Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
mir war niemand im Büro. Als ich ihn in die Warteschleife legen wollte, warnte er mich, ich solle keine Spielchen mit ihm treiben.“
„Sie haben die Leitstelle angerufen …?“
„Sofort, nachdem er aufgelegt hatte. Der Anruf kam von einem Mobiltelefon. Ich warte noch auf die Rückmeldung, wem es gehört.“
„Und erwähnte der Anrufer sonst noch etwas?“
„Er nannte zwei Regeln. Wenn ich sie nicht befolge, werden weitere Mädchen sterben und …“
Bevor sie aussprechen konnte, fiel White ihr ins Wort. „Ich denke, er hat behauptet, nicht Julie Entzels Mörder zu sein. Woher weiß er dann, dass noch mehr Mädchen sterben werden?“
„Das hat er mir nicht gesagt, darüber kann ich nur Vermutungen anstellen.“
„Vielleicht weiß er ja, wer der Nachahmer ist“, überlegte White.
„Vielleicht“, stimmte Riggio ihm zu. „Vorausgesetzt, wir können ihm überhaupt ein Wort glauben.“
Kitt sah die Frau fragend und verärgert zugleich an. „Wollen Sie sich nicht noch anhören, was er außerdem gesagt hat?“
Riggio nickte knapp.
„Er hat mir zwei Regeln genannt. Erstens: Er spricht nur mit mir, mit niemandem sonst.“
„Also bitte!“
Der höhnische Einwurf kam von Riggio, doch Kitt ging darüber hinweg.
„Und zweitens?“, fragte Sal.
„Wir sollen nicht erwarten, dass wir von ihm etwas gratis erhalten. Es wird auch nicht leicht sein. Alles hat seinen Preis, den er bestimmen wird.“
„Heißt das, er will Geld?“, wunderte sich White.
Kitt schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass er dasmeint, wenn er von einem Preis spricht. Allerdings hat er bis jetzt noch keinerlei Forderungen aufgestellt.“
„Und ob er das gemacht hat.“ Sal sah zwischen den dreien hin und her. „Er verlangt, dass Sie den Fall übernehmen.“ Er griff nach dem Telefonhörer und rief seine Sekretärin Nan Baker an. „Nan, ist Sergeant Haas aus der Pause zurück?“ Eine kurze Unterbrechung. „Gut, dann schicken Sie ihn zu mir.“
Vor seiner Beförderung zum Abteilungsleiter war Sergeant Jonathan Haas Brians Partner gewesen, und man kannte ihn als einen guten und zuverlässigen Cop.
Der große blonde Sergeant betrat Sals Büro und trug den Geruch von Hamburgern und Fritten herein. Es sah aus, als sei ihm etwas Soße auf die Krawatte getropft. Auch wenn die beiden Männer in ihrer Art nicht unterschiedlicher hätten sein können, verstanden Sal und Haas sich gut. Ganz zu Beginn ihrer Karriere waren sie sogar mal Partner gewesen.
Während Sal ihm die Ereignisse schilderte, klingelte Kitts Mobiltelefon. „Lundgren.“
„Kitt, Brian hier. Schlechte Neuigkeiten. Die Nummer gehört zu einem Prepaid-Telefon. Ich habe allerdings den Namen des Geschäfts, in dem das Gerät gekauft wurde.“
Nicht nur schlau, sondern gerissen! „Das wird erst mal genügen müssen. Vielleicht landen wir ja einen Treffer.“
Während sie ihr Telefon wegsteckte, wandte sich der Sergeant ihr zu. Sie ließ ihn und die anderen wissen, was sie erfahren hatte.
Haas nickte. „Ich möchte jeden Anruf zurückverfolgen, der für Sie eingeht, hier im Department und bei Ihnen zu Hause. Und ich will, dass sie alle aufgezeichnet werden.“ Dann sah er zu Riggio. „Liegt der Autopsiebericht vor?“
„Ja, Sergeant, den habe ich gestern Abend noch abgeholt. Leider keine neuen Erkenntnisse. Sie wurde erstickt, so wie es auch bei den drei ersten Opfern der Fall war. Unter den Fingernägeln war nichts zu finden. Keine Anzeichen für irgendwelche sexuellen Handlungen. Keine Verletzungen, die darauf hindeuten könnten, dass sich das Mädchen zur Wehr gesetzt hat. Nur der Bluterguss an der Stirn.“
„Könnte das weiterhelfen?“, wollte Sal wissen.
„Der Pathologe hält es für einen Daumenabdruck.“
„Der Kerl ist so leise wie eine Katze“, warf White ein. „Niemand in der Nachbarschaft hat etwas bemerkt.“
„Der Makler will mir noch heute eine Liste der Leute geben, die sich das Haus angesehen haben“, fügte Riggio hinzu.
„Fingerabdrücke?“
„Die Spurensuche arbeitet noch daran, aber bislang ist alles mit den drei früheren Morden identisch.“
„Bis auf die Hände“, hielt Kitt dagegen. „Und das ist ein ganz erheblicher Unterschied.“
Im Zimmer machte sich Schweigen breit, bis Detective Riggio erklärte: „Wir haben keinen Beweis dafür, dass der Anrufer nicht bloß ein Spinner ist. Im Register Star wird auf der Titelseite und weiter hinten ausführlich über den Fall berichtet. Der Typ war vielleicht bloß
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