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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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dunkel, aber nichts geschah; dann hörte ich ein verdächtiges Stöhnen aus einem Fenster und bald darauf spitze Lustschreie. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, weil ich gar zu genau wußte, was dort oben vor sich ging; aber wie ich noch lachte, begriff ich, daß hier vielleicht eine Hure in höchster Gefahr schwebte. Zwischenzeitlich kam Massimiliano gelangweilt zu mir herüber; auf seiner Seite hatte sich nichts gerührt. Ich zog ihn neben mich und deutete zu dem Fenster hinauf; die Lustschreie ebbten ab, statt dessen vernahmen wir nun ein lautes Bußgebet. Dann erschien der Oberkörper eines Mannes im Fenster; es war nicht derjenige, den wir bis hierher verfolgt hatten, sondern ein fetter Kerl, der sich mit einem Tuch den Schweiß vom Gesicht wischte. Zum Glück waren wir hinter unseren Marmorblöcken gut versteckt. Der Fettwanst verschwand, die Vorhänge wurden zugezogen, und in dem Zimmer wurde es hell. Ich zitterte vor Ungeduld. Endlich ging die Tür auf, und eine hochgewachsene Puttana in Männerkleidung trat auf die Straße; wäre nicht der Schein einer Fackel in ihr helles Gesicht gefallen, hätte ich in ihr zunächst gar keine Frau erkannt. Erst nachdem sie einige Schritte gegangen war, sah man ihrem Hüftschwung die holde Weiblichkeit an. Dann öffnete sich die Tür erneut, und der schmale Schatten jenes Mannes, den wir bis hierher verfolgt hatten, schälte sich aus dem dunklen Türrahmen. Der Mann ging leise, ja, er schlich der Frau regelrecht nach. Massimiliano schickte ich zur Engelsburg, er sollte die Puttana überholen und an der Brücke auf sie warten; ich selbst folgte dem Schleicher, was anstrengend war, denn er wandte sich immer wieder mißtrauisch um, und manchmal konnte ich mich nur mit letzter Not in eine Nische zwängen. Aber«, Luigi lächelte selbstgefällig, »er bemerkte mich nicht. In Höhe des Hauses von Monsignore Trippa begegnete uns ein alter Kardinal, sonst war die Straße wie ausgestorben; ich wollte mich schon wundern, aber dann fiel mir ein, daß in mehreren Häusern Feste stattfanden. Mein Vater hatte damit geprotzt, eine Einladung bei den Strozzi zu haben, und im Vatikanpalast gab Casale eine Belustigung für die halbe Kurie. Der Schattenmann tat so, als sähe er den alten Kardinal nicht, und so schlichen wir grußlos auf die Engelsbrücke zu. Plötzlich fing der Mann an zu rennen, er stürzte sich auf die Dirne, packte sie um den Hals und zerrte sie zu der steilen Treppe, die von der Brücke hinunter zum Ufer führt. Sie trat mit den Beinen nach ihm und konnte sich für einen Augenblick losreißen, aber dann sprang sie der Kerl regelrecht an und stieß sie über die Treppe hinunter.«
    Atemlos lauschte Serena, die Hände zu Fäusten geballt. Ebenso reglos stand Cesare da und wartete auf den Fortgang der Geschichte.
    »Vor Schreck war ich ganz starr, sah aber aus den Augenwinkeln, daß Massimiliano auf der anderen Seite der Brücke zum Tiber hinunterkletterte, und hoffte inständig, er könnte das Schlimmste verhindern. Dann verschwand meine Lähmung, und ich schlich an die Treppe heran. Der Schattenmann war gerade unten angekommen und packte die Frau, die sich weinend aufrichtete und ihren Peiniger um Gnade anflehte. Er zerrte sie von der Engelsbrücke weg, hinüber zu einem Gebüsch. Dort lag das Ufer in tiefen schwarzen Schatten. Der Mann fühlte sich unbeobachtet. Ich kletterte hinunter und traf auf Massimiliano, der bereits seine Schuhe in den Händen hielt und mit hochgekrempelter Hose im Begriff war, ins Wasser zu steigen. Ich nickte ihm zu, und er watete am Ufer entlang den Fluß hinauf; wir wollten den Mörder in die Zange nehmen. Ich schlich näher heran. ›Ausziehen‹, befahl der Mann der Hure. Sie gehorchte, und er fingerte an seiner Hose und hielt seinen mächtigen Schwanz in der Hand. Die Frau bekreuzigte sich. Im nächsten Moment warf der Kerl sich auf sie. Um sie am Schreien zu hindern, drückte er ihr eine Hand fest auf den Mund. Sie wehrte sich nicht, sondern ließ seine wilden Stöße über sich ergehen. Das Ganze dauerte nicht länger als ein Paternoster. Dann ließ der Kerl von der Puttana ab, stopfte sich seinen Schwanz in die Hose und zog aus der Jackentasche ein blitzendes Messer. Er sprang nach vorn und stieß zu. In diesem Augenblick warf sich ein dunkler Schatten auf den Kerl; auch ich war losgestürmt und trat ihn mit voller Wucht zwischen die Beine. Der Mistkerl stürzte. Mit riesigen Augen starrte uns die Hure an. Massimiliano und ich

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