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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Manuel?“
    „Ja.“
    „Fuhr Manuel dann damit weg?“
    „Nein. Er gab es an einen Mann namens Santorini weiter.“
    „Und dann?“
    Davis senkte den Kopf.
    „Wir haben uns dann — ziemlich betrunken, glaube ich.“
    Ich lächelte ihm zu. „Eine Siegesfeier, sozusagen?“
    Er nickte nur.
    Stephen hatte sich meine neuerliche Fragerei erst etwas unwillig angehört, aber nun hatte er begriffen. Er schaute Davis lange an, dann sagte er:
    „Wie lange warst du mit Manuel an diesem Abend zusammen?“
    Jetzt hatte Davis auch verstanden, um was es ging.
    Eine Weile war es so still in dem Raum, daß man nur unseren Atem hörte.
    „Tja“, sagte ich, „dann muß ich die Anklage gegen Manuel wegen der beiden Morde fallen lassen.“
    Wir kamen überein, weder Mrs. Dardington noch Andrea diese Wahrheit zu sagen.

14

    Sie saßen sich schweigend gegenüber. Ich wußte, was nun jeder dachte. Jeder?
    Endlich sagte George Dardington:
    „Wenn ich das richtig verstanden habe, Mr. Marlowe — dann wissen Sie nun doch nicht, wer Collins und die Forjeon ermordet hat?“
    „Nein“, sagte ich, „ich weiß es nicht. Und ich heiße Marlon, nicht Marlowe. Phil Marlowe ist ein viel berühmterer Mann als ich, und ich habe den Eindruck, daß außer unseren Namen nicht viel Ähnlichkeit zwischen uns besteht.“
    „Verzeihung, Mr. Marlon“, sagte George, „legen Sie etwa noch Wert auf meine Anwesenheit?“
    „Nicht unbedingt, Mr. Dardington.“
    Er stand auf und nickte Bill, Davis und Stephen kurz zu. Dann kam er zu mir und gab mir die Hand.
    „Sehr anständig von Ihnen, Mr. Marlon, wie Sie das mit Davis hingekriegt haben. Ich habe eine Menge Beziehungen. Wenn ich Ihnen irgendwann mal behilflich sein kann, verfügen Sie bitte über mich.“
    Er nickte nochmals kurz in den Raum, ohne irgendeinen besonders anzuschauen, und sagte: „Grüßt Marguerita von mir, ich muß zu einer dringenden Besprechung.“
    „Wie geht es nun weiter?“ fragte Stephen, „ich habe das jetzt alles satt, satt bis hierher.“
    Bill zwinkerte mir zu.
    „Dieser Herr Detektiv scheint der Ansicht zu sein, einer von uns hätte Lynn erschossen. Warst du’s, Stephen?“
    „Natürlich!“ fuhr Stephen auf, „wer denn sonst? Ich war ja bekanntlich eifersüchtig auf ihn! Mir waren durch ihn ja die Hände gebunden, das reicht doch für einen Mord!“
    „Einen Moment, Bill“, warf ich ein, „Sie vergessen, daß Stephen damit ein noch größeres Übel für sich heraufbeschworen hätte: er verlor durch Collins’ Tod eine Stimme.“
    Bill kratzte sich auf seinem gewaltigen Schädel.
    „Verflixt — ja. Dann komme also nur noch ich als Mörder in Frage.“
    Stephen stand mit ärgerlich gerunzelter Stirn am Fenster. Er drehte sich mir zu.
    „Versprechen Sie sich von dem allem etwas? Glauben Sie wirklich, daß einer von uns der Täter ist?“
    Ich zuckte mit den Schultern.
    „Bill“, sagte ich, „hatte auch einen Grund. Und Davis hatte ebenfalls einen.“
    „Gründe!“ rief Stephen empört, „natürlich gibt es immer Gründe! Übrigens hat Davis das, was ihr ein Alibi nennt — oder?“
    „Sagt er, Stephen. Ich muß das erst prüfen. Manuel und er haben allen Grund, von einem Mord an Collins nichts zu wissen.“
    Davis erhob sich schwankend.
    „Ich weiß nichts von Collins“, knirschte er, „ich weiß wirklich nichts. Warum tun Sie erst so scheinheilig, wenn Sie’s nun doch nicht glauben?“
    Auch Bill kam auf mich zu, und sein gutmütiges Gesicht hatte sich rot gefärbt.
    „Sie!“ rief er, „ich kenne jetzt Ihre sauberen Tricks! So glatt wie heute morgen geht’s nicht mehr. Davis ist ein Windhund, aber er ist kein Mörder. Schreiben Sie sich das mal irgendwo hin, wo Sie es nicht vergessen.“
    „Schon gut, schon gut!“ winkte ich ab, „ich habe keinen von euch beschuldigt. So — ich muß jetzt weg. Vielleicht denkt ihr mal noch etwas darüber nach. Wahrscheinlich suchen wir in einer ganz verkehrten Ecke. Vielleicht mußten die beiden aus einem Grund sterben, den wir noch gar nicht kennen, aus einem Grund, der völlig außerhalb der Familie Dardington liegt.“
    „Das ist ein vernünftiges Wort“, sagte Bill.
    Ich ging hinaus. Die Sonne brannte auf die Blumen, auf das Haus und auf den Engel. Sie brannte auch auf meinen Wagen, in dem es so heiß war, daß ich das Lenkrad kaum anfassen konnte. Ich wendete und holte Mr. Smith, der sich in der Küche bei Mrs. Arillaga dick und rund gefressen hatte.
    Ich fuhr ganz langsam am Haus vorbei, aber ich

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