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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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mir, nach Mexiko zu gehen, wenn ich ihm mein Geld geben würde. Ich glaubte ihm, aber er ging nicht, sondern wollte neues Morphium haben. Schließlich versprach ich ihm, den ganzen Rest auf einmal zu stehlen; mit dem Geld wollte ich dann selber nach Mexiko gehen. Es war soweit alles klar, und am Freitag holte ich das letzte Morphium. Ich gab es Manuel und bekam gestern siebenhundert Dollar von ihm. Ich wollte mich sofort aus dem Staub machen, aber Manuel überredete mich, noch zu bleiben; er sagte, das würde sonst Verdacht erregen. Und dann kam auch gleich die Polizei. Ich dachte zuerst, es sei doch etwas schiefgegangen, aber dann war’s wegen Collins. Und dann sind Sie gekommen. Manuel traute der Sache nicht, und ich brachte heraus, daß Sie nicht Manning, sondern Marlon hießen und Detektiv waren. Ich wollte wieder weg, aber Manuel bewachte mich förmlich; er hätte sofort die Polizei angerufen, wenn ich getürmt wäre. Heute kam er dann und sagte, jetzt wäre es gerade günstig, ich solle sofort starten. Alles andere wissen Sie ja.“
    „Ich muß noch mehr wissen, Davis. Wie steht es mit der andern Sache? Kann Ihnen Manuel da was am Zeug flicken?“
    „Nein, Mr. Marlon, das ist alles in Ordnung.“
    „Gott sei Dank!“ rief Bill, stand auf und klopfte Davis auf die Schulter, „dann ist ja alles okay. Und ich dachte immer, du wärest da auch mit drin; dann hätte ich ihm ja schon längst den Kragen umdrehen können!“
    Man sah deutlich, wie sehr er jetzt bedauerte, es nicht getan zu haben.
    „Sie können“, sagte ich und schaute abwechselnd George Dardington und Stephen an, „Sie können den Mund halten, wenn Sie wollen. Manuel wird natürlich versuchen, Davis auch mit hineinzuziehen. Aber wenn von Ihnen keine Anzeige wegen Diebstahls vorliegt, kann die Polizei nichts machen. Mir persönlich würde die Anzeige wegen Mordes und Mordversuchs völlig genügen.“
    „Natürlich“, sagte Stephen nervös, „selbstverständlich erstatten wir keine Anzeige.“
    „Klar“, sagte Bill, „eine Dummheit kann jeder mal machen. Herrgott, bin ich froh!“
    Nun stand auch George Dardington auf. Er legte seinen schmalen, gutgeformten Kopf ein wenig schief und sagte:
    „Ich habe ein zweites Werk, ein etwas kleineres allerdings, in Nevada. Vielleicht sollte Davis eine Weile dorthin, bis das hier alles vorbei ist? Ich denke, es wäre so...“
    „Unsinn“, schnitt ihm Bill das Wort ab, „ich bin dafür, daß wir den Kleinen eine Weile genau unter die Lupe nehmen.“ Er wandte sich an Davis und packte ihn mit seiner riesigen Pranke im Genick. „Und wenn ich dich noch ein einziges Mal in diesem sauberen Club erwische, oder sonstwo, wo ein Dardington nicht hingehört, dann holt dich der Teufel! Was meinst du, Stephen?“
    Stephen nickte nur. Bill schob beide Hände tief in die Hosentaschen und wiegte sich grinsend in den Hüften. Er schaute Stephen an wie ein großer fetter Kater eine Maus.
    „Am Dienstag“, sagte er, „gehe ich wieder zum Notar. Und dann kannst du dir deine Karnickel einsalzen.“
    Stephen schnellte hoch. „Das wirst du nicht tun!“
    „Doch. Davis und ich haben jetzt die Mehrheit. Nicht wahr, Davis?“
    Davis schüttelte den Kopf.
    „Ich möchte jetzt nicht mehr dagegen stimmen, Bill. Es ist doch nun mal für Stephen so wichtig, und wir haben doch auch trotz der Kaninchen Geld genug. Was meinst du, Onkel George?“
    „Es war der Wille eures Vaters, daß die Versuche weitergeführt werden.“
    „Hol’s der Teufel!“ schrie Bill, krebsrot im Gesicht, „mir steht die ganze Familie bis hier oben hin! Wenn ich nur wüßte, wie ich euch entgehen könnte! An sich ist’s mir ja wurst, wie ihr euer Geld verplempert. Aber jedesmal, wenn ich diese armen Biester da rumhopsen sehe und mir dann vorstelle, was ihr damit macht, dann dreht sich mir der Magen um.“
    „Vielleicht“, sagte George bedächtig, „möchtest du nach Nevada gehen, Bill? Ich könnte dort einen tüchtigen Kerl gebrauchen.“
    Das Gespräch wurde abgebrochen, weil Eduard das Essen und den Wein brachte. Wahrscheinlich hatte er schon eine ganze Weile an der Tür gehorcht.
    Wir setzten uns wieder hin, und während des Essens wurde wenig gesprochen. Als wir fertig waren, fragte ich Davis:
    „Wann holten Sie das letzte Morphium?“
    „Am Freitag abend.“
    „Um wieviel Uhr?“
    „Das war — etwa um acht Uhr.“
    „Und was machten Sie dann?“
    „Ich fuhr in den Midnight=Club damit.“
    „Und dort gaben Sie es

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