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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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mich bereits einer der Agenten, und ein anderer bahnte uns mit seinem Schlagstock einen Weg.
    »Wartet«, protestierte ich, als sie mich von dem Pfad herunterzerrten. »Stopp!«
    Verzweifelt schlug ich um mich und versuchte, Alpha wiederzufinden. Kurz sah ich, wie sie versuchte, mir zu folgen, aber dann holte der Agent mit seinem Stock aus, und ihr Blut spritzte grellrot in den Schnee. Ich schrie nach ihr, streckte die Finger in die Richtung, wo sie eben noch gestanden hatte. Dann sah ich sie – sie schlich mit hängendem Kopf davon. Ihr Arm blutete. Sie spielte mit. Gab auf. Und irgendwann verlor ich sie in der stolpernden Menge aus den Augen.
    »Nein«, flüsterte ich immer wieder. Aber dann lag der Pfad hinter mir, ich war von Agenten umzingelt, und Zee kniete über mir, während ich mich zitternd im Schnee zusammenrollte.
    Ich musste mich übergeben. Als wäre in mir etwas zerbrochen. Doch dadurch wurden die Dinge auch nicht klarer. Mir wurde nur noch kälter.
    Zee zog meinen Kopf in ihren Schoß. Ihre Hände waren in dasselbe flauschige Zeug eingehüllt wie der Rest ihres Körpers. Ich schien in ihren Kleidern zu versinken.
    Als ich zu sprechen versuchte, schaffte ich es nicht.
    Dabei wollte ich ihr von Alpha erzählen. Und von Crow.
    »Bringt ihn rein«, befahl Zee. Sie zog ihren Mantel aus und wickelte mich darin ein. Dann hoben die Agenten mich hoch und trugen mich, während Zee ihnen Anweisungen gab, die sie strikt befolgten.
    *
    Ich schlief sehr lange und sehr tief, wachte dann aber abrupt auf. Meine Plastikplane war verschwunden, dafür trug ich nun einen weichen, violetten Morgenmantel und lag unter einer noch weicheren Decke, in der ich mich total verheddert hatte. Ich befreite mich davon und hob den Kopf vom Kissen. Dann setzte ich mich auf und sah mich um.
    Keine Fenster. Nichts zu sehen. Nur mein Bett und daneben ein Stuhl. Ein Paar pelzige Stiefel auf dem Boden. Ich glitt von der Bettkante und schob die Füße hinein. Ich fuhr mir mit den Händen durchs Gesicht und über die Stoppeln auf meinem Kopf. Dann ging ich zur Tür und öffnete sie.
    Der Nebenraum war viel größer, viel heller und viel belebter. Dort gab es Schreibpulte, Tische, elektronische Spielereien und Technikkram. Neonlampen und dicke Kabelbündel. Auf diversen Schaltpulten blinkten Ziffern, und an den Wänden hingen wie zur Dekoration winzige Glasröhrchen. Bei dem ganzen Durcheinander musste ich blinzeln. Was für ein Chaos. Zwar prangte überall das GenTech-Logo, aber von dem typischen Ordnungswahn war hier nichts zu spüren. Keine Spur der kalten Präzision, die bei ihnen sonst immer so gut funktionierte.
    »Jetzt, wo du wach bist, erkenne ich schon mehr von ihm in dir«, sagte jemand.
    Es war eine Frau, und zuerst dachte ich, es wäre Zees Stimme. Aber das stimmte nicht.
    Es war Hinas.
    *
    Hastig stützte ich mich auf einem der Arbeitstische ab, wobei ich ein Gestell mit Phiolen runterwarf, die sofort zu Bruch gingen. Nach dem Knall wurde es wieder still. Nur das leise Summen von Elektrizität erfüllte den Raum.
    »Ich habe gesehen, wie du gestorben bist«, flüsterte ich.
    Sie saß zusammengesunken auf einem Plastikstuhl, das Licht eines Monitors fiel auf ihr Gesicht. Ihre Haare waren lang und grau, die dunkle Haut faltig und schlaff.
    Aber sie war es, ganz sicher.
    »Aha«, sagte sie und starrte mich unverwandt an. »Und wie bin ich gestorben?«
    »Du wurdest gefressen.«
    »Gefressen?«
    »Heuschrecken.«
    »Klingt grässlich.«
    »Ja, das war es auch.«
    »Nun ja, wir sollten uns nicht länger mit solchen Dingen aufhalten, Banyan.« Dass sie meinen Namen benutzte, brachte mich etwas aus dem Konzept. Außerdem klang ihre Stimme anders. Stärker. Wortgewandter.
    »Komm näher«, befahl sie mir.
    »Nein.« Ich musterte sie durchdringend. »Nein, du kannst mich mal.«
    »Sei lieb.«
    »Wo ist Zee?«
    »Wo sie immer ist.«
    Ich schüttelte heftig den Kopf, als könnte sie dadurch verschwinden. Dann suchte ich hastig nach einem Ausgang.
    »Setz dich zu mir«, sagte die Frau. »Bitte.«
    »Wo bin ich hier?«
    »Das ist mein Labor.«
    »Und wer von euch ist echt? Du oder die andere?«
    »Echt?«
    »Du bist älter, also schätze ich mal, dass du die Erste warst, stimmt’s? Die andere war nur eine Kopie. Oder? So wie die ganzen Harvests.«
    »Du solltest die Dinge nicht so vereinfachen, nur um es dir leichter zu machen.«
    »Warum sagst du mir dann nicht einfach, was hier verdammt noch mal los ist?«
    Ich hechtete durch den Raum,

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