Der elektrische Mönch
darunter trug er denselben Bart wie Clint Eastwood. Seine Augen schwammen um den Tisch herum, während er sich aussuchte, an wen er diesen Abend das Wort richten würde. Er hatte überlegt, daß seine Beute einer von den Gästen sein könnte, nämlich der neu ernannte Chef des Dritten Radioprogramms der BBC, der ihm gegenüber saß - aber leider hatten ihn sich schon der Musikdirektor des Colleges und ein Philosophieprofessor gekrallt. Die beiden setzten dem gepeinigten Mann gerade auseinander, daß der Begriff »zu viel Mozart«, eine vernünftige Definition dieser drei Worte vorausgesetzt, ein in sich widersprüchlicher Ausdruck sei, und daß jeder Satz, der eine solche Wendung enthalte, dadurch sinnlos werde und folglich nicht als Teil eines Arguments zugunsten irgendeiner bestimmten Programmplanung geltend gemacht werden könne. Der arme Kerl begann bereits, sein Besteck viel zu fest zu umklammern. Seine Augen sausten verzweifelt und nach Rettung suchend herum, begingen aber den Fehler, sich an die von Watkin zu heften.
»Guten Abend«, sagte Watkin charmant lächelnd, nickte überaus freundlich und ließ dann seinen Blick sich gläsern auf seinen Teller mit der eben angelangten Suppe senken, von wo er sich nicht mehr ablenken lassen würde. Noch nicht. Laß den Kerl ruhig ein bißchen zappeln. Er wollte, daß ihm die Rettung mindestens ein gutes halbes Dutzend ansehnlich honorierter Radiovorträge einbrächte.
Hinter Watkin entdeckte Richard plötzlich die Quelle des Kleinmädchenkicherns, das Regs Zaubertrick quittiert hatte. Erstaunlicherweise handelte es sich um ein kleines Mädchen. Sie war ungefähr acht Jahre alt, hatte blondes Haar und wirkte ziemlich niedergeschlagen. Sie saß da und trat ab und zu mürrisch gegen das Tischbein.
»Wer ist das?« fragte Richard Reg erstaunt.
»Wer ist was?« fragte Reg Richard erstaunt.
Richard zeigte verstohlen in ihre Richtung. »Das Mädchen«, flüsterte er, »das kleine, kleine Mädchen. Ist sie etwa irgendein neuer Mathematikprofessor?«
Reg spähte zu ihr hinüber. »Wissen Sie«, sagte er verwundert, »ich habe nicht die blasseste Ahnung.«
In diesem Moment wurde das Problem durch den Mann von der BBC gelöst, der sich plötzlich aus dem logischen Halbnelson, in den ihn seine Nachbarn gezwängt hatten, herauswand und das Mädchen anfuhr, weil es gegen den Tisch trat. Sie hörte auf, gegen den Tisch zu treten, und trat mit verdoppelter Energie in die Luft. Er sagte zu ihr, sie solle versuchen, sich ein bißchen zu vergnügen, und da trat sie ihn. Auf diese Weise fiel ein kurzer Freudenschimmer auf ihren niedergedrückten Abend, doch der währte nicht lange. Ihr Vater teilte dem Tisch kurz und eingehend seine Ansichten über Babysitter mit, die Leute im Stich lassen, aber niemand wußte mit dem Thema viel anzufangen.
»Eine größeres Buxtehudeprogramm«, nahm der Musikdirektor den Faden wieder auf, »ist natürlich zweifellos längst überfällig. Ich bin sicher, Sie werden diese Situation bei der erstbesten Gelegenheit mit Freuden bereinigen.«
»Oh, äh, ja«, erwiderte der Vater des Mädchens und verschüttete seine Suppe, »äh, das heißt ... er ist doch nicht derselbe wie Gluck, nicht wahr?«
Das kleine Mädchen trat wieder gegen das Tischbein. Als ihr Vater sie streng ansah, legte sie den Kopf zur Seite und stellte ihm leise eine Frage.
»Jetzt nicht«, beharrte er so leise wie möglich.
»Wann dann?«
»Später. Vielleicht. Später, mal sehen.«
Sie ließ sich mürrisch gegen die Lehne zurückplumpsen. »Immer sagst du später«, maulte sie.
»Armes Kind«, flüsterte Reg. »An diesem Tisch sitzt kein Professor, der sich innerlich nicht genauso verhielte. Ah, vielen Dank.« Ihre Suppe kam und lenkte ihn und Richard ab.
»Also, erzählen Sie mal«, sagte Reg, nachdem sie beide ein paar Löffelvoll gegessen hatten und voneinander unabhängig zu dem Schluß gelangt waren, daß es sich um keine Geschmacksekstase handelte, »was Sie so gemacht haben, mein Lieber. Hat was mit Computern zu tun, wie ich höre, und auch was mit Musik. Ich dachte, Sie studierten Englisch, als Sie hier waren - wenn auch sicherlich nur in Ihrer Freizeit.«Er sah Richard über den Rand seines Suppenlöffels bedeutungsvoll an. »Aber warten Sie mal«, fiel er sich ins Wort, ehe Richard zu sprechen Gelegenheit hatte, »erinnere ich mich nicht vage daran, daß Sie irgend sowas wie einen Computer hatten, als Sie hier waren? Wann war das?
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