Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
Spielchen?“, gaber zurück. Sie hörte, wie er laut ausatmete. „Hier sind die Regeln: Ich werde mich nur mit Ihnen unterhalten, Kitt. Ich darf Sie doch Kitt nennen, oder?“
„Ja, natürlich. Wie soll ich Sie nennen?“
„Netter Name“, ging er über ihre Frage hinweg. „Kitt … Kitty … klingt nach einem Kätzchen. Feminin. Sexy. Passt aber nicht zu einem Cop.“ Wieder eine Pause, abermals holte er tief Luft. „Aber natürlich nennt Sie bestimmt jeder nur Detective. Oder einfach nur Lundgren. Stimmt’s?“
„Das stimmt“, antwortete sie. „Aber es gibt ein Problem. Ich bearbeite nicht den Fall Entzel. Ich verbinde Sie mit dem zuständigen Team.“
Erneut ignorierte er sie. „Regel Nummer zwei: Erwarten Sie nicht, dass Sie von mir etwas gratis erhalten. Und es wird auch nicht leicht sein. Alles hat seinen Preis, und den bestimme ich.“
Seine tiefe Stimme klang noch relativ jung, und falls er wirklich rauchte, war es ihm so nicht anzuhören. Sie schätzte ihn auf fünfundzwanzig bis fünfunddreißig. „Gibt es auch noch eine Regel Nummer drei?“
„Vielleicht. Das habe ich noch nicht entschieden.“
„Und wenn ich nicht nach Ihren Regeln spielen will?“
Er lachte auf. „Doch, das wollen Sie. Sonst werden noch mehr kleine Mädchen sterben.“
Verdammt, war denn kein Mensch in der Nähe? „Okay, dann liefern Sie mir irgendeinen Beweis, dass Sie nicht bloß ein Spinner sind, der sich einen üblen Scherz erlaubt. Ich muss meinem Vorgesetzten etwas vorlegen, das …“
„Auf Wiederhören, Kitty.“
Er legte auf. Fluchend wählte Kitt die Nummer der Leitstelle. Da alle im Department eingehenden Telefonate übereine Zentrale liefen, musste eine Fangschaltung entweder manuell oder auf einen Anruf hin installiert werden. Allerdings wurde die Nummer jedes Anrufers festgehalten.
„Hier ist Lundgren, ich habe gerade einen Anruf erhalten, und ich brauche umgehend die Nummer.“
Zwei Minuten später kam der Rückruf. Brian persönlich war am Apparat. „Es war eine Mobilfunknummer, Kitt. Was ist denn los?“
Ein Mobiltelefon! Einen Anruf aus dem Festnetz konnte man zurückverfolgen, wenn die Verbindung wenigstens zehn Sekunden dauerte. Aber für ein Handy waren mindestens fünf Minuten nötig. Wenn der Kerl schlau war, wusste er, dass man bei den neuesten Modellen dank eines GPS-Chips nur zehn Minuten benötigte, um den exakten Standort des Anrufers festzustellen. Bei älteren Modellen, die noch nicht über diese Technologie verfügten, dauerte es Stunden, um die Position zu bestimmen. In der Zeit konnte ein Anrufer bereits hundert Meilen in eine beliebige Richtung zurückgelegt haben.
Sie sah auf ihre Uhr. Das Gespräch hatte nicht länger als drei Minuten gedauert, was bedeuten musste, dass der Typ mit Fangschaltungen vertraut war.
„Da hat jemand behauptet, er sei der Engelmörder“, sagte sie. „Der echte Engelmörder. Julie Entzel will er nicht ermordet haben.“
Brian stieß einen leisen Pfiff aus. „Ich schätze mal, du hättest nun gern den Namen und die Adresse, die zu der Nummer gehören.“
„So schnell es geht.“ Sie sah zum Büro ihres Sergeants und stellte fest, dass er auch noch nicht zurück war. „Ruf mich auf meinem Handy an.“
Sie legte auf, ordnete ihre Notizen und wollte eben den Raum verlassen, als sie Riggio und White hereinkommen sah. „Das wird Sie interessieren“, sagte sie zu den beiden und zeigte auf Sals Büro.
Als sie dort ankam, waren die beiden Detectives dicht hinter ihr. Sie klopfte an die offene Tür und trat ein, woraufhin der Deputy Chief von seiner Arbeit aufblickte und sie zu sich winkte.
„Ich wurde eben von einem Mann angerufen, der sich für den Engelmörder ausgab“, begann sie ohne Vorrede. Sie sah, dass ihr alle zuhörten, und fuhr fort: „Er behauptet auch, er habe Julie Entzel nicht getötet.“
„Warum ruft er Sie an?“, wollte Riggio wissen.
Kitt sah ihr in die Augen. „Er will, dass ich den Trittbrettfahrer ausfindig mache und aufhalte.“
„Sie?“
„Ja.“
„Wieso?“
„Keine Ahnung.“
Sal machte eine nachdenkliche Miene. „Was konnten Sie sonst noch in Erfahrung bringen?“
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass er Raucher ist. Sein Alter schätze ich auf fünfundzwanzig bis fünfunddreißig. Er sagte …“ – sie warf einen Blick auf ihre Notizen – „… ‚Jemand hat mich kopiert. Jemand ahmt mich nach. Und das mag ich gar nicht.‘“
„Haben Sie den Anruf zurückverfolgen lassen?“
„Außer
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