Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
Vom Netzwerk:
Ferne, und in seinem Licht konnte man auch ein Stück über Ex­moor hinaussehen, das sich südlich von ihnen erstreckte.
    Reg seufzte.
    »Ja, mag sein«, sagte er, »aber ich fürchte, er hat recht, ver­stehen Sie, es muß getan werden. Es war der einzig sichere Weg. Alle Anweisungen waren deutlich in dem Gedicht ent­halten, wenn man mal wußte, wonach man suchte. Es muß getilgt werden. Der Geist wird immer in der Nähe sein. Ei­gentlich zwei inzwischen. Das heißt, vorausgesetzt, die Sa­che klappt. Armer Teufel. Dennoch meine ich, er ist selbst dran schuld.«
    Richard riß gereizt ein paar Grashalme aus und rollte sie zwischen seinen Fingern.
    Er hielt sie ins Mondlicht, drehte sie in verschiedene Win­kel und beobachtete, wie das Licht auf ihnen spielte.
    »Diese Musik«, sagte er. »Ich bin nicht fromm, aber wenn ich's wäre, würde ich sagen, sie war wie eine flüchtige Ah­nung vom Geist Gottes. Vielleicht war sie's wirklich, und ich sollte fromm sein. Ich muß mir immer wieder sagen, daß sie die Musik nicht erschaffen haben, sie schufen nur das Instrument, das die Partitur lesen konnte. Und die Partitur war das Leben selbst. Und all das ist da oben.«
    Er blickte in den Himmel. Unwillkürlich begann er zu zi­tieren:
     
    »Könnt ich in nur erneuern
    Das Harfenspiel, den Sang,
    Solch tiefes Glück wird mich befeuern
    Daß ich singend laut und lang
    In Lüften schüfe den Palast,
    Den Prachtbau! Das Gewölb aus Eis!«
     
    »Hmmm«, murmelte Reg vor sich hin, »ich wüßte ja gern, ob er früh genug hingekommen ist.« »Was haben Sie gesagt?«
    »Oh, nichts. Bloß ein Gedanke.«
    »Du lieber Gott, er kann reden, was?« rief Richard plötz­lich aus. »Jetzt ist er schon über eine Stunde drin. Ich frage mich, was da los ist.« Er stand auf und guckte über die Hecke auf das kleine Bauernhäuschen, das sich hinter ih­nen im Mondlicht duckte. Ungefähr eine Stunde zuvor war Dirk mutig zur Haustür hinaufgegangen und hatte ange­klopft.
    Als die Tür ein bißchen zögernd aufgegangen und ein leicht verstörtes Gesicht zum Vorschein gekommen war, hatte Dirk seinen lächerlichen Hut gelüftet und mit lauter Stimme gefragt: »Mr. Samuel Coleridge?
    Ich kam gerade auf dem Weg von Porlock hier vorbei, ver­steht Ihr, und dachte, ob ich Euch wohl bitten dürfte, mir ein interview zu gewähren. Es ist nur für ein kleines Gemein­deblättchen bestimmt, das ich herausgebe. Wird nicht viel von Eurer Zeit in Anspruch nehmen, das verspreche ich, ich weiß, Ihr habt gewiß zu tun, ein berühmter Dichter wie Ihr, aber ich bewundere Euer Werk dermaßen, und ...«
    Der Rest war nicht mehr zu hören gewesen, weil Dirk sich inzwischen Eintritt verschafft und die Tür hinter sich ge­schlossen hatte.
    »Würden Sie mich einen Moment entschuldigen?« fragte Reg.
    »Wie? Aber natürlich«, sagte Richard, »ich geh mal eben nachsehen, was da los ist.«
    Während Reg hinter einen Baum ging, stieß Richard die kleine Gartenpforte auf und wollte gerade den Weg hinauf­schleichen, als er von drinnen Stimmen sich der Haustür nä­hern hörte.
    Er flitzte eilig zurück, während die Haustür aufging.
    »Also, wirklich vielen Dank, Mr. Coleridge«, sagte Dirk, als er, mit seinem Hut hantierend und sich verbeugend, her­auskam, »Ihr wart sehr freundlich und sehr großzügig mit Eurer Zeit, und ich weiß das sehr zu schätzen, wie gewiß auch meine Leser. Ich bin sicher, es wird ein sehr hübscher kleiner Artikel daraus werden, von dem ich Euch, darauf könnt Ihr Euch verlassen, zum mußevollen Studium eine Kopie übersenden werde. Mit Freuden sehe ich natürlich Eurer Kritik entgegen, falls Ihr welche habt, irgendwelche Fragen des Stils, nicht wahr, Hinweise, Tips, dergleichen Dinge. Also, nochmals vielen Dank für Eure Zeit, ich hoffe doch, ich habe Euch von nichts Wichtigem abgehalten -«
    Die Tür knallte hinter ihm laut zu.
    Dirk drehte sich mit einem triumphierenden Strahlelä­cheln aus einer langen Reihe triumphierender Strahlelä­cheln um und eilte den Gartenweg hinab zu Richard.
    »Na, das hat der Sache ein Ende gesetzt«, sagte er und schlug sich in die Hände. »Ich glaube, er wollte gerade mit der Niederschrift beginnen, aber er wird sich an kein Wort mehr erinnern können, das ist mal sicher. Wo ist der ver­ehrte Professor? Ah, da sind Sie ja. Großer Gott, ich hatte keine Ahnung, daß ich so lange drin war. Ein sehr faszinie­render und unterhaltsamer Bursche, unser Mr. Coleridge, zumindest wäre er das bestimmt

Weitere Kostenlose Bücher