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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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Lächeln abgewandt, um über die Prachttreppe nach unten zu den ankommenden Gästen zu gehen. Jakob blieb nichts anderes, als einen Diener nach dem Felsensaal zu fragen. Als er durch eine schmale Pforte trat, schrak er zurück; er glaubte, in einer Höhle nahe eines Abgrundes zu stehen. Verwirrt blickte er sich um und entdeckte, daß alles Malerei war, aber so täuschend nach der Natur, als wäre der Saal wirklich eine Höhle und die gegenüberliegende Wand die weite Landschaft eines tiefliegenden Tales.
    Jemand klopfte ihm lachend auf die Schulter. »Na, mein Freund, ist es nicht, als säßen wir hoch über Palestrina? Mein Werk ist mir gut gelungen, nicht wahr?«
    Jakob fuhr herum und blickte in das Gesicht jenes Künstlers, der lüstern und glutäugig im Freudenhaus nicht von seiner Blondine hatte lassen können.
    »Wohl wahr«, erwiderte Jakob und atmete durch. »Doch sagt mir, der ich aus der nördlichen Provinz komme, bitte Euren Namen.«
    »Ich heiße Peruzzi.« Sein Gegenüber tat ein wenig beleidigt, weil Jakob ihn nicht kannte, und lachte dann. »Aber du kannst mich Baldassare nennen. Du solltest erst einmal mit nach Trastevere kommen; dort habe ich dem Chigi eine Villa gebaut und ausgemalt, da meinst du, du stehst in einer Säulenhalle zu Athen. Doch sag, lieber Pater, wirst du heute länger bleiben oder uns wieder vor der Zeit verlassen? Dein Mädchen neulich sah sehr traurig aus; du hast die Jungfrau wachgeküßt und dann das Festmahl vergessen. – Ein hübsches Ding, übrigens; schade, daß ich Tadea an der Angel hatte, aber da konnte ich ja noch nicht wissen, daß sie eine Enttäuschung sein würde.«
    »Mir war«, unterbrach Jakob seinen Redefluß, »als hätte sich Antonia rasch anderweitig getröstet.«
    »Stimmt. Auf Giacomos Freunde ist Verlaß. Der gute Carlos war dir, glaube ich, wirklich dankbar, daß du ihm deine Muse überlassen hast. – Vielleicht kommt die Kleine heute auch, wer weiß. Du entschuldigst mich?« Baldassare schlüpft aus dem Saal; anscheinend hatte er einen anderen Bekannten entdeckt.
    Im nächsten Moment hörte Jakob, daß jemand nach ihm rief, und sah, wie ihm aus einer Ecke, die einer Felsengrotte zum Verwechseln ähnlich sah, gewinkt wurde. Frangipane saß in weltlicher Kleidung auf einem Sofa zwischen zwei jungen Dirnen. Der Bischof lachte und bedeutete Jakob, sich neben ihn zu setzen. »Wie geht es dir, Jakobus? Bist du zu neuen Erkenntnissen gelangt?«
    »Von welchen Erkenntnissen sprecht Ihr?« fragte Jakob unsicher.
    »Du wolltest doch die Schönheit der Damen mit dem Mund erkunden«, spottete Frangipane, »und bist neulich nach der ersten Etappe in den Camposanto geflüchtet. Haben dir die Lippen gebrannt?«
    »In der Tat, Exzellenz«, Jakob verneigte sich vor dem Bischof, »schmeckte die Vorspeise so süß, daß ich, davon gesättigt, die weitere Ungeduld bezähmen konnte bis zur folgenden Nacht; was dann kam, mundete vorzüglich.«
    »Ihr Deutschen seid ein seltsames Völkchen; erst gestern sprach ich mit Trippa über euch. Doch heute zierst du dich hoffentlich nicht. Essen und Trinken schmeckt in Gesellschaft am besten.«
    Jakob lächelte und rieb sich die Hände, was Frangipane für Zustimmung nahm. In Wahrheit überlegte Jakob, wie ihm am besten die Flucht gelingen könnte.
    »Setz dich und wähle zwischen Cornelia und Flaminia; rot oder schwarz, was ist deine Farbe?«
    »Exzellenz, die Wahl liegt wie stets bei Euch, denn ich bin ein geringer Diener und in diesen Dingen, in denen Ihr Meister seid, nur Euer Famulus.«
    Dem Bischof gefiel die Schmeichelei. Gönnerhaft schob er ihm die Rothaarige zu, deren Augen wild funkelten, aus Wut auf ihn, wie Jakob argwöhnte. Gewiß wäre die Hure gern beim Bischof geblieben und ärgerte sich nun, einem einfachen Mönch zugesellt zu werden, der offensichtlich in Liebesangelegenheiten wenig bewandert war. Doch sie schlug rasch die Augen nieder, schlang lächelnd ihre langen Arme um Jakob und näherte ihren Mund seinen Lippen.
    Rasch trat Jakob gegen Frangipane vor, kniete nieder und küßte dem Bischof den Ring, um der Rothaarigen zu entgehen. Frangipane fühlte sich wiederum geschmeichelt und legte in einem Anflug von Vertraulichkeit seine Hände auf Jakobs Schultern. Währenddessen überlegte Jakob fieberhaft, was er tun sollte. Er mußte nicht nur der Erwartung des Bischofs, der wiederum mit Trippa auf vertrautem Fuß stand, gerecht werden, sondern auch in den Augen dieses Lüstlings Peruzzi bestehen und sich vor

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