Der endlose Tod
sich in einer Ecke der Schnitzarbeiten des Bücherschrankes angesammelt hatte. Eines der Dienstmädchen hatte seine Putzpflichten vernachlässigt. Wehe ihr, wenn Mutter das bemerkt hätte. »Vielleicht tritt die Wirkung des Fonteyn-Blutes nun in Kraft, und ich werde wahnsinnig.«
»Ich glaube nicht, wo du es so regelmäßig mit dem unseres Viehs verdünnst.«
Ich starrte sie mit offenem Mund an und begegnete einem Aufblitzen ihrer leuchtenden Augen, indem sie ihren Kopf auf die Seite legte. Es war dazu bestimmt, mich davon zu überzeugen, dass ich mich selbst viel zu ernst nahm.
»Ich glaube, du hast einen Dummkopf zum Bruder«, sagte ich müde.
»Besser einen Dummkopf als eine Leiche«, erwiderte sie unverblümt. »Du wirst nicht verrückt, du musst dich nur langsam an deine Veränderungen gewöhnen. Ich selbst auch.«
»Und was tust du dafür?«
»Ich bitte Gott, es für mich zu klären, sage ›Amen‹ und gehe ins Bett.« Die Spitze eines Kiels war perfekt geschnitten. Sie legte ihn beiseite und nahm einen anderen. Die Befiederung war noch nicht abgeschnitten, und sie hinterließ feine Spuren auf ihren weiten Röcken, als sie daran arbeitete, das Versehen zu korrigieren.
»Könnte ich bloß schlafen«, murmelte ich.
»Noch mehr Träume?«
»Nichts anderes, und aufwachen, um ihnen zu entkommen, ist mir nicht gestattet.«
»Dr. Beldon konnte nicht helfen?«
»Er ließ mich sein Laudanum ausprobieren.«
»Und das hat nicht geholfen?«
»Eigentlich nicht. Er bereitete mir eine Dosis vor und sagte, ich solle sie nehmen, wenn ich bereit zum Schlafen sei, aber ich wusste, ich wäre niemals in der Lage, es bei mir zu behalten. Also bin ich zum Stall gegangen und habe einem der Pferde Blut abgezapft, um es hineinzumischen. Dann war ich in der Lage, es zu trinken. Es hat mich in einen Zustand der Benommenheit versetzt, aber die Träume waren immer noch da und noch verwirrender als üblich. Das werde ich jedenfalls niemals wieder nehmen.« Ich ließ mich auf Vaters großen Sessel neben dem kalten Kamin fallen. »Verdammt noch mal, aber die einzige Ruhe, die ich seit meiner Rückkehr bekommen habe, war die, welche ich hatte, als ich gezwungen war, in der alten Scheune zu nächtigen.«
»Vielleicht solltest du dorthin zurückgehen und es noch einmal versuchen.«
»Warum sollte mein Schlaf sich dort auf irgendeine Weise von dem hier, in meinem Bett, unterscheiden?«
»Ich weiß es nicht. Wenn du zurückgingst, könntest du darauf vielleicht eine Antwort finden.«
»Es ist kaum sicher dort.«
Ihre Brauen zogen sich zusammen, als sie von ihrer feinen Schnitzerei aufblickte. »Niemand geht mehr dort hinaus.«
»Vielleicht die Söldner. Weißt du, dass sie Rapelji sein Haus wegnehmen wollten, um selber dort zu wohnen? Er hatte Glück, dass sie ihre Meinung geändert und stattdessen die Kirche genommen haben.«
»Aber die Kirche hatte dann weniger Glück.«
»Es ist besser, sie dort zu haben als in Rapeljis oder am Ende sogar unserem eigenen Haus. Ich war unten in The Oak, um die Neuigkeiten zu erfahren, und es handelt sich bei ihnen um eine ziemlich raue und wilde Gesellschaft. Und sie genießen es.«
»Ich habe die Geschichten gehört, Jonathan«, meinte sie trocken. Wegen der kürzlich erfolgten Besetzung war Elizabeth kaum in der Lage gewesen, einen Fuß vor die Tür zu setzen, aus Furcht, von genau der Armee verletzt zu werden, die geschickt worden war, uns zu beschützen. »Wie auch immer, du bist vom Thema Scheune abgeschweift. Warum versuchst du nicht, den Tag dort zu verbringen? Jericho kann hinauslaufen und nach dir sehen, wenn du dermaßen besorgt bist.«
Ich schnitt eine Grimasse. »Es ist so offen und ungeschützt, ohne Türen oder Fensterläden. Ich habe die Scheune nur benutzt, weil ich keine andere Wahl hatte.«
»Aber damals konntest du Ruhe finden, ohne Träume.«
Das ließ sich nicht leugnen.
Ich wollte noch mehr Einwände erheben, nur um den Gesprächsfluss aufrechtzuerhalten, als Vater hereinkam und die Türen der Bibliothek hinter sich schloss. Er war ein großer Mann mit einer hageren Gestalt und einem noch immer gut aussehenden Gesicht, aber in letzter Zeit hatten mehr und mehr Falten seine normalerweise liebenswürdige Miene überzogen. Dort eingegraben durch die Umwälzungen in unserem persönlichen Leben und durch die größeren Konflikte außerhalb unseres Heims, schienen sie sich zu straffen, wenn er uns ansah, seine Kinder.
»Ist das Kartenspiel beendet?«, fragte
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