bücher