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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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Müllberg gewachsen. Kunststoff, Metall und diverser Unrat hingen aufgetürmt und ineinander verwoben im Wasser. Kilometerweise Schrott. Ein ganzer Berg davon. Am Ufer und aus den verschneiten Hügeln ragten vereinzelte Stücke hervor.
    Doch am Strand konnte man sehen, dass sich der ganze Müll nach und nach wieder in Erdreich auflöste. Woraus sich wohl schließen ließ, dass diese Insel ziemlich alt war. Alt genug, um wieder zu Erde zu werden.
    Wenig später konnte ich Leute erkennen, die über die Hügel in unsere Richtung kletterten. Einige warteten auch bereits am Ufer auf uns. Und als das Schiff auf sie zutrieb, sah ich, dass sie alle violett gekleidet waren, so dass kein Zweifel daran bestehen konnte, wem diese Insel gehörte.
    »Lass uns reingehen.« Crows Stimme klang genauso verbittert, wie er aussah. Mit klappernden Zähnen zog ich ihn hoch und lud ihn mir auf den Rücken.
    Im Frachtraum stellten wir uns zu den anderen Gefangenen, und einige Zeit später ging ein Ruck durch das Schiff, und es kam zum Stillstand. Die Leute stolperten und fielen übereinander, doch ich blieb aufrecht stehen, packte Alpha und klemmte Crow zwischen uns ein.
    Nach und nach gingen die Lichter aus, bis alles dunkel war. Dann zogen die Agenten die Türen zum Deck auf, und wir quetschten uns hindurch, ein zusammengepresster, zappelnder Haufen.
    Ich umklammerte Alphas Hand und trug Crow auf dem Rücken. Aber so aneinandergereiht kamen wir nicht voran – die Menge umspülte uns und riss uns auseinander. Alpha verschwand zwischen den ganzen Körpern, dann tauchte ein Agent hinter mir auf, löste Crows Arme von meinen Schultern und schleppte ihn fort.
    Ich versuchte, den Kopf oben zu halten, um Luft zu kriegen. Gleichzeitig suchte ich nach Alpha, aber die rasierten Köpfe, die überall herumwackelten, sahen alle gleich aus.
    Die Agenten hatten eine Rampe aufgebaut, die das Deck mit dem vereisten Ufer verband. Schiebend und drückend wartete ich, bis ich an der Reihe war, dann ging ich schlitternd hinunter. Mit tauben Füßen rutschte ich durch den Schnee.
    Ich landete im Gewühl von Gefangenen auf dem Plastikstrand, zwischen verkrusteten alten Flaschen und Kisten. Von einer Anhöhe aus blickten die Agenten auf uns herunter. Sie trugen eine Art violetten Pelz, und ihre Gesichter lagen im Schatten großer Kapuzen. Reglos beobachteten sie, wie wir zitternd durch die Pfützen stapften.
    Ein schmaler Pfad zog sich den Hügel hinauf, dann mussten wir sogar klettern, immer angetrieben von spitzen Schlagstöcken und lauten Stimmen, die uns befahlen, weiterzugehen. Ich weiß noch, wie ich in den Himmel hinaufstarrte. Am liebsten wäre ich stehen geblieben und hätte mir das Schneetreiben angesehen. Aber meine nackten Füße schlurften immer weiter, stolperten voran, bis ich den Gipfel des Hügels erreichte und die riesige Bioraffinerie auf der anderen Seite entdeckte. Die Stahlwände summten, während im Inneren Mais in Sprit verwandelt wurde. Rußige Qualmwolken verdreckten den Himmel.
    »Banyan.«
    Es war Alpha, sie war einige Meter hinter mir. Ich drehte mich um und wollte auf sie warten. Aber dann rief eine weitere Stimme meinen Namen.
    Verwirrt wandte ich mich den Agenten zu, die am Wegrand standen, und sah, wie eine von ihnen auf mich zurannte. Gleichzeitig rief sie nach mir, befahl mir zu warten. Dann schlug die Agentin die Kapuze zurück, und ihr Gesicht strahlte, als wollte es die kalte Luft zum Schmelzen bringen. Ihr Atem bildete kleine Wölkchen, und ihre dunkle Haut war gerötet.
    Ich stand einfach nur da. Fror am Boden fest, während sich die Körper an mir vorbeischoben. Als Alpha mich erreichte, nahm sie meine Hand und starrte genauso fassungslos wie ich Zee an, die über den Hügel auf uns zurannte.

Kapitel 45
    D as Chaos löste uns schnell wieder aus unserer Erstarrung. Die Gefangenen stolperten und stürzten, während die Agenten versuchten, alle in Bewegung zu halten. Aber das klappte nicht so ganz. Schnell geriet die Menge ins Stocken und wurde zu einem Haufen halb nackter Körper, die im Schnee verharrten. Die Agenten wedelten mit ihren Gewehren und schwangen die Schlagstöcke, doch zwischen ihren Befehlen hörte ich immer noch Zees Stimme. Angestrengt rief sie: »Stopp! Bringt ihn zu mir, bringt ihn zu mir!«
    »Wer ist das?«, flüsterte Alpha, als sie sich zu uns durchdrängte. Unsere Plastikplanen flatterten im Wind. Durch die Kälte waren sie klebrig geworden. Doch bevor ich Alpha eine Antwort geben konnte, packte

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