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Der Engel Schwieg.

Der Engel Schwieg.

Titel: Der Engel Schwieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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die mich andererseits natürlich von meinem Roman Abschied nehmen heißt… in diesem Augenblick, wo ich mit neuen Kapiteln, die das Ganze verbinden und abschließen sollten, dem, was mir vorschwebte, ziemlich nahe war.« Der Verlag drängt jedoch massiv auf Ablieferung des Manuskripts, was Böll zu einer konzentrierten Kraftanstrengung veranlaßt. Sieht man von einigen kleineren journalistischen Beiträgen ab, die er für den Pressedienst der ›Gruppe junger Autoren‹ schreibt,
    richten sich seine Bemühungen ab etwa Mitte Juli ganz auf die
    Fertigstellung des Romans. Am 17. August geht das zu diesem Zeitpunkt achtzehn Kapitel umfassende Manuskript an den Ver- lag – »es war eine elende Schufterei, auch für meine – Frau«, resümiert Böll am 22. August in einem Brief an Kunz, »wir haben ununterbrochen drei Wochen an der letzten Reinschrift gesessen«.
    Die Entscheidung hinsichtlich des Titels fiel offensichtlich erst im letzten Stadium der Arbeit: Er ist dem Schlußkapitel ent- nommen. Kurzfristig erwogen und in Vorschlag gebracht hatte Böll zuvor, im Mai 1950, »Kinder des Lichtes«, also einen Titel biblischer Provenienz, anspielend und verweisend auf jenen vielzitierten Vers aus dem Gleichnis vom ungetreuen Verwalter (Lukas, Kap. 16), der dann Jahre später, gemünzt auf den Welt- klugheit beweisenden ›christlichen Herrn Kostert‹, in Ansichten eines Clowns Verwendung findet.
    Der Roman wird im Oktober mit dem eingangs wiedergegebe- nen Prospekttext für Frühjahr 1951 angekündigt. In der Folge- zeit meldet der Verlag jedoch mehrfach Bedenken an, und Böll erklärt sich zu einer ›Bearbeitung‹ bereit. Am 4. März 1951 sendet er »das Manuskript zurück mit der ersten Ergänzung, die vor die erste Seite gehört«. Bei dieser Erweiterung handelt es sich um den – im Nachlaß nicht überlieferten, aber als Zeitungs- druck eruierten – Eingangsabschnitt von Kapitel I, der das Motiv des Engels präludierend einführt und auf diese Weise den Ro- mananfang mit dem Schluß verklammert, zugleich auch die Titelgebung plausibler macht.
    Abgeschlossen wird der Prozeß der Überarbeitung im April: Böll reicht eine zweite »Ergänzung zum Roman« (mit der Kapi- telzählung XVIIa) ein, die »vor den Schluß kommt«. Der neu- konzipierte Text, der gegen Ende – mit der erneuten Erwähnung des Engels, der »ihn damals in der Nacht begrüßt hatte« – dezi- diert auf die nachgetragene Eingangspassage des Romans zu- rückverweist, schließt insofern eine Lücke der Handlung, als er Klarheit darüber schafft, auf welche Weise das Testament Willi Gompertz, das im letzten Kapitel der Vernichtung anheimfällt,
    in die Hände Fischers gelangt. In diesem Zusammenhang gibt
    Böll außerdem die Anweisung, die Sequenz der Schlußkapitel zu verändern. Das ursprüngliche Kapitel XV, das den Tod der Eli- sabeth Gompertz darstellt, soll vor die eingesandte Ergänzung plaziert werden. »Für die letzten 6 Abschnitte«, heißt es im Be- gleitschreiben vom 10. April, »ergäbe sich also folgende Reihen- folge: XIV, XVI, XVII, XV, XVIIa, XVIII.« (Die vorliegende Ausgabe bietet diese letzte vom Autor autorisierte Kapitelabfol- ge, wobei die in den Niederschriften vorgefundene Zählung durch eine fortlaufende – XIV bis XIX – ersetzt wurde.)
    Die vorgenommenen Ergänzungen wie auch die Umgruppie- rung, die dem Roman fraglos eine stärkere Geschlossenheit verleihen und die Stringenz der Schlußpartie erhöhen, haben den Verlag offenbar nicht vollständig überzeugt, jedenfalls nicht dazu veranlaßt, seine – in der Korrespondenz nie konkretisierten
Einwände zurückzustellen. Böll, der seinerseits in den vorauf- liegenden Monaten mehrfach Selbstzweifel geäußert hat und aus dessen Briefen zunehmend Unlust und Gereiztheit sprechen, bietet zwar noch einmal an, »jene kleinen Disharmonien«, über die man gesprochen habe, zu beseitigen, hat dann jedoch offen- bar resigniert. Sein Engagement gilt inzwischen einem – aus Durchbruch bei Roßapfel herausentwickelten – Kriegsroman, den er schon am 25. Juli abliefern kann und dessen Drucklegung der Verlag sofort in die Wege leitet: Wo warst du, Adam? Am Tag darauf, also am 26. Juli, erbittet Böll das Engel- Manuskript zurück, da er es »sehr dringend« brauche. Diesem Wunsch wird am 30. Juli entsprochen.
    Der Beweggrund für die Rückforderung des Engel- Manuskripts ergibt sich indirekt aus einer Mitteilung, die Böll am 27. Juli Ada Kunz macht: Er habe den neuen Roman –

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