Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron
von Zaubern widersprachen, die so alt waren, dass niemand mehr wusste, wie sie eigentlich funktionierten. Genau im geographischen Zentrum der Altstadt lag ihr
Suk
, ein riesiges, offenes Labyrinth von Marktständen, die in permanenten Sonnenschein getaucht waren und magische Artefakte anboten: Zutaten, Ersatzteile, Zaubertränke, Pulver, Kleidung,Waffen und Maschinen, die anders als alles waren, was man sonst im Reich finden konnte. Haleklind, seinen Einwohnern unter dem traditionellen Namen Creen bekannt, war das magische Zentrum des Planeten. Creen City war Haleklinds Hauptstadt, Creen Suk ihr schlagendes Herz. Es war in diesem Suk gewesen, wo Pyrgus einst einen kostbaren Besitz erworben hatte, sein erstes Halekmesser. Und es war der Suk, zu dem er jetzt ging.
Er fand den geheimen Fußweg ohne Schwierigkeiten. Doch in dem Menschengewimmel war es fast unmöglich, ihn ungesehen zu betreten, weshalb er beinahe eine halbe Stunde damit verschwendete, so zu tun, als untersuche er eine Sammlung Kupfergefäße, die dazu dienten, Dschinns zu fangen. Aber dann dünnte die Menge plötzlich aus und er wagte den Übergang. Der Fußweg riss ihn mit sich nach draußen, dann nach unten in das unterirdische Labyrinth unter dem Suk. Als er wieder aus dem Untergrund auftauchte, befand er sich außerhalb einer verfallenen Fabrik, die mit Plakaten bepflastert war, auf denen
Ungesichertes Gebäude
stand.
Pyrgus kletterte auf einige unbenutzte Gewürzfässer, um durch die staubigen Fenster zu spähen. Auch im Inneren war die Fabrik eine verlassene Ruine, bei der das Interessanteste noch ein paar rostende Maschinenteile und die einzigen Zeichen von Leben die Überreste eines Lagerfeuers waren, das vorzeiten irgendwelche Besetzer gewärmt hatte. Er warf ein Steinchen durch ein zerbrochenes Fenster und lauschte, während es auf dem Steinboden widerhallte. Eine kleine Staubwolke rieselte aus Rissen in der Decke.
Er kletterte von den Fässern, blickte sich um, um sicherzugehen, dass niemand ihn beobachtete, lehnte sich dann auf die zerbrochene Säule an der einen Seite des verrammelten Eingangs. Der Zauberbelag erkannte seine DNA und sog ihn nach innen.
Die Rezeptionistin war ein dunkeläugiger weiblicher Dämon, einer der wenigen mit einer Arbeitserlaubnis außerhalb Haels. Sie blickte in die Kristallkugel, die vor ihr auf demTresen stand, und lächelte ihn dann an. »Kronprinz Pyrgus«, sagte sie bestätigend. »Was kann die Gesellschaft heute für Sie tun?«
»Lebt Corin noch?«, fragte Pyrgus. Es herrschte ein erheblicher Schwund in der Gesellschaft Haleklinds zur Bestandserhaltung und dem Schutz von Tieren: Die Zauberer jagten ihre Mitglieder ohne Gnade.
»Ja«, sagte die Dämonin freundlich. Sie blickte ihn erwartungsvoll an. Alles wörtlich zu nehmen war ein typisches Merkmal der Dämonen. Sie schienen überhaupt nicht zu verstehen, worauf man hinauswollte, und dachten nie weiter (jedenfalls nicht, ohne einem in die Gedanken einzudringen, was Blue allerdings verboten hatte).
»Ist er immer noch der Geschäftsführer?«
»Ja, Kronprinz Pyrgus.«
»Ist es möglich, ihn zu sprechen?«
»Ja.«
Nach einer Pause fügte Pyrgus hinzu: »Jetzt?«
»Ja, natürlich, Sir«, sagte die Dämonin enthusiastisch. Ihre lange, anmutige Hand streckte sich nach einem Symbol, das im Tresen eingelassen war.
»Einfach nur
Pyrgus Malvae
, bitte«, sagte Pyrgus. »Ich führe den Titel nicht mehr.«
»Natürlich, Pyrgus Malvae.« Das Lächeln war sehr hübsch, trotz ihrer scharfen Zähne. Die ausgestreckte Hand berührte das Symbol. »Mögen eure Götter mit euch sein.«
Der Übergang zu Corins Büro geschah augenblicklich. Corin selbst erhob sich hinter seinem Schreibtisch, lächelte breit und streckte die Hand aus. »Pyrgus, mein lieber Junge, wie schön, dich zu sehen! Wie geht es der bezaubernden Nymph? Habt ihr beiden inzwischen Kinder? Nein, natürlich nicht: viel zu beschäftigt für derartige Sachen. So wenig Zeit und so viele Tiere, die in Not sind, stimmt’s? Und ich glaube, du machst inzwischen auch Wein – ein paar ganz ausgezeichnete Jahrgänge, habe ich gehört.«
Pyrgus schüttelte seine Hand und grinste ihn an. »Ich werdedir eine Flasche schicken oder gleich zwölf. Wollte eigentlich eine mitbringen, aber ich bin etwas überstürzt von zu Hause weg. Eine kleine Notsituation, fürchte ich.«
»Tut mir leid, das zu hören«, sagte Corin und deutete auf einen Sessel. Er war ein kleiner, kahl werdender, rundlicher Haleklinder
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