Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron
Henry eine Elfe
geheiratet
hat! Das ist doch verrückt … selbst für ihn!« Das Lächeln verschwand, und auf ihrem Gesicht tauchte ein nachdenklicher Ausdruck auf. »Wenn er mit der Kaiserin verheiratet ist, dann ist er Kaiser, oder?«
»Na ja, Kaiserlicher Prinzgemahl …« Mella wusste nicht, wohin dies führen würde, aber da war etwas im Tonfall ihrer Tante, das sie wirklich gar nicht mochte.
»Aber das heißt doch immer noch, dass er ein sehr wichtiger Mann ist, oder? Ich meine, er hat Untertanen und Diener und all so was? Er
herrscht
über die Leute?«
»Na ja, er hilft Mami dabei, zu regieren«, sagte Mella. »Er gibt ihr Ratschläge und so, und manchmal hört sie auf ihn.«
»Ich nehme an, er ist jetzt reich? Gold, Juwelen, lebt in einem Palast?«
Jetzt war Mella
wirklich
unbehaglich zumute. »Tante Aisling, wir sind …«
»Reich!«, bellte Aisling. »Ist er reich?«
»Er erhält eine Apanage vom Staat«, sagte Mella zögerlich. »Ich denke schon, dass sie ziemlich hoch ist. Und die Hälfte von Mamis Vermögen ging automatisch an ihn, als sie geheiratet haben, obwohl ich nicht glaube, dass er es tatsächlich angenommen hat, und sie leben tatsächlich in einem Palast, dem Purpurpalast. Weil Mami Kaiserin und Papa Kaiserlicher Prinzgemahl ist.«
In Aislings Augen trat ein distanzierter Ausdruck. »Mein Bruder ist Kaiser des Elfenreiches!«, flüsterte sie. »Mein Bruder ist
Kaiser
des Elfenreiches!« Sie blickte abrupt wieder Mella an. »Ich bin die Schwester des Kaisers und du bist seine Tochter. Wieso kriechen wir dann hier wie Kriminelle herum? Wir sollten den Leuten da draußen befehlen, ihre alberne kleine Konferenz zu beenden und uns eine Transportmöglichkeit zu eurem Purpurpalast zu besorgen. Ich habe mit deinem Vater ein Wörtchen zu reden. Er benimmt sich schändlich. Seit
Jahren
benimmt er sich schändlich. Ichglaube, es ist Zeit, dass er das wiedergutmacht, meinst du nicht? Und nicht bloß mir gegenüber, sondern auch Mami. Ich weiß nicht, was sie von all dem hier halten wird, wenn ich es ihr erzähle. Aber erst mal habe ich ein Wörtchen mit Henry zu reden!« Sie wandte sich ab, um wieder die Tür zu öffnen.
Mella packte sie schnell am Arm. »Du kannst den Leuten nicht einfach befehlen, uns eine Transportmöglichkeit bereitzustellen – dies hier ist Haleklind.«
Aisling sah sie verständnislos an. »Was hat das denn damit zu tun?«
»Papa ist nicht der Kaiser von Haleklind – das ist ein unabhängiges Land. Mami ist in Wirklichkeit nicht Kaiserin des Elfenreiches, jedenfalls nicht des ganzen Reiches: Das ist nur einer ihrer Titel. Sie ist Kaiserliche Hoheit des Elfenimperiums. Das ist ziemlich groß, aber es gibt immer noch ein paar Länder, die nicht dazugehören. Zum Beispiel Haleklind.«
»Woher weißt du, dass dies … wo meintest du, ist das? Haleklind? Dieses Gebäude könnte doch überall stehen.«
Mella leckte sich die Lippen. »Ich bin mir nicht sicher. Aber ich glaube, das da unten könnte eine Konferenz der Tafel der Sieben sein, und die Tafel der Sieben regiert Haleklind.«
»Ist Haleklind ein Feind des Elfenreiches?«, fragte Aisling schnell.
Mella starrte sie an. Haleklind hatte kein Bündnis mit dem Elfenreich, soweit sie wusste, aber sie kümmerte sich auch nicht besonders um Politik. Sie hatte nie gehört, dass irgendjemand Haleklind als Feind bezeichnet hätte. Die Zauberer blieben unter sich, außer wenn es um Handelsgeschäfte ging, und sie waren wirklich, wirklich paranoid, wenn Leute ihr Land aus irgendeinem anderen Grund betraten (was die Dinge doppelt komplizieren würde, falls dies tatsächlich Haleklind
war
), aber das war auch schon ungefähr alles. Bis auf das, was sie gerade gehört hatte.
Unsere Invasion des Reiches möge
wie geplant vorangehen
. Haleklind
konnte
nicht planen, in das Reich einzumarschieren, nicht in das Reich ihrer Mutter: Dazu war es zu groß, zu stark. Kein einziges Land konnte allen Ernstes hoffen, einen Krieg gegen das Reich zu gewinnen; und Haleklind war sicher viel zu misstrauisch, um ein Bündnis geschmiedet zu haben. Mella versuchte verzweifelt, sich daran zu erinnern, ob es noch ein anderes Imperium im Elfenreich gab, und wünschte, sie hätte ihrem Geografielehrer besser zugehört, wünschte, sie hätte ihrem Politiklehrer besser zugehört, wünschte, sie hätte besser zugehört, als ihr …
Moment mal! Hatte ihr Geschichtslehrer nicht einmal ein Chlorostrymon-Imperium erwähnt? Es war vor Hunderten
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