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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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Zeit jemals auch nur für einen Augenblick zurückschnappte. Eine sehr verständ­liche Furcht, besonders wenn man total plemplem ist, wie, das muß ich mit dem allergrößten Mitgefühl für den ar­men Kerl leider sagen, er es zweifellos war. Er setzte mich, oder vielmehr sollte ich sagen mein Amt, diese Professur ein, verstehen Sie, den Posten, den zu bekleiden ich nun die Ehre habe-was wollte ich sagen? Ah ja. Er gründete diesen, äh, Lehrstuhl der Chronologie, um herausfinden zu lassen, ob es irgendeinen bestimmten Grund dafür gäbe, warum eine Sache nach der anderen passiert, und ob es eine Mög­lichkeit gäbe, das aufzuhalten. Da, wie ich sofort wußte, die Antworten auf die drei Fragen ja, nein und vielleicht wa­ren, erkannte ich, daß ich mir danach für den Rest meiner Laufbahn freinehmen könnte.«
    »Und Ihre Vorgänger?«
    »Äh, waren völlig der gleichen Ansicht.«
    »Aber wer waren sie?«
    »Wer waren sie? Tja, hervorragende Köpfe natürlich, her­vorragend, einer wie der andere. Erinnern Sie mich daran, daß ich Ihnen irgendwann mal von ihnen erzähle. Sehen Sie diesen Backstein dort? Wordsworth hat mal auf diesen Back­stein gekotzt. Bedeutender Mann.«
    All das war vor ungefähr zehn Jahren gewesen.
    Richard blickte sich in dem gewaltigen Speisesaal um und versuchte festzustellen, ob sich in der Zwischenzeit etwas verändert hatte, und die Antwort war natürlich, absolut gar nichts. Hoch oben in den dunklen Bögen, die im flackern­den Kerzenlicht kaum zu sehen waren, hingen die gespen­stischen Porträts von Premierministern, Erzbischöfen, poli­tischen Reformern und Dichtern, die alle vielleicht zu ihrer Zeit auf denselben Backstein gekotzt hatten.
    »Nun«, sagte Reg in einem lauten vertraulichen Geflüster, als bringe er in einem Nonnenkloster das Thema Brustwar­zenperforation aufs Tapet, »ich höre, Sie haben mit einem­mal auch sehr viel Erfolg, lunmm?«
    »Äh, nun, ja, tatsächlich«, sagte Richard, der darüber so erstaunt war wie jedermann sonst, »ja, das stimmt.«
    Rund um den Tisch richteten sich mehrere Blicke starr auf ihn.
    »Computer«, hörte er weiter unten am Tisch jemanden herablassend einem Nachbarn zuflüstern. Die starren Blicke erschlafften und wandten sich ab.
    »Hervorragend«, sagte Reg. »Freut mich für sie, freut mich sehr.«
    »Sagen Sie mir«, fuhr er fort, und es dauerte eine Weile, bis Richard merkte, daß der Professor gar nicht mehr mit ihm sprach, sondern sich nach rechts seinem anderen Nach­barn zugewandt hatte, »wofür ist denn das alles, dieses«, er wedelte mit der Hand vage über die Kerzen und das Colle­gesilber hinweg, »... Zeug?«
    Sein Nachbar, eine ältliche, verschrumpelte Gestalt, dreh­te sich sehr langsam um und sah ihn an, als sei er sehr erbost darüber, so von den Toten erweckt zu werden.
    »Coleridge«, sagte er mit einem dünnen Krächzen, »es ist das Coleridge-Dinner, Sie alter Dummkopf.« Sehr langsam wandte er sich ab, bis sein Blick wieder auf die Stirnwand gerichtet war. Sein Name war Cawley, er war Professor der Archäologie und Anthropologie, und hinter seinem Rücken sagte man oft von ihm, daß er die Archäologie nicht so sehr als ernste akademische Forschung betrachte, sondern eher als eine Gelegenheit, sich wieder mit seiner Kindheit zu be­schäftigen.
    »Ach, wirklich«, murmelte Reg, »wirklich?« und wandte sich wieder Richard zu. »Es ist das Coleridge-Dinner«, ver­kündete er wissend. »Coleridge war Mitglied dieses Colle­ges, verstehen Sie«, setzte er einen Augenblick später hinzu. »Coleridge. Samuel Taylor. Dichter. Ich nehme an, Sie haben von ihm gehört. Das hier ist sein Dinner. Nun ja, natürlich nicht wortwörtlich. Da wär's mittlerweile kalt.« Schweigen. »Hier, nehmen Sie etwas Salz.«
    »Äh, vielen Dank, ich glaube, ich warte noch«, sagte Ri­chard verdutzt. Es stand noch kein Essen auf dem Tisch.
    »Na los, nehmen Sie schon«, drängte der Professor und hielt ihm den schweren silbernen Salzstreuer hin.
    Richard zwinkerte verwirrt, aber mit einem inneren Schulterzucken streckte er die Hand danach aus. Doch in dem Augenblick, als er gezwinkert hatte, war der Salz­streuer verschwunden. Erstaunt fuhr er zurück.
    »Gut, was?« sagte Reg, während er den verschwundenen Streuer seinem leichenhaften Nachbarn zur Rechten hinter dem Ohr hervorzog, womit er ein überraschend kleinmädchenhaftes Kichern irgendwoanders am Tisch hervorrief. Reg lächelte schelmisch. »Sehr irritierende Angewohnheit, ich

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