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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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der kleinen Kammer der alten Kupplerin gegenüber und versuchte sie zu befragen, doch Apollonia stellte sich gänzlich unwissend. Nicht einmal zu Bibianas Vermittlung an Claudia wollte sie etwas sagen, und bei Antonia tat sie, als hätte sie noch nie in ihrem Leben diesen Namen gehört. Es halfen kein gutes Zureden und keine Drohungen, um sie zum Sprechen zu bewegen; Apollonia blieb stumm. Nur als Jakob schließlich mit Nachdruck sagte, sie solle gut auf Serena achtgeben, er werde sich weiterhin nach der Kleinen erkundigen, nickte sie mit einem freudigen Lächeln.
    Als Jakob wieder auf die Straße trat, war Serena verschwunden. Sie schien sich während seines Gesprächs mit der Kupplerin davongemacht zu haben. Irgend jemand hatte offensichtlich in den letzten Tagen auf die alte Ruffiana eingewirkt, daß sie, die ihm zuerst mit Begeisterung die Eigenheiten des römischen Freudengewerbes erklärt hatte, plötzlich so schweigsam war wie eine Flußbarbe im Tiber. Jakob verscheuchte ein Gefühl der Angst, das sich wieder einzustellen begann, und holte den Brief Ambrogio Farneses an Giacomo Garilliati vor. Das Haus des Bankiers lag nur wenige Gehminuten entfernt unterhalb des Kapitols, und wann, wenn nicht zu früher Abendstunde, wäre der junge Prahlhans besser anzutreffen?
    Jakob drehte auf dem Absatz um und machte sich ohne Zögern auf den Weg zu Garilliati.
    Das breite Tor war weit geöffnet und wurde durch zwei Feuer in eisernen Rundbecken erleuchtet. Der Mönch ging an zwei wie Schützen gekleideten Lakaien vorbei und wurde ohne Nachfrage in den Palazzo eingelassen, in dessen Innenhof sich um einen trockenen Brunnen etliche Damen und Herren tummelten. Ein weißbeschürztes Mädchen reichte ihm zur Begrüßung einen Becher Wein, den er gern ergriff. Langsam begann er durch die Reihen zu schlendern und nach Garilliati Ausschau zu halten.
    Dann betrat er die breite Treppe, die seitlich in das erste Geschoß des Palazzo hinaufführte; er versuchte sich nochmals den Abend in dem Freudenhaus bei der Cestius-Pyramide zu vergegenwärtigen. Der Bankier hatte ihm schräg gegenüber gesessen, Frangipane war leutselig und humorvoll gewesen, und in einer Ecke hatte es sich der glutäugige Künstler mit einer Dame bequem gemacht. Hatte der nicht auch ein grünes Hemd getragen? Und wie lautete dessen Name? Nein, den Künstler hatte ihm niemand vorgestellt. Schließlich war Garilliati aufgestanden. Genau in dem Moment, als Antonia sich zu ihm hinabbeugte, um ihm einen Kuß auf die Lippen zu drücken, hatte der junge Prahlhans jenen Fremden umarmt, von dem Jakob nur die Farbe des Hemds wahrgenommen hatte.
    Plötzlich wäre Jakob beinahe mit Giacomo Garilliati zusammengestoßen. »Verzeihung«, murmelte er und blickte auf.
    »Was tut Ihr auf meinem Fest?« fragte der Bankier erstaunt.
    »Oh«, erwiderte Jakob, »mich hat Ambrogio Farnese ermutigt, zu Euch zu kommen.« Er zog den zerknitterten Brief aus der Tasche und reichte ihn dem Herrn des Hauses. Garilliati runzelte die Stirn und trat zur Wand, um im Schein einer Fackel zu lesen. »Werter Garilliati«, las er laut vor sich hin, »wenn Dir diesen Brief ein deutscher Dominikaner überbringt, gib ihm jede Summe, die er fordert; aber prüfe genau, ob es der Mönch ist, den ich meine.« Er musterte Jakob von Kopf bis Fuß. »Dem Habit nach seid Ihr Dominikaner. Kommt Ihr auch aus Deutschland?«
    »Aus dem Herzogtum Bayern. Ich bin ein Schüler des päpstlichen Nuntius Doktor Johannes Eck zu Ingolstadt«, antwortete Jakob in deutscher Zunge. Der Bankier sah ihn verdutzt an. Jakob übersetzte, und Garilliati nickte.
    »Wieviel wollt Ihr?« fragte er dann.
    »Eintausend Scudi«, antwortete Jakob ungerührt.
    Garilliati pfiff durch die Zähne. »Ihr seid lebenslustiger, als ich dachte«, bemerkte er. »Nach dem Fest bei Ambrogio, als wir uns noch bei Sybille vergnügten, seid Ihr unangemessen früh aufgebrochen.«
    »Nun, ich kann, wie es sich für einen Mönch geziemt, zur rechten Zeit ein wenig fasten. Doch welch eine Freude genoß ich am nächsten Tag!«
    Der Bankier lächelte. »Nun, ich will Euch gern zu Diensten sein. Aber Ihr werdet verstehen, daß ich Euch die beträchtliche Summe nicht hier auf meinem Fest auszahlen kann. Außerdem warten oben im Felsensaal bereits einige Mädchen. Geht ruhig hinauf, Frangipane labt sich schon an Früchten und Wein.«
    Jakob vermochte nur mit Mühe, seine Überraschung nicht zu zeigen, doch der Gastgeber hatte sich bereits mit einem höflichen

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