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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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einem langen Stiel gedreht und oben zu einem Knäuel aus Blättern verknotet worden. Ein Teil der Blüte war mit meinem Blut verschmiert.
    »Hat er sie dir gegeben?«, fragte ich, was Zee ein trauriges Lächeln entlockte.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Er hat sie für sie gemacht. Für deine Mutter.«
    »Meine Mutter ist tot. Ich kenne diese Frau nicht.«
    »Die Leute hier nennen sie die Schöpferin.«
    »Also, ich denke, sie ist völlig irre. Außerdem sieht sie eher aus wie deine Mom, nicht wie meine.« Ich legte die dornige Blume aufs Bett und drehte mich zu Zee um. Als Tote hatte sie mich in meinen Träumen heimgesucht, und jetzt stand sie hier, in Fleisch und Blut und GenTech-Farben.
    »Meine Mutter war ein Duplikat von deiner«, erklärte sie.
    »Duplikat?«
    »Eine Kopie. Eine perfekte Nachbildung.«
    »Und warum habe ich dann noch nie etwas davon gehört? Warum wussten wir nichts davon?«
    »Weil dein Vater dich schützen wollte.«
    »Schützen?« Ich stürzte mich auf jedes Wort, jede noch so kleine Information. Aber irgendwie entglitt mir alles und zerschellte vor meinen Augen. Ich wollte zu meinem Vater. Wollte ihn sehen. Und gleichzeitig fühlte sich das alles so falsch an. Er schien jetzt weiter weg zu sein als jemals zuvor.
    »Du wirst schon sehen«, meinte Zee nur. Dann stupste sie mich an, damit ich Platz machte und sie sich neben mich setzen konnte.
    »Und was heißt das jetzt? Bist du meine Schwester?« Meine Hände zitterten. Schnell ballte ich die Fäuste.
    »Schätze schon«, nickte sie.
    Aber ich hatte noch nie eine Schwester gehabt. Ich hatte immer nur Pa gehabt. Angestrengt versuchte ich, das alles zu begreifen. Immer wieder fing ich ganz vorne an, verhedderte mich dann aber auf halbem Weg.
    »Ich hätte länger nach dir suchen müssen«, entschuldigte ich mich. »Auf dem Sklavenschiff. Hina habe ich rausgeholt. Aber retten konnte ich sie am Ende dann doch nicht.«
    Zee fing an zu weinen, und das reichte aus, damit ich nicht mehr zitterte. Ich versuchte, ruhig durchzuatmen, aber es gelang mir einfach nicht.
    »Ich konnte nichts tun«, platzte es aus mir heraus. »Für Hina, meine ich. Und für Sal. Vielleicht ist das alles meine Schuld. Ich habe sie mitgeschleift.«
    »Nein.« Zee versuchte, noch mehr zu sagen, aber die Tränen erstickten ihre Stimme, und so schluchzte sie leise weiter, bis sie sich leergeweint hatte. Als sie damit fertig war, hörte ich wieder das Zischen ihrer verkrusteten Lunge. Dieses bedrückende, trockene Geräusch.
    »Zum Schluss hat Hina sich wieder erinnert«, sagte ich. »Als würde sie ihr ganzes Leben vor sich sehen. Und sie war clean. Frei vom miesen Frost und weg vom Crystal.«
    »Was ist mit Sal?«
    »Er hat mich gerettet«, erzählte ich ihr und dachte daran, wie er mich aus dem Schlamm gezogen hatte. Damals hatte ich ihn als Freund betrachtet.
    »Früher hat er immer versucht, mich zu verstecken, wenn Frost durchgedreht ist.« Wieder fing Zee an zu schluchzen. Sal war wohl doch wie ein Bruder für sie gewesen, ganz egal, was für einen Müll er erzählt hatte.
    »Haben sie dich nach Vega gebracht?«, fragte ich. Mir fiel das gigantische Rad ein, das über die Ebene gefegt war. »Harvests Leute?«
    »Ich weiß es nicht. Irgendwann bin ich hier aufgewacht.«
    »Da draußen habe ich keinen einzigen Agenten mit Schutzmaske gesehen.«
    »Die Luft ist sauber«, nickte sie. »Und zwar immer.«
    »Dann wirst du also wieder gesund? Wie geht es deiner Lunge?«
    »Die Schöpferin sagt, das wird nicht mehr besser. Aber hier wird es sich wenigstens nicht verschlimmern.«
    »Die Schöpferin.« Abrupt stand ich auf und stützte den Kopf in die Hände. »Verdammt, wer lässt sich denn schon so nennen?«
    »Das ist ihr Titel. Alle nennen sie so.«
    »Irgendwie hast du dann ja doch noch eine Mom, oder?«
    »Ich habe es dir schon mal gesagt«, erwiderte Zee. »Sie ist deine Mom, nicht meine.«
    »Das ist unmöglich. Meine Mom ist gestorben. Sie ist verhungert, damit ich leben konnte.«
    »Das hat unser Vater dir also erzählt?«
    Ich rieb mir den Nacken. Alles in mir sträubte sich dagegen, zu glauben, dass diese Frau meine Mutter sein könnte. Allein bei dem Gedanken daran bekam ich schon Kopfschmerzen.
    »Unser Dad ist hierhergekommen, um für die hohen Tiere zu bauen«, erzählte Zee. »Für GenTech. Sie wollten Statuen der Leute errichten, die diesen Ort entdeckt haben.«
    »Sie zwingen ihn, für sie zu bauen?« Vor meinem inneren Auge erschien mein Vater, wie er mit

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