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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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muss für dich interessant sein«, bemerkte sie. Die Blutung hatte aufgehört, also wischte sie das Blut mit ihrem Taschentuch weg. Sie hob die Feder wieder auf und fuhr behutsam mit ihrer diffizilen Tätigkeit fort.
    Es war störend, dachte ich, dass ich unfähig war, den Geruch und die Reaktionen, die dieser Blutstropfen in mir auslöste, zu ignorieren. Ich hob eine Hand, um meinen Mund zu bedecken, und ließ meine Zunge über meine Zähne gleiten. Da, die beiden Punkte an meinem Oberkiefer ... eine leichte Schwellung, nicht schmerzhaft... ganz im Gegenteil, genau genommen.
    »Jonathan?«
    »Es ist nichts«, sagte ich ein wenig zu schnell und ließ meine Hand fallen. Aber sie schien zu wissen, was ich verbarg. »Lieber Gott, Jonathan, es gibt nichts, für das du dich schämen müsstest.«
    »Ich schäme mich nicht«, meinte ich. »Wirklich.«
    »Aber warum dann der finstere Blick?«
    Ich ballte die Hand zur Faust und klopfte mit ihr leicht gegen den Schreibtisch. Dann öffnete ich sie und machte eine flache Hand. »Ich bin nicht sicher, dass ... dass ich mich mit diesem Teil dessen, was mit mir geschehen ist, wohl fühle.«
    »Du tust das, was du tust, weil du es musst.«
    »Ja, aber ich habe ... ich mache mir Sorgen, was die Leute denken könnten, wenn sie es herausfinden.«
    »Aber niemand weiß es außer mir, Vater und Jericho. Wir sprechen nicht darüber, und sehr wahrscheinlich wirst auch du nicht in Gesellschaft damit herausplatzen.«
    »Als ob es etwas Peinliches sei.«
    »Etwas Privates«, korrigierte sie mich. »Ähnlich wie dein Tagebuch.«
    Nicht in der Lage, ihrem festen, vernünftigen Blick standzuhalten, schob ich meine Feder in ein Gefäß mit Bleischrot und stand auf, um herumzulaufen.
    Sie beobachtete mich weiter. »Komm schon, höre dir selbst einmal zu. Sich Sorgen über das zu machen, was die anderen denken könnten, ist doch das Einzige, was Mutter immer belastet. Es gibt keine Veranlassung für dich, auf die gleiche Stimme zu hören, oder willst du so enden wie sie?«
    Das war nur zu wahr. Ich war tatsächlich von einem elenden Chor unkender Stimmen verfolgt worden, die nur von Zweifeln und Verhängnis geraunt hatten. »Es ist nur so, dass die meiste Zeit für mich alles so ist, wie es vor meiner ... Rückkehr war. Und doch« – ich machte eine vage Geste – »ist alles so anders. Ich bin anders.«
    Sie leugnete es nicht, Gott sei Dank. Die Veränderungen, die mich buchstäblich aus dem Grab zurückgeholt hatten, waren tief greifend, und ihr ganzer Einfluss darauf, wie ich nun lebte, wurde mir erst allmählich klar. Ich schlief, wenn man es so nennen konnte, den ganzen Tag hindurch, unfähig, mich zu rühren, solange die Sonne am Himmel stand. Da der Haushalt sich an einen genau entgegengesetzten Ablauf hielt, war der Genuss seiner Gesellschaft für mich unglücklicherweise eingeschränkt. Den Rest der Zeit war ich allein, sehr allein.
    Und was Elizabeths kleinen Unfall betraf ... nun, das war nur ein weiterer Faktor, der mich an meinen Appetit erinnerte, den die Welt zweifellos als ekelhaft betrachten würde, oder auf den sie zumindest mit Besorgnis und Furcht reagieren würde.
    Ich blieb am Bücherschrank stehen und starrte die Titel an, ohne sie zu lesen.
    »Kannst du dich an die Nacht erinnern, in der ich ... zurückkam?«
    Sie nickte. Es war nicht wahrscheinlich, dass irgendjemand von uns das je vergessen würde.
    »Nachdem wir die Rebellen gefangen hatten, begleiteten mich zwei von Nashs deutschen Söldnern zu Mrs. Montagu. Ich dachte, ich sei sie losgeworden, aber sie kamen zurück und sahen mich in ihrem Stall mit ihren Pferden, wo ich ... mich ernährte.«
    »Und dann?«
    »Sie rannten davon wie aufgescheuchte Hühner. Sie waren völlig verängstigt. Einer von ihnen rief mir auf Deutsch ein Schimpfwort zu: ›Blutsauger‹.«
    Sie stolperte über meine zweifelsohne fragwürdige Aussprache.»Bluet-saw« Ich wiederholte das Wort für sie. »Das bedeutet ›Blutsauger‹; kaum schmeichelhaft.«
    »Sicher nicht in dem Zusammenhang, in dem es angewendet wurde.«
    »In keinerlei Zusammenhang.«
    »Was soll das? Du bist ein ›Blutsauger‹, ich esse tierisches Fleisch, na und?«
    »Das ist nicht das Gleiche.«
    »Das wäre es aber, wenn ein guter heißer Braten zum Abendessen den meisten Leuten widerwärtig erscheinen würde. Es ist nicht so, dass du Selbstmitleid haben solltest, kleiner Bruder. Ich hoffe, du kommst darüber hinweg.«
    Ich stocherte träge in einem Haufen Staub herum, der

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