Der eiserne Wald
geschoben und behielt den Himmel im Auge.
»Was ist da?«, fragte ich ihn.
»Das hier ist das Bedienfeld«, erklärte er, »und da ist die Anzeige. Aber es muss hier irgendwo noch eins geben.« Er riss einige Klappen auf und wühlte in den Fächern herum.
»Siehst du irgendwas?«, rief ich zu Alpha hinauf und drückte kurz ihr Bein.
»Sei still«, erwiderte sie. »Ich lausche.«
Wieder sah ich mich in dem Gefährt um. Griff nach einem Schaumstoffhut, auf dessen Front das GenTech-Logo prangte.
»Protziger Scheiß«, murmelte ich.
»So protzig, wie es nur geht«, sagte Crow, der gerade in einer Werkzeugkiste stöberte. »Schau mal nach, ob du hinten irgendwelche Waffen findest, kleiner Mann.«
Ich schob mich in die entsprechende Richtung und entdeckte einige ordentlich gefaltete und aufgestapelte Ersatzanzüge. Und an der Decke hingen zwei violette Handfeuerwaffen, die wesentlich besser aussahen als die Pistole, die ich benutzt hatte. Sie waren sauber und glatt, es sah nicht so aus, als wären sie schon einmal in Gebrauch gewesen. Ich löste sie aus der Halterung, holte sie zu mir runter und schob mich zurück in den vorderen Teil des Gefährts.
»Ich hab’s«, erklärte Crow.
»Was ist das?« Überrascht musterte ich den kleinen Kasten, der auf seiner Handfläche lag.
Crow grinste noch breiter als sonst. »Das ist ein GenTechNavigationssystem. Der Agent gibt die Koordinaten ein, und das Gerät sagt ihm, wie er dort hinkommt. Das ist es, kleiner Mann. Das Ding, nach dem wir gesucht haben. Das hier ist unser Navi.«
Kapitel 39
S al konnte es nicht fassen. Seine Augen wurden so groß, dass sie sein ganzes Gesicht auszufüllen schienen. Verdammt, ich konnte es ja selbst kaum glauben. Aber hier waren wir nun, unterwegs Richtung Westen, kämpften uns über die Feldwege und schlängelten uns durch das Labyrinth. Und wenn wir auf der anderen Seite rauskamen, mussten wir nur diese Zahlen eingeben, die für Norden und die für Osten, und dann würde alles laufen wie geschmiert. Plötzlich schien mein alter Herr ganz nah zu sein. Als könnte er schon hinter der nächsten Kurve auf mich warten.
Alpha wollte die Zahlen sofort eingeben, um zu sehen, wie weit wir fahren mussten, aber Crow ließ das Gerät in der Hand kreisen und hielt es außer Reichweite. Behauptete, die Batterie müsse geschont werden. Wir sollten besser warten, bis wir aus dem Labyrinth raus wären.
Ich fuhr, bis die Sonne unterging, dann parkte ich am Wegrand und stellte den Motor ab. Es wäre zu riskant gewesen, die Scheinwerfer einzuschalten, und ohne Mondlicht war es zu dunkel, um etwas zu sehen.
Wir versammelten uns alle fünf hinten im Wagen, rückten dicht zusammen und spekulierten über die Zukunft. Seit Pa entführt worden war, hatte es in meinem Leben nichts mehr gegeben, was einer Familie so nah gekommen wäre wie das hier. Plötzlich waren wir ein Team. Ein echtes Team. Mann, sogar Hina schien zu lächeln, auch wenn sie mich hin und wieder so merkwürdig ansah. Aber darum kümmerte ich mich gar nicht. Unsere Bäuche waren voll, und wir dachten nur an morgen. Und übermorgen und überübermorgen. Und an alle Tage, die noch kommen würden.
»Was meint ihr, wie werden sie wohl aussehen?«, fragte Alpha.
»Na so, du Dummkopf«, rief Sal und zeigte lachend auf Hinas Bauch. »Was glaubst du denn?«
»Aber denkt ihr, es sind nur ein paar davon da?«, beharrte sie. »Oder ein ganzer Wald?«
»Es gibt einen Wald«, versicherte ich ihr, weil ich an das Foto von meinem Vater denken musste. »Einen richtigen Wald.«
»Und was für einen Wald es da gibt. Und ich wette, es gibt auch Orangen und Kokosnüsse und Mandeln.« Sal stieß einen entzückten Schrei aus und schlug mir auf den Oberschenkel. »Wir werden stinkreich sein. So reich, dass wir gar nicht mehr wissen, wohin mit der ganzen Kohle.«
Crow war bisher ziemlich still gewesen, doch jetzt schaltete er sich ein: »Aber denk dran, Mister Sal, dein Daddy könnte ebenfalls dort auftauchen.« Obwohl er mit dem Jungen sprach, sah Crow dabei mich an.
»Stimmt.« Sal nickte. Dann wandte er sich schnell ab, so dass ich sein Gesicht nicht mehr sehen konnte. Ich musste an die Kurskorrektur denken, an das versteckte Tattoo.
Und das erinnerte mich an Zee.
Der Gedanke an sie machte mich traurig. Ohne es zu wollen, stellte ich mir vor, sie wäre hier bei uns im Wagen und würde mit uns etwas feiern, was wir noch gar nicht erreicht hatten. Das wiederum brachte mich zu der Frage, was uns wohl am
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